Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1917

S0 E — — ∆ 1 □s U00O O6C * N Ischler Erinnerungen. Von Dr. Zawodnp. 1 Dott erhalte, Gott beschütze, un¬ liebsten. Hier fand er den Frieden, die sern Kaiser unser Land!“ Aus Ruhe! Hier lebte er ganz seiner Familie Millionen Kehlen klang auch im dritten und kam doch pünktlich seinen schweren Kriegsjahre die einzig schöne Hymne Herrscherpflichten nach! Hier konnte er mit noch größerer Inbrunst als sonst sich vom Herzen seinem einzigen Ver¬ zu Gott dem Allmächtigen, Zeugnis ge¬ gnügen hingeben — der Jagd! 8So bend wie geliebt der Herrscher Oester¬ flink er als junger Mann den Gemsen reichs wird! Dies blutige Jahr hat erst des Traunsteins nachsetzte, so sicher gezeigt, mit welcher Liebe und Opfer¬ pirschte er, bis in das allerletzte Jahr freudigkeit man an dem Kaiser hängt! den Hirsch der grünen Waldberge! Alle Ein Fleck im schönen Oesterreich wird in Jäger auf meilenweiter Entfernung sind diesen Tagen doppelt schwer die Kriegs¬ auf den trefflichen Kaiserschützen stolz. last empfinden, weil sie ihm seinen Kaiser Die einfachen Leute lieben ihn von zurückhielt! Den Kaiser, der bis zum ganzer Seele; sie konnten immer den Jahre 1914 seit seinem 2. Lebensjahre Sommer, der ihnen den Kaiser brachte, den 18. August in Ischl feierte! Als ein¬ nicht erwarten, und mit Begeisterung jährigen Knaben trugen ihn die zarten sprachen sie von seiner Treffsicherheit, Mutterhände sozusagen in die Alpen¬ seiner Ausdauer und seinem sicheren welt hinein. Lang und beschwerlich war Blick! Eine Kaiserjagd war ein fest¬ damals die Reise von Wien nach Ischl. liches Ereignis, ein Tag der Freude Es gab noch keine Eisenbahn, Schnell¬ für die Jäger des Salzkammergutes und Luxuszüge gehörten noch ins Reich Bei halbwegs schönem Wetter fuhr der der Fabel, und der alte Reisewagen Kaiser fast täglich zur Jagd, meist nach stand noch hoch in Ehren. dem Mittagessen gegen 3 Uhr. Das wu߬ Alle Wandlungen der Zeit hat der ten die Einheimischen, wenn der Burg¬ Herrscher mitgemacht. Den Postwagen, gendarm auf der Ebenseer Brücke steht die Eisenbahn, Dampfschiff und zuletzt fährt der Kaiser! Alt und jung beeilte das Auto. Aber bis zum Kriegsaus¬ sich dann, den Kaiser zu sehen, wie er bruch fehlte er in diesen Tagen nie in in seiner echten alten Jägertracht, allein Ischl! Seine kurz bemessene Ferienzeit im Wagen sitzend, dahinfuhr! Die Rück¬ verlebte er am grünen Ufer der Traun, fahrt war stets eine Art Huldigungszug! ein heimlicher Zauber zog in dahin! Denn alle Kurgäste wandelten in der Von allen seinen schönen Schlössern, Abendzeit auf der schönen Ebenseerstraße, von seinen herrlichen Gütern war ihm dabei immer spähend, ob nicht bald die die kleine einfache Villa in Ischl am traditionellen Schimmeln mit dem gut¬ 173

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