Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1916

227 „Was macht das Kind?“ fragte leise Endlich kam der leitende Lazarettarzt, der Kranke. die Krankenrunde beendigt. Frau der „O, Albert ist süß!“ sagte Frau von Trübing stellte sich ihm in den von Trübing. „Er spricht den ganzen Tag „Na, meine liebe, gnädige Frau, Weg. nur von Dir! Fortwährend will er geht ja mit ihrem Gatten! Er hat es wissen, wann Du heimkehrst und wieder Transport vortrefflich überstanden. den „Hoppla machen“ mit ihm spielen hat eine brillante Konstitution, die Er wirst! Weißt Du noch, wie Du am ihm geholfen! Wir bringen ihn be¬ hat letzten Tage ihn immer auf Deine stimmt durch!“ Schultern genommen!“ Frau von Trübing war glückselig; ob Der blasse Kopf des Kranken fiel etzt zum Gatten dürfe? sie zurück. „Ja, aber nur ein paar Minuten! „Ja, wir wollen doch für heute den Sehen, gnädige Frau, ja. Aber um Besuch beendigen!“ sagte der Doktor, Gotteswillen nicht aufregen! Sie können dem die Krankenschwester etwas zuge¬ sich ja denken, nach solcher Verwun¬ tuschelt hatte, „den Herrn Hauptmann “ Und damit eilte er Frau von dung scheint's doch anzustrengen.“ Trübing voraus. Schnell geleitete er Frau von Trü¬ bing, die ganz bestürzt über die Ab¬ „Warten Sie einen Augenblick! Wir kürzung des Besuches war und sich wil¬ wollen ihn vorbereiten! Und tapfer sein, lenlos führen ließ, in ein anderes nicht aufregen!“ Zimmer. Von der Tür vernahm Frau von „Ich glaubte, Sie wüßten die Art der Trübing, wie der Arzt drinnen im Kran¬ Verwundung Ihres Gatten, gnädige kenzimmer sagte: „Herr Hauptmann, nun Frau,“ sagte der Arzt. aufgepaßt! Nun gibt's eine Freude! Ihre Sie schüttelte den Kopf. Frau Gemahlin kommt! Aber nicht auf¬ „Nun, seien Sie einmal recht stark, regen! Nicht sprechen, nur ein paar meine liebe Frau! Nehmen Sie alle Worte! Und ganz still liegen! Nicht Kraft zusammen. Ihr Herr Gemahl hat bewegen! beide Arme lassen müssen; sie wurden 77 Dann trat Frau von Trübing ein und ihm zerschmettert sah das bleiche Gesicht des Gatten aus Frau von Trübing fiel in Ohnmacht; dem Bett herausragen. Ein Lächeln stundenlang mußte man sich um sie be¬ huschte über die Züge. mühen. Dann ward sie von einer Kran¬ Zu Hause kenschwester heimgeleitet. „Nicht bewegen!“ rief der Arzt noch schmiegte sich der kleine Albert an sie einmal, und Frau von Trübing trat un¬ und fragte: „Kommt der Vati nicht willkürlich vom Bett zurück und setzte mit? Wird er morgen kommen, Hoppla sich auf einen Stuhl, den ihr eine Schwe¬ machen mit Bubi?“ ster hinschob. S Merkspruch. Eh’ wolln wir uns das Herz in Stücke reißen, Als fähren lassen ein Stück deutscher Flur; Und käm die Hölle selber in die Schranken, O. Kernstock. Uns soll der Mut nicht weichen und nicht wanken. 15*

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