Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1917

150 Am 15. November kam das 1. Bataillon des k. k. 11. Infan¬ terieregiments Kronprinz von Sachsen als ständige Garnison nach Steyr, wurde anfänglich einquar¬ tiert und bezog später die von der Stadtgemeinde gemieteten Schemalzim¬ mer. Am 6. Dezember hat die Stadtkom¬ mune für den milden Versorgungsfond das Lazaretthaus Nr. 197 um 6795 fl. erkauft. Da das Eisenbahnzentralkomitee es verstanden hatte, den Eisenbahnbau von St. Valentin bis Steyr und von St. Michael in Steiermark bis Vil¬ lach als einen höchst dringenden Not¬ standsbau höchsten Ort darzustellen und dazu sogar einen Staatsvorschuß von 5,000.000 fl. zu erhalten, so mußte derselbe natürlich auch (wenn auch nur pro forma) sogleich in Angriff genom¬ men werden. Es fand daher am Sankt Johannstage, den 27. Dezember auf dem Felde beim Fischhubergute, oberhalb des Ramingbaches, wo ein großer Durch¬ stich gemacht werden muß, von dem hoch¬ würdigen Herrn Kanonikus, Dechant und Stadtpfarrer Alois Zweythurn unter Assistenz nach der kirchlichen Einsegnung und einer passenden Rede der erste Spatenstich statt, im Beisein des Herrn Generaldirektors Georg Aichinger, des Bauunternehmers Schwarz namens des Konsortiums Klein, Schwarz und Brassay, dann den beiden Gemeindevor¬ stehungen der Stadt und St. Ulrich und einer bedeutenden Volksmenge, endlich von ungefähr 40 Arbeitern mit Spaten und Schiebkarren, welche sogleich nach Beendigung der kirchlichen Zeremonie die Arbeit begannen. Ein freieres und kraftvolleres Leben begann allerwärts zu pulsieren und das hohe Silberagio beförderte den Absatz unserer Industrieerzeugnisse und Naturprodukte ins Ausland. Außer un¬ seren übrigen Industriellen erhielt nach dem Frieden auch die bereits großartige Werndlsche Waffenfabrik viele Bestellungen aus dem Auslande und auch Aufträge von unserer Regierung zur Abänderung vieler Tausend Ge¬ wehre in Hinterlader nach Wänzls Systeme. Auch in der Finanzlage unserer Stadt ist bereits eine wesentliche Bes¬ serung eingetreten, indem die aus dem Vorjahre herübergeschleppten Bauschul¬ den bezahlt und keine neuen bedeuten¬ den Bauten zugewachsen sind; daher sich auch der Passivstand in diesem Jahre um 4367 fl. — also schließlich auf 56.504 fl. vermindert hat. Da aber noch große Auslagen für die Eisenbahn, Gasbeleuch¬ tung, Pflasterung usw. bevorstehen, so kann natürlich eine Verminderung der 40prozentigen Gemeindeumlagen auf die direkten Steuern und 20 Prozent auf die Verzehrungssteuer noch gar nicht gedacht werden. 1867. Bei den Eisenbahnerdarbeiten waren im Monate Jänner bei Haiders¬ hofen und von Ramingsteg aufwärts bis in die Engelhofleiten zirka 400 Arbeiter beschäftigt. Am 26. Jänner Arbeiterkrawall bei der Hammermühle, wobei Gendar¬ merie und Militär einschritt. Am 28. Jänner fand hier vom Land¬ bezirke Steyr die Landtagsabge¬ ordnetenwahl statt, welche anstatt des Notars Kiderle auf den Advokaten¬ konzipienten Dr. Reinhart beim Advo¬ katen Dr. Pierer in Steyr fiel. Am 31. Jänner wurde als Land¬ tagsabgeordneter der Stadt Steyr anstatt des vormaligen Bürger¬ meisters Anton Haller nun der Eisen¬ händler Franz Wickhoff und in Enns für den Industriebezirk der hiesige Ad¬ vokaturskonzipient Dr. Johann Hoch hauser, welcher seit Aichingers Aus¬ tritt (1. Dezember) 1866) als unser Rechtskonsulent bestellt ist, mit großer Majorität gewählt; endlich wurde auch der Armaturfabrikant Josef Werndl von der Handels= und Gewerbe¬ kammer zum Landtagsabgeord¬

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