Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1916

168 Linz war, in den Kämpfen südlich Lublin in russische Gefangenschaft geraten ist. 28. Hochw. Josef Gerl begingan diesem Tage in der Stadtpfarrkirche in der Steyr seine Primiz. Prediger war hochw. Katechet Kurzwernhart aus Linz. Am selben Tage feierte der Ge¬ schäftsleiter der Vereinsdruckerei Steyr Heinrich Kreuzer den Gedenktag seiner vor 40 Jahren mit seiner Gattin Jo¬ hanna erfolgten Vermählung. Leider war dieser seltene Jubiläumstag für die Familie Kreuzer dadurch getrübt, daß sich Frau Kreuzer schon längere Zeit chwer erkrankt im Spitale der Barm¬ herzigen Schwestern in Linz befindet. Abermals lief in Steyr eine traurige Botschaft ein. Der Adjunkt der k. k. Staatsbahn Johann Kratochwill, früher in Steyr, zuletzt in Neumarkt¬ Kallham stationiert, welcher seit Beginn des Krieges zur militärischen Bahndienst¬ leistung berufen war, ist am 24. Juli abends in der Station Rozwadow (an der nordgalizischen Grenze am unteren Sanfluß) von einer Lokomotive überfah¬ ren und so schwer verletzt worden, daß er am nächsten Tage morgens verschied. Der im schönsten Mannesalter von 31 Jahren im Dienste des Vaterlandesso tragisch ums Leben gekommene, pflicht¬ eifrige und tüchtige Beamte erfreute sich in Steyr ob seines liebenswürdigen We¬ sens der besten Sympathien aller, die ihn kannten. Er war seit mehreren Jah¬ ren mit der Tochter des Gastwirtes Jo¬ hann Hagn vermählt. Im Alter von 69 Jahren starb in Steyr die verwitwete Private Klara Kimmerstorfer, Mutter der gew. Gastwirtin am Hammerschmiedberg Di wocky. 29. An diesem Tage hat in Maria Zell der hochw. P. Anastasius Stad¬ ler O. Carm. seine diamantene Messe gelesen. Pater Anastasius Stadler ist in Steyr am 1. August 1839 als Sohn des im November 1889 im hohen Alter von Jahren verstorbenen Weißwaren¬ 90 händlers am Stadtplatz Nr. 23 Franz Xaver Stadler geboren. Der vom oberösterr. Landesausschusse genehmigten Erhöhung der täglichen Spitalsverpflegsgebühren zu St. Anna in Steyr auf 3 Kr. hat der Gemeinde¬ rat der Stadt Steyr in seiner an diesem Tage stattgehabten außerordentl. Sitzung seine Zustimmung erteilt. Das Stift Kremsmünster wurde an diesem Tage durch den Besuch des alba¬ nischen Bischofs Georg Koletsi aus Sappa (Mittelalbanien) beehrt, Am selben Tage starb in Steyr Vin¬ zenz Pils, Schmied im Objekt 1der österr. Waffenfabrik, im 47 Lebens¬ jahre. 30. Oberstleutnant Rudolf Dückel¬ mann, Kommandant des 17. FIB., früher bei den Kopal=Zehnerjägern in Steyr, wurde in Anerkennung seines tapferen Verhaltens vor dem Feinde das Militärverdienstkreuz 3. Klasse mit der Kriegsdekoration verliehen. Die Familie des Gastwirtes Hat¬ schenberger am Stadtplatz in Steyr ist durch den tragischen Tod ihres Er¬ halters von einem schweren Schicksals¬ schlage betroffen worden. Hatschenberger rückte im Herbst 1914 mit den Mitglie¬ dern des Bürgerkorps zur Landsturm¬ Ersatzkompagnie in Linz ein, machte im Winter und Frühjahre die Schlachten in den Karpathen und Galizien mit und kam dann wie viele Oberösterreicher nach Südtirol. Am Sonntag den 25. Juli ist er nun, nach in Steyr eingelangten Be¬ richten, bei einer Bergpartie tödlich ver¬ unglückt. Er hatte sich mit einigen Ka¬ meraden bei einem Ausfluge verspätet. Um rechtzeitig zur Pferdefütterung zu kommen, wollten sie über eine teile Felswand den Weg abkürzen. Hatschen¬ bergers Begleitung wurde der Weg zu stark, sie kehrte um, während Hatschen¬ berger ihn fortsetzte. Dabei stürzte er, ich mehrmals überschlagend, ab, und blieb mit mehrfachen schweren Verletzun¬ gen tot liegen. Am 26. Juli früh wurde eine Leiche geborgen und in der näch¬ ten Ortschaft begraben. Am Vortage morgens hatte er noch der Feldmesse des Feldkuraten Konr. Eberhard, Pfar¬ rers in St. Martin i. I., beigewohnt Hatschenberger stand im 40. Lebensjahre und war aus Pfarrkirchen bei Bad Hall gebürtig. Er hinterläßt eine Witwe mit mehreren unmündigen Kindern. Max Liebe, ein gebürtiger Garste¬ ner und Sohn des Werkmeisters Liebe in Garsten, schreibt aus Gandersheim am Harz (Herzogtum Braunschweig), daß er sich dortselbst zur Zeit im Ver¬ einslazarett zur Ausheilung einer Ver¬ wundung befindet, die er in der großen Schlacht bei Arras in Nordfrankreich er¬ itten hat. Liebe, welcher in Steyr ehr gut bekannt ist, dient beim 16. bayerischen Infanterieregiment und stand eit Oktober am westlichen Kriegsschau¬ platze im Felde. Er machte zuerst die schweren Kämpfe um St. Quentin mit und lag dann seit April in der Front vor Arras, bis ihn am 17. Juni ein Granatsplitter am linken Unterarm traf

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2