Am 6. Oktober besichtigte der k. k. Kriegsminister FML. Kuhn die hiesigen Werndlschen Gewehrfabriken. In den letzten Tagen Oktobers wurde auf der neuen in dem Felsen ausge¬ sprengten Straße der Verkehr für Privatfuhrwerke eröffnet; und da die Entscheidung für eine hölzerne Gitterbrücke über die Enns er¬ folgt ist, auch zu deren Bau sowie zum Durchstich in Kraxental begonnen. Da wegen der Holzbezugsrechte in den fürstl. Lambergschen Waldungen der Herrschaft Steyr noch unzählige Prozesse schweben und deshalb die Holzschläge¬ rung in demselben schon seit ein paan Jahren gerichtlich eingestellt ist und des¬ halb bereits ein fühlbarer Holz man¬ gel herrscht, ist die Bevölkerung zur Heizung größtenteils auf die Wolfs¬ egger Braunkohlen angewiesen welche auch bereits massenhaft auf der Eisenbahn eingeführt werden. Im Ok¬ tober bereits über 6000 Zentner. Endlich wurde doch auch zu der schon im Vorjahre beantragten Abbrechung und Versetzung der von der unteren Ennsbrücke aufwärts auf der neuen Bahnhofstraße befindlichen und dieselbe beengenden Objekte, nämlich links des Röhrenbrunnenbeckens und rechts des Feuerlöschrequisitenhauses im November begonnen und kommt der Brunnen rechts in die Mauer am Hause Nr. 276 und letzteres in die Feldgasse. Die Anlegung und Aufdämmung der neuen Bahnhofstraße vom Seidlfelde außerhalb der Häuser, längs des Vier¬ telmayr=Gartens bis auf das Bahnhof¬ Plateau kosteten der Stadtkommune (ohne der von der Bauunternehmung getragenen Grundeinlösung) doch 1266 fl. und jetzt muß erst noch die Straßen¬ strecke bis zur Ennsbrücke reguliert und gepflastert werden. Die vor der Eröffnung der Eisen¬ bahn hier nicht gekannte Beheizung durch Braunkohlen ist bereits jetzt ein unentbehrliches Bedürfnis gewor¬ 157 den, daher deren Zufuhr bereits massen¬ haft ist. Da die Zahl der Arbeiter in den Werndlschen Fabriken bereits 2500 über¬ steigt und auch die übrigen Werkstätten mit Arbeit gesegnet und daher gut besetzt sind, so herrscht ein sehr fühl¬ barer Mangel an Wohnungen, ebenso auch an Gasthöfen mit Gast¬ zimmern zur Fremdenbeherbergung, in dem jetzt nur der einzige Gasthof „Zum Schiff“ diesfalls nennenswert ist. Kleine Schenken und Kneipen schießen dagegen in großer Zahl empor und befördern nächtliche Unsicherheit und Raufhändel. Die Frau Elisabet Duckart, Messingfabriks=Direktorsgattin und Be¬ sitzerin des vormals Reichlschen Gar¬ tenhauses in Schönau, hat dem Milden Versorgungsfonde 20.000 fl. in 5% Metal. Oblig. zur Adaptierung des Bür¬ gerspitales geschenkt und noch 4000 fl. auf Stiftungen für Dienstboten, Waisen, und Blinde gespendet. Die städtische Gemeinde=Umlage von den direkten Steuern ist von 40% auf 35% vermindert worden. 1369 Um auch von den auf der Bahnhof¬ straße fahrenden Fuhrwerken, trotz der Protestation der Eisenbahndirektion eine Pflaster= und Brückenmaut erheben zu können, erbaute die Stadtkommune da¬ selbst ein recht zierliches Schranken¬ mauthaus aus Riegelwänden. Am 12. März erkaufte die Stadt¬ kommune das Köstlerhaus auf der Ennsleiten Nr. 252 um 2800 fl. zum Ab¬ bruche für die dort sehr notwendige Straßenerweiterung. Am 22. März kaufte die Spar¬ kasse von der Innerberger Aktien Ges. das Hauptgewerkschaftliche Haus Nr. 101 am Stadtplatze um 30.000 fl. zur Unterbringung der noch immer unentgeltlich im Rathause befind¬ lichen Sparkasse=Lokalitäten und läßt da¬ selbst ein drittes Stockwerk. aufbauen.
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