Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1917

rend nun das junge Volk zu tanzen be¬ gann, auf eine Gruppe Herren zu, die in einer Fensternische um die Aebte von Gleink und Garsten geschart waren. Da waren auch der Stadtrichter und die sechs Räte der Stadt Steyr*) unter ihnen, der Ritter Haderer und viele Adelige. Auf diesen Kreis älterer Herren, die eben die Sache der Rohrer angelegent¬ lich besprachen, trat nun der Herzog zu. „Wovon war die Sprache?“ frug der Fürst freundlich, als bei seinem Zutritt das Gespräch stockte. „Ist doch der Steyrer Wohl und Wehe, was ihr da abgehandelt habt, ihr Herren?“ „Allerdings gnädigster Herr Herzog,“ entgegnete der Stadtrichter, zu dem die letzten Worte vornehmlich gesprochen waren, ehrerbietig. „Wir sprachen von 77 den Rohrern „Ah —“ machte der Herzog, seine Zöpfe streichelnd, „das geht freilich meine schöne Stadt Steyr recht sehr an macht euch Schaden genug, der Wil¬ helm Rohrer — soll's aber bleiben lassen in Hinkunft, denn wir haben be¬ schlossen, den frechen Gesellen mit dem Schwert zu züchtigen, wie er's verdient! Wir haben ihn heute noch einmal mah¬ nen lassen an seine Pflicht, er hat ab¬ gelehnt uns zu gehorchen, wohlan, über¬ morgen, so Gott will, ziehen wir gen Leonstein. Die Herren sahen sich vielsagend an bei diesen Worten und der Haderer strich schmunzelnd den buschigen Schnur¬ bart, doch keiner von ihnen erwiderte etwas, da sie mehr zu erfahren hofften. Der Herzog schien aber nicht geneigt, weiters über das, was er vor hatte, zu reden. In diesen Augenblicke ging Ritter Wigbert mit einem Steyrer Patriziers¬ sohn daher und wollte der Gruppe aus¬ weichen, der Herzog aber hatte ihn er¬ blickt und gab ihm ein Zeichen, sich zu nähern, was Wigbert ehrerbietig tat. *) Bildeten den Magistrat und waren von den Bürgern gewählt. 199 „Ihr seht ganz prächtig aus als Rit¬ ter,“ sprach ihn der Herzog freundlich an, und ließ seinen Blick wohlgefällig auf der kräftigen Gestalt des jungen Ritters verweilen. „Freut uns, euch wohlauf zu sehen! Unser Feldhaupt¬ —“ er deutete auf Ritter Haderer mann „hat uns etwas erzählt, wenn ich nicht irre, daß ihr im Reich draußen die neue Kriegskunst erlernt habt und mit den Feuerwaffen gut umzugehen ver¬ 77 steht Wigbert nickte und verbeugte sich zum Zeichen der Zustimmung. „Ei, das kommt uns recht gelegen, meinte Herzog Albrecht III. freundlich, „und da ihr gebeten habt um Dienste bei uns, so nehmen wir euch mit Freu¬ — Was sagtet ihr wohl zu den auf. so einem Stuckmeister, lieber Ritter Ha¬ derer?“ wandte sich der Herzog an diesen. „Versteht seine Sachen, hab ihnge¬ prüft und wohl unterrichtet gefunden,“ sagte der Feldhauptmann kurz. „Ist auch der Posten grad frei.“ „Dann wollt ihr den Ritter Hinter¬ holzer dazu bestellen,“ meinte der Her¬ zog und nickte dem freudig überraschten Wigbert zu. Dann setzte er rasch hinzu als er sah, daß Wigbert danken wollte: „Hat morgen Zeit, daß ihr euch mit dem Haderer besprecht, denn wir wollen nicht, daß wir den Damen anjetzo einen strammen Tänzer entzögen, würden uns kaum Dank wissen dafür! Seht, Herr Ritter, doch da hinüber, dort sitzt Frau Ottilia von Kerschberg und ihr schönes Töchterlein ist eben ohne Tänzer! Wird es kaum übel nehmen, die edle Frau, wenn ihr ihr vermeldet, daß wir euch dem edlen Fräulein an unserer Stelle zum Reigen senden!“ Mit diesem Auftrage bezweckte der Herzog wohl weiter nichts, als Wigbert leutselig zu verabschieden. Der junge Rit¬ tersmann aber, schon freudig bewegt durch seine Ernennung zum herzoglichen Stuckmeister, war durch die letzten Worte förmlich selig geworden, denn wenn ihn

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