Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1916

164 Von k. u. k. Leutnant Langoth ist an Abg. k. k. Prof. Erb in Steyr fol¬ gende Zuschrift eingetroffen: „Feldpost 11, 8. Juli 1915. Lieber Freund! Herz¬ liche Grüße aus der Südwestfront. Ich bin schon seit drei Monaten hier an der italienischen Grenze im Südtiroler Hoch¬ gebirge. Mit mir im gleichen Bataillon ist Oberleutnant Schütz, Postbeamter in Steyr. Unser Befinden ist gut. Der Hochgebirgskrieg ist von eigener Art. Unsere Verteidigungsstellungen reichen bis zu einer Hohe von 3000 Meter. Für die Soldaten gibt es genug Mühsal; für alle Einsamkeit. Trotzdem herrscht die beste Stimmung, alles ist erfüllt von größter Siegeszuversicht. Die Kanonen onnern täglich; wenn nur auch die ita¬ lienische Infanterie einmal ordentlich im Sturme kommen wird, kann sie sich vor unseren Schützengräben die Schädel an¬ rennen. Heil Dir! Langoth, Leutnant.“ In Schwaz (Tirol) fand die Trauung des Landsturm=Assistenzarztes Dr. Paul Abbrederis, A. H. der „Leopoldina“ in Innsbruck, mit Herma Jäger aus Letten bei Steyr statt. Die Private Marie Steinberger aus Kleinraming starb an diesem Tage m Alter von 76 Jahren im Kranken¬ hause in Steyr. Den reißenden Fluten der Steyr ist durch einen mutigen Retter wieder ein junges Menschenleben entrissen worden. Der sechsjährige Alfr. Furtner, Zieh¬ ohn der Waffenfabriksarbeiters=Ehe¬ leute Josef und Marie Schörfl, Neu¬ traße Nr. 2, welcher sich mit einem Nach¬ barsknaben auf dem im Steyrflusse un¬ terhalb der nach Unterhimmel führen¬ den, sogenannten schwarzen Brücke haf¬ enden Waschflosse spielte, fiel in das Wasser und wurde von der starken Strömung bis zur St. Anna=Brücke in den Wehrgraben=Kanal fortgetragen. Dort bemerkte glücklicherweise der im Ar¬ beiterheim wohnhafte Kutscher Franz Mayrden mit den Wellen ringenden Knaben, sprang schnell entschlossen in den ziemlich tiefen Wehrgrabenkanal und holte den schon ganz erschöpften Kna¬ ben aus dem Wasser. Der Knabe erholte ich bald. Dem wackeren Manne gebührt alle Anerkennung. 13. Am vergangenen Tage mittags traf in Stadt Steyr Generalleutnant und Feldzeugmeister der deutschen Ar¬ mee Hans Franke aus Berlin in Be¬ gleitung des k. u. k. Oberstleutnants Ro¬ bert Stummer von Traunfels vom Kriegsministerium aus Wien zur Besich¬ tigung der Waffenfabrik ein. Die Herren wurden am Bahnhofe vom Waffen¬ fabriksdirektor Duffek empfangen und nahmen im Großgasthof „Steyrerhof“ Wohnung. Feldzeugmeister Franke be¬ ichtigte am 12. nachmittags und Diens¬ tag vormittags die neuen und alten Werke der Waffenfabrik unter Führung des Generaldirektors Schick und des Direktors Duffek, beehrte Dienstag nachmittags noch das Meisteratelier für Stahlschnitt mit seinem Besuche und ver¬ ließ hierauf mit seinem Begleiter mittels Automobil die Stadt. Im hohen Alter von 85 Jahren ist an diesem Tage der gewesene Fabriks¬ arbeiter Johann Degner in Steyr ge¬ storben. Ferner starb in Steyr an diesem Tage der 70jährige Taglöhner Johann Hörndl. waren es 40 15. An diesem Tage Jahre, daß die Lehrerin 1. Klasse in Ternberg, Hermine Mach, geborene von Schmelzing, in Rhorbach ihren Schul¬ dienst antrat; aus diesem Anlasse wur¬ den der Jubilarin von vielen Seiten und ehemaligen Schülern die herzlichsten Gratulationen zuteil. 24 Jahre wirkte sie nun an der Volksschule in Ternberg, wo ihre Schülerzahl fast immer über 100 betrug. Die Jubilarin vermählte ich im Jahre 1880 mit dem Schulleiter Mach in Oepping, Bezirk Rohrbach. Ende April 1899 übersiedelte das Leh¬ rerpaar an die Volksschule Ternberg, woselbst der Schulleiter zum Oberleh¬ rer und Frau Mach zur Lehrerin 1. Kl. vorrückten. Die Bevölkerungszahl der Stadt Steyr hat an diesem Tage 26.000 be¬ reits überschritten und ist im täglichen Steigen begriffen. In die Ziffer ist das ständig stationierte Militär eingerechnet. In der Gegend von Klaus ging an diesem Tage ein heftiges Gewitter nie¬ der. Zuerst kam ein heftiger Sturm, ann ein wolkenbruchartiger Regen, der jedoch mit so starkem Hagel begleitet war, daß die ganze Gegend um Klaus in eine Winterlandschaft verwandelt war. Der Schaden, welchen der Hagel in Gär¬ ten und Kulturen anrichtete, ist sehr groß. 16. Auf eine Glückwunsch=Drahtung des Bürgermeisters 6schaider an den Armee =Kommandanten Erzherzog Jo¬ ef Ferdinand traf folgende Ant¬ wort ein: „Ihnen und der Stadt Steyr wärmsten Dank für liebe Glückwünsche zu den Erfolgen meiner eisernen Armee; mögen selbe zum endgültigen Siege bei¬ tragen. Treue Grüße Erzherzog Josef Ferdinand, Kommandant der 4. Armee.

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