Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1916

der beiden größeren Stenographie=Sy¬ steme Gabelsberger und Stolze=Schrey — stattgefunden hätte. Zur Wahl des Vereinsausschusses bat der Obmann, von einer Wahl Abstand nehmen zu wollen. Gewählt wurden sonach: Zum Obmann Johann Gaiseder, zum Obmannstell¬ vertreter Jakob Bloderer, zum Schrift¬ ührer Alois Hüttner, zum Schriftführer¬ tellvertreter Alfred Fürst, zum Kassier Georg Reitter, zum Kassierstellvertreter Georg Tagini, zum Bibliothekar Ludw. Stallinger, zu Revisoren Alois Mayr¬ hofer und Stallinger. Die Beitritts¬ gebühr sowie der Mitgliederbeitrag wur¬ den beim alten Betrag belassen. Ferner berichtete Obmann Gaiseder in Abwe¬ wesenheit des Bibliothekars, daß der Verein vom Verbande in Wien eine grö¬ ßere Anzahl stenographischer Bücher gra¬ tis erhalten hat. 11. In Linz verschied an diesem Tage im 52. Lebensjahre derk. k. Bezirks¬ hauptmann Franz Rosenberg. Er amtierte von 1887 bis 1894 in Steyr als Polizeikommissär. In der Stadtpfarrkirche in Steyr fand die Trauung des Schriftsetzers Georg Barth mit Josefa Doppler statt. Am selben Tage führte der Maschi¬ nenschlosser Anton Wrsa die Private Marie Binko in der Stadtpfarrkirche in Steyr zum Traualtar. Im Krankenhause in Steyr starb an diesem Tage Hildegard Schürrer, ge¬ borene Brunnmayr, Uhrmachersgattin 29. Lebensjahre. im Vor einem großen Brandunglücke ist die Stadtpfarrkirche in Steyr und mit ihr vielleicht die ganze innere Stadt durch die Aufmerksamkeit eines braven Bür¬ gers glücklicherweise bewahrt worden. An diesem Tage, einem Sonntag, nachmit¬ tags vor dem 2 Uhr=Segen war ein Mi¬ nistrant in der Sakristei unvorsichtig mit dem Rauchfaß umgegangen, und glühen¬ de Kohlen waren durch die Türe auf das Pflaster des Presbyteriums geflo¬ gen. Sie wurden sogleich entfernt, aber unbemerkt scheint sich eines der glühen¬ den Kohlenteilchen in die Sägespänne verirrt zu haben, die in den zwei Stüh¬ len vor der Sakristeitüre unter dem Bet¬ schemel lagen. Man merkte auch nichts, als gegen 6 Uhr abends die Kirche ge¬ sperrt wurde. Aber gegen Mitternacht entdeckte Spenglermeister Ignaz Dunst am Haratzmüllerfenster der Stadtpfarr¬ kirche Flammenschein und eilends alar¬ mierte er das Kirchenpersonal, das, un¬ terstützt von den hilfreichen Händen des Rauchfangkehrermeisters Jansky, sowie 163 der Herren Rudolf Grabner, Eder, Al¬ brecht, Wiesenberger, und desFrls. Warmut, die alle mit Spenglermeister Dunst wacker zugriffen, mit sechs Was¬ serkrügen die Flammen löschten und den Feuerherd entfernten. Die aus Eichenholz von Tischlermeister Jaunisch kunstvoll ge¬ arbeiteten zwei Stühle waren zum grö߬ ten Teile vernichtet, dagegen war durch die noch rechtzeitige Entdeckung des Flammenscheines durch Spenglermeister Dunst größeres Unheil verhütet worden. Der Schade dürfte 1000 Kronen über¬ teigen. Allen, die an der Beseitigung der Gefahr so hilfreich mitgewirkt ha¬ ben, gebührt der Dank der Kirchenvor¬ tehung und aller Freunde der herrlichen Stadtpfarrkirche. Die Stadtgemeinde Steyr hat den Ankauf guter Frühkartoffel heuriger Ernte vermittelt. Diese werden bei den Steyrer Großhändlern zu einem wesent¬ lich billigeren Preise als die bisher ver¬ kauften zu haben sein. Am selben Tage erfolgte der Aus¬ marsch der freiw. Schützen Oberöster¬ reichs aus Linz. Das k. k. Schützenregi¬ ment, wie nunmehr der Titel lautet, war um 6 Uhr früh am Hauptplatze in Linz versammelt, wo nach den Abschiedsreden hochgestellter Persönlichkeiten der Ab¬ marsch zum Bahnhof erfolgte. Das Reiseziel war vorläufig unbekannt. Die wäh¬ Steyrer Kompagnie hat sich rend der ganzen Zeit der Ausbildung in Linz auf das glänzendste bewährt und zwar sowohl was ihre Schießfertigkeit anbelangt, als auch im Exerzieren. Die Kompagnie Steyr, welche sich aus Steyr, Kremsmünster Bad Hall und Grünau rekrutiert, hat einen derartigen Schie߬ erfolg erzielt, wie er seit 10 Jahren auf einer Militärschießstätte nicht errungen wurde. Dieser schöne Erfolg ist größten¬ teils auf die unermüdliche Tätigkeit der verschiedenen Schützenmeister und In¬ truktoren zurückzuführen, welche wäh¬ rend der Wintermonate jedem einzelnen Schützen, der nie ein Gewehr in der Hand hatte, Unterricht erteilt haben. Zum Beweis, welches Aufsehen die Schußleistung unserer Schützen erregte, möge dienen, daß in sämtlichen Regi¬ mentskommandobefehlen diese Schußlei¬ stung als Muster aufgeführt wurde. 12. An diesem und dem vorhergehen¬ den Tage weilte der Sektionschef im Finanzministerium und Generaldirektor des Grundsteuerkatasters Dr. Globoc¬ nik Edler von Sorodolski in Steyr zur Besichtigung des Meister=Ateliers für Stahlschnitt und der anderen Sehens¬ würdigkeiten von Steyr und Garsten. 113

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2