216 XIV. Lise war nach Grünburg zurückgekehrt mit leeren Händen, zum Leidwesen der Gefangenen, zur Wut des Herrn Matthäus von Rohr, der darob gewaltig wetterte und fluchte, und hoch und teuer schwur, von dem verlangten Lösegeld nichts nachzulassen. „Werden schon mürbe werden in Steyr,“ sagte er zu dem Schloßherrn, der gleichgiltig die Achseln zuckte, sonst aber seinem Waffengefährten vollkom¬ men Recht gab. Die Herren von Stadel und Traisen hatten sehr enttäuschte Gesichter gemacht bei der unwillkommenen Botschaft und auch Fräulein Emma war darob sehr niedergeschlagen. Die Lise hatte aber für sie ganz allein eine Botschaft mitgebracht, und beim ersten Alleinsein mit ihrer Herrin, berichtete sie ihr dieselbe. Je länger diese Berichterstattung währte, desto mehr heiterten sich Emmas Züge auf und röteten sich ihre Wangen. „Und meine Frau Mutter weiß vom Plane?“ frug sie, als Lise endlich im Erzählen innehielt. „Sie war ja dabei, wie der Ritter Hinterholzer mit mir die Sache be¬ sprach,“ meinte die Lise, „und war sie auch nicht ganz einverstanden damit, da sie sich wenig Erfolg und nur schlim¬ me Dinge für den herzhaften Ritter ver¬ sprach, so wußte dieser doch so schön zu bitten und sie zu überzeugen, daß für euch, edles Fräulein, im Falle, des Mißlingens seines Planes, keine Gefahr vorhanden sei, daß sie die Sache abzu¬ warten versprach —“ „Es bleibt der armen Frau Mutter auch kein anderer Ausweg übrig,“ seufzte Emma. „Ich weiß ja nur zu gut, daß wir gar nicht so reich sind und dann da hat Ritter Wigbert Recht, mi߬ lingt ihm der Plan, läßt es mich nie¬ mand entgelten, so ritterlich ist auch —77 ein Rohrer „So wär't ihr einverstanden damit, edles Fräulein, mit dem, was Ritter Wigbert vor hat?“ frug Lise überrascht. „Ei, ja doch, meine Liebe,“ rief Fräu¬ lein Emma mit blitzenden Augen aus, wenn Wigbert sich meinetwegen in Ge¬ fahr begibt, soll er es nicht bereuen! Es wäre doch feige von mir, der es mit mir und meiner Frau Mutter so gut meint, ihn nicht zu unterstützen.“ „Aber, edles Fräulein, wenn dem Rit¬ ter Wigbert bei dem Streich etwas zustößt?“ frug die Lise. Fräulein Emma erbleichte etwas und fühlte plötzlich Herzklopfen, bald aber überwand sie dieses beklemmende Ge¬ fühl und sagte fest: Gott schütze ihn vor jeglichem Unfall! Aber selbst wenn ich „nein“ sagen möchte, könnte ich nicht wer würde es ihm hinterbringen? Er läßt mir durch dich sagen ihn in der dritten Nacht von heute, im Schlo߬ garten zu erwarten — er wird mich durch die kleine Pforte, die von dort durch die Umfassungsmauer in den Wald führt, der fast bis an die Burg dort heranreicht, in Sicherheit bringen — der Plan gefällt mir und da wir über Nacht nicht eingeschlossen sind, können wir auch dort sein.“ „Wenn wir aber die Pforte nicht öffnen, oder nicht über den Graben ge¬ langen können,“ warf Lise ein, „und dann, die Wache, wenn sie uns zur Un¬ zeit entdeckt Emma schüttelte unmutig das Köpf¬ chen. „Das wird sich alles finden,“ sagte sie mit mißbilligendem Blick zu ihrer Zofe hinüber, „das alles wird Wigbert, der ja die Grünburg gut kennt, wohl überdacht haben! Ich begreife deinen — Kleinmut nicht, Lise. Du bist doch onst ein wackeres Mädchen!“ „Oh, edles Fräulein,“ rief Liese hastig aus und ergriff die Hand ihrer jungen, mutigen Herrin, „ihr seid ebenso tapfer als schön und gut! Nicht meinetwegen, habe ich auf die Gefahren hingewiesen, die bei einer Flucht von hier uns be¬ dräuen — eurer edlen Frau Mutter mußte ich vor meiner Rückkehr hieher
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