Am 4. September kam endlich vom k. k. Kriegsministerium an die Werndlsche Fabrik die erste Bestellung von 100.000; neuen Infanteriege¬ wehren nach dem Werndl=Holubschen Hinterladungssysteme um 27 fl. 75 kr. für das Stück, welche bis Ende 1868 fertig sein müssen. Am 6. und 7. September wurde an der Steiermarker Telegraphenlinie ein zweiter Draht gezogen zu einer Schlin¬ genverbindung nach Waidhofen, wo eine Nebenstation errichtet wird Das großartige Gewehrfabriks¬ gebäude, welches an der Stelle der früheren Doktormühle an der Steyr er¬ baut wurde, ist bereits fertig und bereits schon wieder ein neues ebenso großartiges Fabriksgebäude ersteht auf dem von Herrn Werndl erkauften Ri߬ chen Garten nächst der Schwimmschule. Auf dem Eisenbahnhofe Beginn der Planierung und Schienenlegung. Joh. Almeroth, Eisenhändler, baut ein Haus außerhalb der Stadtpfarrkirche an der Gastenerstraße, dessen kolossale Grundmauern im Hundsgraben stehen und im Oktober bereits vollendet sind. Infolge der durch das hohe Silber¬ agio begünstigten massenhaften Ge¬ treide= und Viehausfuhr, beson¬ ders aus Ungarn in das Ausland, steigt die Teuerung noch immer fort, so daß der Metzen Weizen bereits 7 fl., Korn 6 fl., 1 Pfund Rindfleisch 24 kr. kostet und ein Brot um 2 kr. kaum mehr vier Bissen gibt; glücklicherweise sind dock Obst und Most billig (der Eimer zirka 2 fl.), indem es wirklich fast an genü¬ gender Unterkunft für die ungeheuren Massen desselben gebricht. Am 4. Dezember wurde auf Werndls Kosten auch der Bau einer ganz neuen fahrbaren Brücke vom Kohl¬ anger nach Voglsang oberhalb des dort bisher bestandenen städtischen Fußgeher¬ steges begonnen, welcher letzterer dann abgebrochen wird indem künftig ohne¬ hin die neue Brücke als öffentlicher Kommunikationsweg und im Notfalle 153 auch zum fahren benützt werden kann, für welche öffentliche Benützung die Stadtkommune an den Fabriksbesitzer Werndl nur einen kleinen Beitrag zu leisten haben wird, was bisher der kleine Steg gekostet hat, indem im nächsten Frühlinge auf der Voglsanginsel an¬ statt der dortigen Sägemühle und 2 Schleifen noch eine neue große Gewehr¬ fabrik gebaut wird. Die Gasbeleuchtungs=Ein¬ richtung im Rathause, Theater und Erjesuitengebäude, dann die bei der Röhrenlegung vorgekommenen Felsen¬ sprengungen haben der Stadtkassa zu¬ sammen 2229 fl. gekostet. Die barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz, welche vor einigen Jahren zur Krankenpflege in Privathäusern und Waisenkinder=Ver¬ pflegung vom hies. wohlt. Frauenvereine aus der Schweiz hieher gerufen worden waren und bisher in Ort gewohnt ha¬ ben, erkauften im Jahre 1867 das Haus Nr. 137 in der Berggasse. 1868. Am 6. Jänner ist der Vorstadt¬ pfarrer Alois Himmelreich, welcher seit 1833 Pfarrer und zuletzt durch mehrere Jahre ganz blind war, in einem Alter von 81 Jahren ge¬ storben. Es gibt viele Krankheiten, darunter eine förmliche Blatternepidemie, welche viele Erwachsene, selbst alte Leute befällt. Am 10. Februar ist der hiesige Sadt¬ pfarrer, Dechant, Schuldistrikts=Auf¬ seher und Ehrendomherr Alois Zwey¬ thurn, welcher sein Amt seit November 1855 mit anspruchloser christlicher Liebe und ohne alle Politik versah, auf einer Erholungsreise in seinen Geburtsort Natternbach im Innkreise am Schlage gestorben, im Alter von 58 Jahren. Der Verschönerungsverein, welcher sich hier im Jänner konstituier hatte, jetzt bereits 300 Mitglieder zählt und darunter die ersten Persönlichkeiten
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