XII. Der Herzog war mit den beiden be¬ freiten salzburgischen Gesandten nach Steyr zurückgekehrt, nachdem das Feuer die Veste Leonstein bis auf den Grund ausgebrannt hatte und viele Mauern dabei eingestürtzt waren. Was das Feuer verschonte, wurde durch Menschenhand unbrauchbar gemacht, und all die waf¬ fengeübten Kriegsleute, die noch vor we¬ nigen Tagen todesmutig gegen die Be¬ satzung Leonstein gekämpft hatten, müh¬ ten sich jetzt im Schweiße ihres Ange¬ sichtes ab, die Mauern des Raubnestes umzustürzen, und bald war auch dies getan; ein wüster Schutt= und Trümmer¬ haufen bezeichnete schon nach einigen Ta¬ gen nur mehr die Stelle, wo Ober¬ österreichs trotzigste Burg gestanden. Nach einem Rasttage, den der Feld¬ hauptmann Ritter Haderer seinem Kriegsvolk gönnte, trat er mit dem¬ selben den Rückmarsch nach Steyr an, wohin sich viele Ritter schon früher be¬ geben hatten. Wigbert, der sein Stückzeug verladen hatte, während man Leonsteins Mauern abbrach, ritt mit dem Haderer an der Spitze der heimkehrenden Schar, deren Jauchzen und Singen oft den Lärm übertönte, welchen die Pfeifer und Trommler mit ihren Instrumenten machten. Noch etwa eine Wegstunde von Steyr entfernt, ließ der Haderer Rast halten, denn er wollte in guter Verfassung in Steyr einziehen; die Bürger sollten den Mannschaft die Strapatzen wenigstens am Aeußeren nicht anmerken. Da wurde an den Waffen nachgesehen, die Sattlung bei den Pferden gerichtet, oder das Schuhwerk in Ordnung ge¬ bracht, dort tranken sich ein paar Söld¬ ner eines zu, und der Marketender ging ab und zu durch die scherzenden fröh¬ lichen Gruppen. Auch der Feldhauptmann ging mit den Herren die Kolonne ab, hier lobend, dort tadelnd. Da vernahmen sie aus einer Gruppe Söldner, auf der angren¬ 211 zenden Wiese, die etwas abseits der Straße standen, lautes Lachen und, Joh¬ len, dazwischen übertönte aber der Lärm eine helle weibliche Stimme, an deren Ton zu erkennen war, daß ihre Inha¬ berin nicht in bester Laune sein mochte. „Hat das wilde Volk sicher ein Weibs¬ bild entdeckt, das ihr Unstern ge¬ rade jetzt daher geführt,“ brummte Rit¬ ter Haderer, „wollen doch sehen, was dort los ist, hab's nicht gern, wenn meine Leute am Marsch das Bauernvolk behelligen.“ Und er schritt die Wiese einwärts mit den Herren und einigen Leibknappen derselben, auf die Gruppe zu. Es zeigte sich bald, daß der Feldhauptmann recht geraten hatte, denn fünf oder sechs Söldner standen um eine junge, nach städtischer Dienstbotenartgekleidete Dirne herum, und suchten ihr, so oft sie ihnen entkommen wollte, den Weg zu verstellen, wobei es an Scherzreden nicht fehlte, die die Dirne mit flinkem Zünglein erwiderte und herzhaft nach den kecken Kriegern schlug, wenn einer ihr näher kam. Als sie die nahenden Ritter erblickte, rief sie ihnen schon von weitem zu: „Das ist ein sauberes Volk, das ihr edle Herren da habt, wollen herzog¬ liche Söldner sein, und behelligen ein ehrbares Mädel, das nach Steyr gehen will — sagt ihnen, den Uebermütigen, sie sollen mich meines Weges gehen lassen.“ „Na, wir haben die Jungfer, die wir am Wege hier eingeholt haben, nur gefragt, wohin sie will, und als Zoll für jeden von uns ein Küßchen verlangt, so wie es unser Recht ist,“ sagte einer der Söldner aufklärend zu dem Haderer und lachte, das Mädchen aber fiel schlag¬ fertig ein: „Ihr wißt den Kuckuck was recht ist, und neugierig seid ihr, wie die Affen, das kann ich sagen, doch jetzt laßt mich gehen.“ „Hm,“ machte es jetzt der grimmige Haderer, der endlich zu Wort kam, „ich 14*
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