hoff, Eisenhändler und Gemeinderat, be¬ lobt hat, so wurde vom Statthalter hierauf dieser Gemeinderatsbeschluß fi¬ stiert und am 22. Oktober erschienen zwei Statthaltereidekrete, welche den ganzen Gemeinderat auflösen, die neu¬ en Wahlen anordnen und vom Bür¬ germeister die einstweilige Fort¬ führung der Geschäfte im Na¬ men des Statthalters anordnen, was aber der Bürgermeister, als mit dem Gemeinderate im vollen Einverständnisse und den Landesausschuß nicht anerken¬ nend, ablehnte. Mittlerweile war der Sturz des Minist. Graf Hohenwart in Wien erfolgt und hierauf ersuchte der Statthalter und auch der zum kaiser¬ lichen Kommissär designiert gewesene Be¬ zirkshauptmann Obermüller persön¬ lich den Bürgermeister um die Fortfüh¬ rung der Geschäfte bis zur Installier¬ ung der neuen Gemeindevertre¬ tung, deren Wahl im Dezember statt¬ finden wird. Der Herr Bürgermei¬ ster fungiert also jetzt als Amts¬ leiter. Für das angestrebte Realgymna¬ sium, dessen Errichtung von allen Stel¬ len bevorwortet und auch vom Mini¬ sterium wiederholt mündlich zugesichert worden war, ist dessen ungeachtet keine Bewilligung eingelangt, daher am 1. Oktober die bisherige, aber neben der bereits errichteten Bürgerschule unmög¬ lich gedeihen könnende Unterreal¬ schule wieder fortgesetzt werden mußte, welche auch wirklich in ihren 4 Klassen nur 87 Schüler erhielt. Am 1. Oktober hat unser neuer Ge¬ meindesekretär Dr. Johann Parger aus Linz den Dienst ange¬ treten, nachdem der frühere Sekretär Viktor Frappart entlassen worden war. Obst gibt es fast gar keines und die Teuerung der Lebensmittel steigt fortwährend. Die gleichfalls beab¬ sichtige Preissteigerung des Bieres um 2 kr. pr. Maß ordinäres veranlaßte zu 165 Ende des Monats Oktober eine De¬ monstration von zirka 400 Fabriks¬ arbeitern vor dem Rathause, welche aber ganz bescheiden eine Deputation zum Bürgermeister sendeten, welcher darauf sogleich die Bräuer holen ließ und die¬ elben zur Beibehaltung des alten Prei¬ ses pr. Maß 14 kr. bewog. Herr Josef Werndl legte auf sei¬ nen erkauften Voglfeldern noch einen zweiten Fischteich und einen Tiergarten an. Am 11., 15. und 18. Dezember fan¬ den die Gemeinderatswahlen und am 13. auch die Wahl des Stey¬ rer Landtagsabgeordneten un¬ ter sehr zahlreicher Beteiligung der Wäh¬ ler statt und wurden trotz sehr starker klerikaler Agitation die früheren Ge¬ meinderäte mit dem Bürger¬ meister Josef Pöltl und dem Ab¬ geordneten Franz Wickhoff mit großer Majorität wieder gewählt. Die Charakteristik des Jahres 1871 in Bezug auf die Witterung und Fruchtbarkeit ist: Ziemlich strenger Winter bis 18. Februar, März normal und nicht trocken, April sehr naß und stürmisch, aber leider auch der Mai und Juni und zum Teil noch der Juli, so daß der Kornschnitt erst am 18. Juli begonnen werden konnte; August und September waren die einzigen schönen Monate des Jahres, aber gar zu trocken. Obst gab es fast gar keines und die Weintrauben wurden gar nicht reif, da Oktober und November ebenfalls sehr schlecht waren und im ganzen Dezember eit Menschengedenken der strengste Win¬ ter herrschte. Ein ausgezeichnet miser¬ ables Jahr! Die allgemeine Staatslage war bis zum Sturze des klerikal=förder¬ alistischen Ministeriums Hohenwart für die deutsche Bevölkerung Oesterreichs sehr kritisch, auch herrschte eine große Teuerung der Lebensmittel.
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