euch auf anderem Wege Nutzen zu bringen.“ „Das heißt mit anderen Worten, du gehst und wir können zusehen, wie wir davon kommen,“ sagte Wilhelm von Rohr zähneknirschend und schlug mit der geballten Faust auf den Tisch, das die silbernen Deckel der Humpen klirrten. „Hagel alle Wetter, hüte dich, du bist in meiner Gewalt und ich hätte Lust, dich zu den beiden Salzburgern zu schi¬ cken, damit sie Gesellschaft haben.“ Jetzt stieg Herrn Wolfgang die Galle in's Blut. Mit einem Ruck richtete er sich auf und trat auf den Bruder zu. „Versuch es,“ rief er und die Zornader schwoll auf seiner Stirne hoch auf, „bist du auch das Haupt der Rohrer, so bist du doch nicht der Herr! Ich bin mit euch gegangen, solange es gegen den Herzog ging, der auch nicht mein Freund ist, da halte ich auch weiter mit — aber mit dem Buschklepper und Wegelagerer halte ich es nicht! da sei Gott vor!“ Die Wirkung dieser hastig und rauh hervorgestoßenen Worte Wolfgangs auf einen Bruder Wilhelm war eine un¬ beschreiblich erregende. Kreideblaß im Antlitze sprang Wil¬ helm von Rohr auf. Im Nu blitzte das hastig aus der Scheide gerissene Schwert in seiner nervigen Faust und mit vor Zorn blutunterlaufenen Augen stürzte er mit hochgeschwungenem Schwerte auf Wolfgang zu, indem er mit heiserer Stimme schrie „Das soll dir der Satan lohnen! Ein Rohrer ist kein Wegelagerer und auch keine Memme, wie du!“ Herr Wolfgang hatte, als sein Bru¬ der aufsprang, sofort die Gefahr er¬ kannt, die ihm drohte, denn er hatte schon wiederholt Proben von dem jäh¬ zornigen, unbändigen Temperamente des¬ elben erhalten. Mit einem mächtigen Satze war er vom Fenster weg und riß, da er ohne Waffen war, eines an der Wand hängenden Schwerter her¬ ab und stand im nächsten Augenblicke 195 schon kampfbereit da, den Angriff Wil¬ helms erwartend. Es wäre auch ganz sicher zu einem Zweikampfe zwischen den beiden Brüdern gekommen, wenn nicht Matthäus und Andreas, durch diesen heftigen Auftritt plötzlich aus ihrer bereits beginnenden Weinseligkeit ernüchtert, gleichfalls vom Tische aufgesprungen, sich mit Schwer¬ tern versehen und sich zwischen die streitenden Parteien geworfen hätten. Ehe Wilhelm von Rohr sich Wolfgang noch so weit genähert hatte, daß er das Schwert gebrauchen könnte, hatten Matthäus und Andreas ihm dasselbe aus der Hand geschlagen und hielten den sich sträubenden und vor Wut förmlich brüllenden Wilhelm fest und suchten ihn mit guten Worten zu besänftigen. Wolfgang aber, der sah, daß sein Bruder wehrlos war, warf nun sein Schwert demselben vor die Füße und rief: — „Was ich gesagt, dabei bleibt's nimmer beteilige ich mich an deinem Tun! Gott verzeih dir, was du an ich mir jetzt vollbringen wolltest will's vergessen haben, aber dein Dach beherbergt mich nicht länger! Gott be¬ schütze uns Rohrer!“ Und damit eilte Herr Wolfgang aus dem Saale, die sich Tür heftig zuschlagend, während Matthäus und Andreas bemühten, Wil¬ helm von Rohr zu verhindern, ihm nach¬ zustürzen und denselben endlich auf sei¬ nen Stuhl niederzudrücken. Wilhelm von Rohr schnob förmlich vor Wut, aber der Jähzorn dauert zum Glück nie lange und so war es auch hier. Der grimmige Wilhelm von Rohr wurde rascher als Matthäus und An¬ dreas es zu hoffen wagten, ruhiger und eine Besonnenheit kehrte zurück. Sein Fluchen wurde milder und er ergriff endlich den Humpen und ihn an die Lippen setzend knirschte er in ohn¬ mächtiger Wut: „Jeder Tropfen sei Gift für diesen Schuft, der sich einen Rohrer nennt!“ 133
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