mit ihm beisammenstanden, hatten Bei¬ fall genickt. Unter diesen Herren, mit denen der Haderer da über die Anwesenden seine Meinung austauschte, befanden sich auch der Abt von Gleink und dessen Neffe, der Ritter Wigbert, welch' letzterer, so oft es sich tundließ, nach der schönen Emma hinüberschielte, die es ihrerseits an freundlichen Blicken herüber nicht fehlen ließ, zum großen Ergötzen des Abtes von Gleink, den die Blindheit der Liebenden, die sich nicht beobachtet wähnten, höchlich belustigte. Da ihm sein Neffe das Wort gegeben, vorläufig auf jeden Versuch, die Kerschbergerin für ihn günstiger zu stimmen, zu verzichten, so gönnte er dem Paare, das er gern vereint hätte, sein harmloses Vergnügen und freute sich über die zornigen Blicke, die Frau Ottilia zeitweilig dem schmuken Ritter Wigbert herübersandte, denn auch ihr war die Augensprache ihrer Tochter mit Wigbert nicht entgangen. Die ritterlichen Abzeichen, die Wigbert heute zum erstenmale trug, mochten sie wohl auch etwas ärgern, denn die schnelle Erhebung Wigberts in den Ritterstand schien ihr kein günstiges Zeichen dafür daß derselbe sein Ziel, ihre Tochter zur Gemahlin zu erhalten, jetzt fallen lassen werde. „Emma, ich verbiete es dir, immer dort hinüberzusehen, wo, wo der Ritter Haderer sich befindet,“ flüsterte sie zornig ihrer Tochter zu, als sie wieder einmal einen Blick derselben erhaschte. „Das schickt sich nicht für ein junges Mädchen!“ „Ei, liebste Mutter, wohin soll ich denn sehen?“ entgegnete Emma errötend und machte sich mit dem gestickten Gürtel¬ täschchen zu schaffen. „Dazu weiß ich wirklich nicht, was ich Unrechtes begehe, wenn ich den braven Ritter Haderer an¬ — man erzählt sich Wunderdinge sehe von seiner Tapferkeit, und da dachte ich — „Denke mehr darauf, daß du die Tochter der reichen Kerschbergerin bist, 197 als an die Kriegshelden,“ zischte Frau Ottilia bedeutungsvoll hervor und hätte wahrscheinlich noch einiges dergleichen hinzugefügt, wenn nicht das Zeichen ge¬ geben worden wäre, daß der Herzog nahe. Sofort verstummte das Gemurmel, es bildete sich in der Mitte des Saales eine Gasse und aller Augen wandten sich der Türe zu, durch welche Herzog Albrecht III., von einem Tusch der auf der Gallerie befindlichen Musikanten be¬ grüßt, soeben eintrat. Er schritt nicht auf den Thronsessel zu, sondern wandte sich sogleich an eine der ihm zunächst befindlichen Damen, die er ansprach, dann tat er dasselbe bei der nächsten und kam so allmählich nur vorwärts, denn er hatte fast für jede der erschienenen Frauen eine Frage, einen Scherz und dergleichen und ließ sich von ihm schon bekannten Damen wohl auch hie und da noch unbekannte Damen vorstellen. Auch Frau Ottilia sprach er an, denn er kannte sie und ihre Familie, und die stolze Kerschbergerin war glücklich, als sie dem Herzog ihre Tochter gleichfalls vorstellen durfte. Emma knirte zierlich bei dieser Vorstellung und der Herzog meinte lächelnd, ehe er weiter ging: „Wir wünschen eurer Tochter einen Ehegemahl, der ihrer würdig ist sollet ihr, edle Frau, etwa darum ver¬ legen sein, so wollen wir gerne mit Rat und Tat euch an die Hand gehen bei der Auswahl!“ Und mit freundlichem Kopfnicken wandte er sich einer anderen Dame zu. So war der Herzog endlich den Saa entlang gekommen, ließ sich aber nicht am Thronsessel nieder, sondern sah einen Augenblick über die Menge hin, die den Saal füllte. Der Burggraf von Steyr gab der Musik ein Zeichen, die sofort wieder mit einem kräftigen Tusch einfiel und dann ein Tanzstück zu spielen begann. Herzog Albrecht schritt jetzt auf die Frau des Stadtrichters von Steyr zu und bot ihr seinen Arm. Für die Damen
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2