Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1917

141 9SeSSS Meister Glümelhuber. Oberösterreich tat das Seine, ihm das Hichel Blümelhubers Meisteratelier, Auls das festliche Haus an der Hügellehne, Bleiben zu ermöglichen. Eduard Leisching, vor dessen Fassade sich die Blumengewinde damals noch Vizedirektor des Oesterreichi¬ schen Museums, trat öffentlich für Blümel¬ wie Regenbogen wölben und dessen Fenster so lachend ins Land hinausblicken, hat einen huber ein, die heimatlichen Mäzene be¬ warben sich um seine Arbeiten, der Staat unverkennbar künstlerischen Zug im Antlitz. Es harmoniert plötzlich hatte nicht ganz mit Aufträge für der alten Stey¬ ihn. Aus eige¬ rer Architektur, ner Kraft ge¬ aber es ist doch worden, von ganz oberöster¬ Staat und Land reichisch=heimat¬ erkannt und ge¬ lich empfunden. fördert, zählt Und wer ge¬ Michel Blümel¬ huber zu den we¬ nauer hinsieht, findet auch gleich nigen glücklichen den Zweck im und zufriedenen Wohnhaus, die Künstlern in Oe¬ Werkstatt des sterreich. Seine aus dem Handwerk emporgeblühte Kunst¬ Meisters. Der eine Schornstein dort hinten hat sein besonderes Gepräge, und das übung gilt als eine einzigartige.1Er lustige Rauchwölkchen, das aus ihm wir¬ schneidet aus dem härtesten Stahl Gebilde, wie man sie kaum je aus weichem Gold belt, hält sich nicht an die Mahlzeiten des Tages. Dort ist die Meisterschule für und Silber zu gestalten vermochte, und Stahlschnitt, die Michel Blümelhuber sich er selbst nennt seine Kunst eine über¬ geschaffen, in der er eine Kunst lehrt, mütige, weil sie alle Eigenschaften des Materials zu einer ungeahnten Steige¬ die unsrer Zeit verlorengegangen war. Das war kein geringes Aufsehen, als rung zwingt. Der härteste Stahl muß ein einsamer, unbekannter junger Mann lächeln und lieblich tun, muß sich zu aus der Stadt Steyr auf den Weltaus¬ Diademen für schöne Frauen formen stellungen in London und Paris einige und hergeben, was wir nie in ihm künstlerische Arbeiten aus Stahl zur Aus¬ gesucht hätten. Es ist eine nachdenkliche, langsam schaffende Kunst, die der Meister stellung brachte, in denen die Fachleute übt und die er seine Schüler zu lehren nicht allein eine Wiederbelebung sondern bemüht ist. Er schneidet Prunkstücke aus auch eine hohe Vervollkommnung des Eisen¬ Stahl und schmückt sie mit künstlerischen und Stahlschnittes erkannten, der zur Zeit Allegorien und Sinnbildern, die dem rasch¬ der Renaissance blühte, sich aber schon zu Ende des siebzehnten Jahrhunderts wieder lebigen, vom Deutlichkeitsfieber besessenen verlor. Sogleich war man mit Anerbietun¬ Geschlecht unsrer Tage wahre Rätsel auf¬ gen zur Hand für den jungen Meister, geben. Nur der Liebhaber, nur der in und er wäre uns beinahe nach Amerika diese überlieferte Bildersprache Eingeweihte entführt worden. Nur sein Heimatgefühl kann sie mühelos lesen. Er hat eine alte widerstrebte der Versuchung, und das Land Kunst erneuert, aber doch viele ihrer Aus¬

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2