versprechen, euch zu warnen vor über¬ eiltem Tun! Sie fürchtet für euch!“ „Gute Mutter,“ murmelte Emma leise und setzte lächelnd hinzu: „Du bist also mit mir bei der Sache?“ „Gewiß edles Fräulein —“ „Und willst mir beistehen — die Flucht vorzubereiten?“ „Alles, was ihr wollt, tu ich, edles Fräulein,“ rief Lise in heller Begei¬ sterung für ihre junge Herrin aus Fhab's ja insgeheim schon lang gedacht, daß es so am besten wäre!“ „Nun denn, so wollen wir alles über¬ legen, was noch zu tun ist,“ lächelte Emma, und Herrin und Zofe begannen ihre Ansichten über die beabsichtigte Flucht auszutauschen. Der Plan, den Ritter Wigbert zur Be¬ freiung Emmas ersonnen, war zwar ein¬ fach, aber er erforderte viel Kühnheit und noch mehr Glück. Er hatte von der Zofe noch am Hermarsche von Leon¬ stein nach Steyr erfahren, daß der Graf von Schaumburg, in dessen Veste sich die Gefangenen des Matthäus von Rohr befanden, diese durchaus nicht in stren¬ gem Gewahrsam hielt, da er die Mauern seiner Burg für hoch und seine Mannen für zahlreich genug hielt, daß an eine Flucht aus Grünburg nicht zu denken war. Wigbert kannte diese Veste aus seinen jungen Jahren her, wo er oft genug ge¬ weilt, noch recht genau. Im Burggarten hatte er recht oft mit dem jungen Volk sich herumgetrieben und erinnerte sich jetzt an jenes kleine Pförtchen, das durch die äußere Mauer hinaus in den Wald führte, der sich am Berghange abwärts bis hinunter zur Ortschaft zog. Den Zweck des Pförtchen kannte er nicht, wohl kannte ihn aber auch in der Burg keiner mehr. Der tiefe und breite Graben um diese äußere Mauer, in wel¬ chem das Pförtchen führte, machte dessen Bewachung unütz und wirklich kümmerte man sich auch nicht darum, wenn nicht Feinde die Burg bedrohten, was jetzt nicht der Fall war. Als ihm Lise auf 217 seine Fragen versichern konnte, sie habe das in den Graben führende Pförtchen gesehen, da war sein Plan auch fertig, zumal er die Unmöglichkeit einsah, die Lösesumme rasch, wenn überhaupt, auf¬ zutreiben. Er wollte Emma zur Flucht verhelfen war sie glücklich bei ihrer Mutter, so würde Matthäus von Rohr wohl für die Herren von Stadel und von Traisen das Lösegeld auf eine erschwingbare Summe herabsetzen, das war voraus¬ sichtlich. Und so teilte er der Lise, die er als resches herzhaftes Ding kennen ge¬ lernt hatte, seinen Plan mit, leider mußte es in Gegenwart Frau Ottilias geschehen, und diese für seinen Plan ge¬ wonnen werden, was denn insoferne ge¬ lang, als er sie überredete, das Mäd¬ chen mit neuerlichen Unterhandlungsauf¬ trägen nach Grünburg zu senden. Die Lise war gleich bereit, ihre junge Herrin und Ritter Wigbert zu unter¬ stützen, an Emmas Bereitwilligkeit zu entfliehen, zweifelte Wigbert nicht und hatte sich auch nicht getäuscht. Der junge Ritter suchte sich aus seinen Stückknechten acht handfeste, waghalsige Burschen aus und gewann für sie gutes Geld für sein Unternehmen. In einer Köhlerhütte unweit Grünburgs, dessen Besitzer mit einem seiner Leute weit¬ schichtig verwandt und von diesem mit Wigberts Gelde gewonnen war, wurden sie auf Umwegen dahingebracht, am Abend vor der Ausführung seines Pla¬ nes seine Leute und die Pferde unterge¬ bracht, und Wigbert stieg im Finstern mit Kurt und zweien der Knechte müh¬ sam den Schloßberg hinan, ausgerüstet mit Seilen und einigen Werkzeugen, die sie zu benötigen glaubten. Das Glück war dem kühnen Verliebten hold — es regnete stark und ein heftiger Wind pfiff um die Mauern der Burg. Dem Ritter pochte das Herz vor Er¬ regung, als sich Kurt und einer der Knechte daran machten das Türchen der kleinen Pforte mit dem Brecheisen zu
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