Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1916

184 sensockel in kunstreicher, geschmackvoller Schmiedeeisenarbeit verfertigt hatte. An den Sockeln, welche einen prächtigen Ta¬ elschmuck bilden, windet sich die sieben¬ köpfige Schlangenhydra unserer Feinde empor, siegreich8 überragt von einem zweiteiligen Eichenlaub, an dem ein drit¬ ter Teil (Italien sympolisiert) abgedorrt ist. Um jeden Sockel windet sich ein Spruchband, das in hübscher Gravierung den Wahlspruch der „Sängerlust“ auf¬ zeigt. Außerdem verfertigte Schlosser¬ meister Holderer sowohl zur erwähnten Widmungsurkunde wie zum Bilde des Kernstockspruches kunstvoll in Schmiede¬ eisen ausgeführte Rahmen. Die pracht¬ vollen Kunstschlosserarbeiten fanden un¬ geteilte Bewunderung und werden gleich den Eisernen Kriegsbechern ein unver¬ gängliches Andenken an die große Zeit des Weltkrieges bilden. Mit verschiedenen Ansprachen, in welchen die Verdienste des langjährigen Chormeisters Pfefferl, des Stellvertreters Wegscheider und Holderer um den Festabend gebührend gewürdigt und der zum Kriegsdienste eingerückten Mitglieder ehrend gedacht wurde, schloß der offizielle Teil des Abends. Hierauf erfolgte bei Gesang und Becherklang eine frohgemütliche Unter¬ haltung, bei welcher noch manche genu߬ reiche Stunde verfloß. — Zum Festabend gelangte folgender Drahtgruß aus Wien ein: „Anläßlich der heutigen Feier be¬ grüßt die Kriegsbecher=Zentrale herzlichst die verehrte Gesellschaft und sagt dem Vertoner des Kriegsbecherspruches be¬ onderen Dank“. Hauptmann Franz Eisner, Sohn der Amalie Eisner, Sparkassenamtsdi¬ rektors=Witwe in Steyr, wurde zum Major befördert. An diesem Tage starben in Steyr: Michael Hofmayr, Kontrollor im Ob¬ jekt 3der Oesterr. Waffenfabrik, im 55. Lebensjahre: Friedrich Schlosser, Fabriksarbeiter, im Alter von 51 Jah¬ ren und Marie Oppitz, verw. Sturm, Fabriksarbeitersgattin, im 61. Lebens¬ jahre. Am gleichen Tage starb in Linz im Allgemeinen Krankenhause Karl Lech¬ ner Eisengießer im Objekt 7 der Oesterr. Waffenfabrik, im Alter von 64 Jahren. Die Leiche wurde nach Steyr überführt. Das Eiserne Kreuz erhielt Major Emil Thannabaur des IR. 55 beim 4. Armeekommando an diesem Tage Allerhöchst zuerkannt. Dem Oberleutnant beim 40. FKR. Franz Schrangl, Sohn des Sekretärs Schrangl in Steyr, wurde seitens des Armeekommandos die belobende Aner¬ kennung für tapferes Verhalten vor dem Feinde ausgesprochen. 31. Oberst Jungl beim F3B. 30 in Steyr wurde an diesem Tage zum Kommandanten des 92. JR. ernannt. Dieses Regiment, mit welchem Oberst Josef Jungl nunmehr neuerlich ins Feld abgeht, rekrutiert sich aus dem Erzge¬ birge und besteht aus durchwegs deut¬ cher Mannschaft. Der Ergänzungsbezirk ist Komotau. Fritz Fries, Einjährig=Freiwilliger — im FIB. 30, Sohn des gewesenen Brau¬ haussäle=Restaurateurs Fries in Steyr, an diesem Tage krank im Reservespi¬ tal in Steyr, wurde zum Kadetten be¬ fördert. Derselbe hat amsüdlichen Kriegsschauplatze einen Steckschuß im rechten Oberschenkel erhalten. Marie Fink, Hausbesitzerin in Sar¬ ning, verlobte sich an diesem Tage mit Johann Hinterholzner, Privat in der Neuschönau. An diesem Tage starb im Kranken¬ hause in Steyr Johanna Nawradil, Fabriksarbeitersgattin, im 84. Lebens¬ jahre. Es starb an diesem Tage in Steyr Heinrich Moisl, gewesener Fabriksar¬ beiter, im Alter von 79 Jahren. Die beiden Brüder Leopold und Jo¬ hann Mösl aus Steyr hatten sich eit 16 Jahren nicht gesehen. Leopold Mösl lebte als Buchbinder in München, Johann Mösl stand in einer Wiener Eisenhandlung in Stellung. Bei Kriegs¬ beginn rückte Leopold Mösl ein und befand sich tief in Rußland, als er kürz¬ lich dort ganz unerwartet seinen Bru¬ der Johann traf, der seit Juni gleich¬ falls im Felde steht. Es war ein rüh¬ rendes Wiedersehen der beiden Brüder, die nach so langer Zeit unter solchen Um¬ ständen tief im Feindesland sich ganz unerwartet fanden.

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