210 Herzog Albrecht III. runzelte die Stirn, sein hastiges Ziehen an den Zöpfen und das Zucken der Unterlippe bewies, welch' ein Sturm in seinem In¬ nern tobte. Aber bald hatte der Herzog wieder die Ruhe gefunden, die ihm sonst eigen war, und er wandte sich an seinem Feldhauptmann. „Entwaffnet die Besatzung der Veste Leonstein, mein lieber Ritter Haderer, sagte er, und rauh und befehlend klang seine Stimme. „Führt diese Leute nach Steyr, dort wollen wir über ihr ferneres Geschick entscheiden. Leonstein aber zün¬ det an, brennt mir das Raubnest bis auf den Grund nieder, und was die Flamme nicht zerstören kann, das stürzt um — Leonstein soll nimmer wieder ein Hort für Wegelagerer sein, es ist für — gewesen! Amen!“ alle Zeiten Die Ritter, die den Herzog umgaben, hattem bei diesem strengen Befehle, den er sprach, ehrfurchtsvoll die Häupter ent¬ der Herzog aber wandte sich, — blößt noch bleich vor innerer Aufregung, an Wigbert und sagte in freundlicherem Tone: „Ritter Hinterholzer, ihr hattet Recht, als ihr dem Hüssendorfer sagtet: Ein Rohr fällt den Röhrer, wollen's euch gelegentlich gedenken!“ Und mit gnädigem Nicken des Hauptes wurden die Herren entlassen. Bald darauf ritt der Herzog, gefolgt von seinen Rittern, zur Burg Leon¬ stein hinauf. Sein erster Gang war die beiden salzburgischen Gesandten, die Ba¬ rone Goldeck und Felber, aus dem Ge¬ fängnisse, das eigentlich gar kein sol¬ ches war, denn es bestand aus zwei großen, hellen, gut eingerichteten Zim¬ mern im I. Stockwerke des großen Wart¬ turmes, zu befreien. „Wollt uns das nicht übel nehmen, so euch hier wiederfahren, ihr Herren,“ hatte er unter herzlichen Händedrücken zu den beiden Herren gesagt, „aber auch der Fürsten Wille ist nicht allmächtig —“ „Gegen die hinterlistige Art und Weise, wie der Rohrer uns hier festsetzte, wäre der römischen Majestät Macht elber nicht ausreichend gewesen,“ ent¬ gegnete Baron Goldeck artig. „Das konnte wohl niemand ahnen, daß ein Adeliger so elend handeln könne.“ Der Herzog nickte. „Der Rohrer hat euch doch eurem Stande gemäß behandelt, ihr Herren?“ fragte er. „Ja, doch,“ erklärte Baron Felber. „Wollt uns zwar durchaus dazu be¬ stimmen, um Lösegeld zu schicken, doch verhandelten wir um die Höhe der Summe so lange, bis Leonstein von euch, gnädigster Herr, eingeschlossen war. Da kam auch niemand durch, durch eure Posten, und das Unterhandeln hatte ein Ende! Schließlich wollte uns der Rohrer bestimmen, für ihn bei euch, Herr Her¬ zog, zu sprechen, aber wir lehnten auch das ab, und so hatten wir, obwohl streng bewacht, Ruhe vor ihm.“ „Der Rohrer kam wohl jeden Tag zu uns,“ ergänzte Baron Goldeck die Erzählung, „allein wir gaben nichts auf eine hochfahrenden Reden, und so blieb's einerseits beim leeren drohen! Die letzten Wochen sahen wir ihn selten, der Rohrer hatte wahrhaftig auch genug anderes, zu tun, als mit uns zu plau¬ dern und war gescheidt genug, einzu¬ sehen, daß ein Gesandter unverletzlich ist.“ „Was anjetzo sein Glück ist,“ sagte der Herzog kurz, „hätt' ihn an Leib und Leben geschädigt, so er sich an euch freventlich vergangen haben würde!" Und Herzog Albrecht der III. reichte den beiden Herren nochmals die Hand und die Gesandten verließen, in des Herzogs Gefolge, die Burg Leonstein. Noch am selben Tag loderten die gierigen Flammen aus dem Gemäuer der Veste Leonstein heraus, die, beleckt von dem gierigen Element, wie eine bren¬ nende Riesenfackel in's Land hinein¬ leuchtete.
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