und ich gehe, wie er es befohlen hat, heut', wie schon vor vierzehn Tagen einmal, nach Steyr zu der edlen Frau Ottilia, um wegen des Lösegeldes, das der Buschklepper für uns verlangt, zu unterhandeln.“ „So befindet sich Emma, Fräulein Emma, gefangen auf Grünburg?“ frug Ritter Wigbert hastig und hohe Röte färbte sein Antlitz. „Sie und die beiden Herren,“ nickte das Mädchen. „Und sie befindet sich wohl?“ frug Ritter Wigbert. „Der Matthäus Rohrer hat sie doch ihrem edlen Stande gemäß behandelt?“ „Ei, ja doch,“ meinte das Mädchen, den jungen Rittersmann, der sichtlich in Aufregung durch die Nachricht ge¬ riet, welche er soeben erhalten, mit Worten und Geberden beruhigend, „wir haben sonst nicht zu klagen, wenn's auch gerade kein Vergnügen ist, die Welt von den Mauern der Veste Grünburg aus anzusehen. Mein edles Fräulein ist wohl und guter Dinge, und tröstet die zwei alten Herren — so Gott will, hoffe ich, daß das Geld, das der Rohrer für uns fordert, bereits vorbereitet ist, und 77 wir aus dem Käfig loskommen „Schau, schau, meinte der Haderer, der mit großem Interesse dem Ge¬ spräche zugehört hatte, während welchem sich die Söldner, die das Mädchen ange¬ halten hatten, einer nach den andern weggeschlichen hatten, „da hören wir ja recht nette Dinge! Also der Schaum¬ burger ist auch im Bunde mit den Roh¬ rern, da wird der Herzog kein allzu¬ strenges Gericht halten können, und für uns gibt es weitere Arbeit.“ Dabei sah er den Ritter Hinterholzer an, der bei den letzten Worten etwas verlegen den Helm lüftete und aus¬ weichend sagte: „Ja — leider, ich wollt' ich hätt' — jetzt freie Hand „Was leider,“ polterte der Haderer heraus, „das Herz soll euch lachen bei der Aussicht, aber, hm, hm, euer Herz 213 scheint jetzt, seit die Dirne gesprochen, in Grünburg zu sein, ist's nicht so?“ Gewiß,“ entgegnete Ritter Wigbert fast trotzig, „und eh' das edle Fräulein Emma nicht von dort zurück ist, wozu ich alles tun will, was ich vermag, wird 77 es auch dort verbleiben „Na, macht euch das selber ab,“ lachte der Haderer gutmütig, „mit Ver¬ liebten redet sich's ja schlecht! doch jetzt merkt, daß wir wieder weiter ziehen, mögt die Dirne da auf einen der Wa¬ gen unterbringen, da könnt ihr bis Steyr alles erfahren, was ihr wissen wollt! Dort aber begebt euch zu mir, denn der Herzog dürfte uns beim Tor er¬ warten!“ Der Haderer ging auf die Straße hinaus, und während Kurt seines Herrn Pferd herbeiholte, richtete dieser hundert Fragen, eine hastiger als die andere, an das Mädchen, das nicht rasch genug dem Ritter alles mitteilen konnte, was dieser über ihre Herrin zu wissen wünschte. Als die Pfeifer und Trommler das Zeichen zum Weitermarsch gaben, suchte Ritter Wigbert selber ein Gefährte, das mit Gepäck beladen war, aus und hieß das Mädchen aufsteigen, das dankbar das Anerbieten annahm. Als Wigbert doch endlich nichts mehr zu fragen hatte, begab er sich wieder zum Haderer an die Spitze des Zuges, nachdem er noch seinem Knappen be¬ fohlen hatte, neben dem Wagen einher¬ zureiten, auf dem das Mädchen saß, was dem braven Kurt recht genehm zu sein schien. XIII. Wieder saßen sich Frau Ottilia von Kerschberg und Ritter Wigbert in der¬ selben Stube gegenüber, wie vor eini¬ gen Monden, aber es war jetzt vieles anders geworden zwischen den beiden. Als die von Leonstein Heimkehrenden in die Stadt eingezogen waren, was ohne eine Begrüßung seitens des Stadt¬ richters und Beifallsrufen der dankbaren Steyrer Bürger nicht abgegangen war,
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