200 der Herzog selber sandte, konnte ihn Frau Ottilia als Tänzer für ihre Toch¬ ter nicht zurückweisen, und sich tief ver¬ neigend vor dem hohen Herrn stürmte Wigbert davon, während der Herzog sich mit den Herren in ein Gespräch über die Fehde mit den Rohrern einließ, gab Frau Ottilia mit freundlicher Miene und bösem Blick ihrer vor Freude er¬ rötenden Tochter Emma die Erlaubnis zum Tanze mit Wigbert, im Stillen den sie ehrenden und ihr doch so un¬ willkommenen Einfall des Herzogs herz¬ lich verwünschend. VIII. Wenige Tage darnach zog aus den Mauern Steyrs eine beträchtliche Streit¬ macht. Beim heutigen „Föhrer=Scha¬ cherl“ hielt Herzog Albrecht III. Mu¬ sterung über die Scharen, die allerdings bunt genug durcheinander gewürfelt waren. Voran zogen die prächtig ge¬ rüsteten Ritter mit ihren kleineren oder größeren Häuflein Reisiger, je nach ihrem Reichtum. Nach ihnen dann kam das Fußvolk der Stadt Steyr und dann das des Herzogs, bewehrt mit Schwert und Messer, Armbrüsten, Spießen, und sogar der Dreschflegel war nicht selten. Es war eben nur zusammengeholtes Pack, für den Augenblick aufgenommen. Die meisten machten nur Schwert und Sturmhaube zu Kriegern. Viele trugen auch Panzer, wenn auch nicht der besten und schönsten Art — den Beschluß bil¬ dete eine Abteilung von etwa 200 Mann, die mit Feuergewehren bewaffnet wa¬ ren*) und an deren Spitze der Fähn¬ rich mit der Herzogsfahne sich befand. Der Herzog selber führte diese Scharen nach Leonstein und gegen Abend dessel¬ ben Tages war die Veste umzingelt. „Ritter Wigbert folgte dem kleinen Heer mit dem Geschütz, das aus etlichen Kanonen und Mörsern bestand und *) Es war das erstemal, das in jener Zeit in Oester¬ reich der Gebrauch der Feuergewehre und des groben Geschützes bei der Belagerung einer Deste erwähnt wird. Woher Herzog Albrecht III. die Geschütze bezogen, ist nicht bekaunt. schwer transportabel war, da man Laf¬ fetten und Räder noch nicht kannte. Er sollte seinen Marsch tunlichst beschleu¬ nigen. Am anderen Mittage traf er auch wirklich mit der Artillerie und der Ba¬ gage in Leonstein ein, und der Herzog hielt sofort einen Kriegsrat, dessen Er¬ gebnis war, daß der Ritter von Hüs¬ endorf und Ritter Wigbert den Auftrag erhielten, in die Burg hinauf zu reiten und Wilhelm von Rohr zur Uebergabe der Veste aufzufordern, wie das bei Er¬ öffnung einer ritterlichen Fehde der Brauch war. Wilhelm von Rohr, dessen Brüder zur Verteidigung anderer Güter ihrer Fa¬ milie abwesend waren, empfing die Ab¬ gesandten des Herzogs im Rittersaale beim Humpen sitzend. Er ließ ihnen durch den Burgvogt einen gefüllten Pokal reichen, nachdem er ihnen vorher Be¬ scheid getan, und sagte, als der Burg¬ vogt den Pokal wieder auf den Tisch gestellt hatte, in seiner rauhen höhni¬ schen Weise: „Die Botschaft auszurichten, könnt ihr euch ersparen, ihr Herren! kenne sie ja! Auslieferung der Salzburger Gesandten, Uebergabe der Veste und wehmutsvolle Abbitte meinerseits, kniefällig natürlich, vor dem gnädigsten Herrn! Es ist doch so, he?“ Die beiden Ritter nickten. „Gewiß,“ sagte der Herr von Hüs¬ sendorf ruhig, „und mich däucht, daß es recht und billig ist —“ „Euch däucht eben das, was der Her¬ zog für gut findet,“ meinte der Roh¬ rer spöttisch, „und wir wollen uns da¬ rüber auch nicht streiten! Wenn ihr mir im Uebrigen sonst nichts zu sagen habt.“ „Können wir wieder gehen, meint ihr?“ frug der Ritter von Hüssendorf unmutig und fuhr, als der Rohrer lachend nickte, fort: „wollens auch tun, sobald wir eure Antwort auf des gnä¬ digsten Herrn Herzogs Forderungen ge¬ hört haben!“
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