Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1916

160 Heeresdienste einberufen. Von den Schü¬ lern mußten drei zur militärischen Dienst¬ leistung einrücken und acht machen als reiwillige Schützen militärische Dienste. Die Lehrkräfte der Anstalt beteiligten sich während des Krieges an wohltätigen und humanitären Aktionen; sie widmen eit Kriegsbeginn ein Prozent ihres Ge¬ haltes zur Unterstützung des Roten Kreuzes und des Lokalhilfsfonds für die Familien der Eingerückten. Weiters wur¬ den vom Lehrkörper 100 Kr. zur Be¬ chaffung warmer Kleidungsstücke für die im Felde stehenden Soldaten beigesteu¬ ert und von den Schülern in den letzten drei Monaten ein Betrag von 45 Kr. 76 H. dem Roten Kreuze gespendet. Selbstverständlich haben Direktion und Lehrkörper der Anstalt auch an der Zeichnung der Kriegsanleihe teilgenom¬ men und wurden vom Personale bei der ersten Kriegsanleihe 6000 Kr. und bei der zweiten Kriegsanleihe 2300 Kr. ge¬ zeichnet. Ueberdies beteiligte sich an der zweiten Kriegsanleihe die Schülerlade der Anstalt mit 6000 Kr., die an die Anstalt angegliederte Klingenschmiede mit 3000 Kr. und über Einflußnahme der Direktion die Zentralgenossenschaft der Messerschmiede in Steyr mit 2000 Kr. Erkursionen wurden im Berichtsjahre vorgenommen: Mit den Schülern des Gie¬ 2. Jahrganges am 24. April in die ßerei der Oesterr. Waffenfabrik; mit den Schülern des 2. und 3. Jahrganges am . Juni in das Eisenwalzwerk von Franz Werndls Nachfolger in Unterhimmel und mit den Schülern des 3. Jahrganges in der letzten Woche des Schuljahres in das Elektrizitätswerk der Stadt Steyr. von In den Hauptferien 1914 wurden 27 den 28 Schülern des 1. Jahrganges und von den Schülern des 2. Jahrgan¬ Un¬ ges 20 Schüler in diversen Betrieben bis tergebracht. Dieselben arbeiteten 4 der 5 Wochen und teilweise während wie ganzen Ferien recht zufriedenstellend, aus den beigegebenen Verwendungszeug¬ nissen hervorgeht. Die Schüler des3. Jahrganges, welche die Anstalt mit Be¬ ginn der Ferien absolvierten, kommen für die Ferialpraxis nicht in Betracht. Von den 47 Schülern hat das k. k. Mi¬ nisterium für öffentliche Arbeiten 16 mit Prämien im Betrage von 15 bis 25 Kr. Fe¬ in Anerkennung ihres anläßlich der rialpraxis gezeigten Eifers bedacht. Die Anstalt stellt alljährlich eine entspre¬ chende Anzahl von Werkzeugen, wie Hämmer, Zangen und Zirkel in verschie¬ denen Ausführungen, Feilkloben, Schrau¬ Schraub¬ Schneidkluppen, benschlüssel, stöckl usw. sowie Messerwaren aller Art her, welche als Gebrauchsartikel zum Verkaufe gelangen. Der seit Beginn der Woche anhal¬ tende Regen, der besonders im Gebirge heftig niederging, verursachte bereits am Donnerstag ein Anschwellen der beiden Flüsse Enns und Steyr, welche Freitag von 4 Uhr früh an rapid zu steigen be¬ gannen, so daß im Laufe des Tages die Kais im Ort, in Ennsdorf und schließlich auch in der inneren Stadt in Steyr hoch überflutet wurden. Zwischen 5 su. 7 Uhr abends zeigte der Wasserstandmesser den Höchstwasserstand von 4.05 Meter, wo¬ rauf das Hochwasser, nachdem gegen Abend auch der Regen nachließ, wieder zurückzugehen begann. Bis zu diesem Tage (Samstag, 3. Juli) mittags war das Wasser bereits um einen Meter ge¬ fallen und damit die Hochwassergefahr glücklich beseitigt. Der verflossene Tag hat allerdings manchen Geschäftsinhaber zur Ausräumung der bedrohten Loka¬ litäten veranlaßt, wie auch gar manche Familien ihre Wohnungen verlassen mußten. Besonders gefahrdrohend schien wieder die wild dahersausende Steyr für die industriellen Betriebe an ihrem Flu߬ laufe, insbesonders für die Waffenfabrik, von welcher die Objekte 1 und 11 zu¬ nächst gefährdet waren. Es kam aber nirgends zu einer Betriebsstörung. Wie verschiedene Berichte meldeten, hat das Hochwasser besonders im Ennstale wieder bedeutenden Schaden angerichtet. auch die neuen Das Hochwasser griff Verbauungen bei der Regulierung des Hammergrabens bei Kastenreith an. Drei Häuser mußten geräumt werden, eines stürzte ein, zwei waren dem Ein¬ — Durch den Gaflenzer sturze nahe. Bach sind in Weyer die Schlachten beim Gasthause Ziebermayr, beim Schmied¬ berger und beim Bräuhause eingegan¬ gen. Der Schade beträgt Tausende von — Die Verheerungen, welche Kronen. der Dambach angerichtet hat, sind sehr groß. An mehreren Stellen wurden die Uferschutzbauten vollständig zerstört; beim Schanitzer hat der Bach sich ein neues Bett gegraben, den Garten mit 17 Obstbäumen und selbst ein Stück des Hauses fortgerissen, auch bei der Brücke der Eisenstraße in Sand wurde größerer Schaden verursacht. In einer Sitzung des Gemeindeausschusses von Garsten wurde beschlossen, zunächst die notwendigsten Schutzbauten mit Zuhilfenahme von rus¬ ischen Gefangenen vorzunehmen, und be¬ treffs gründlicher Ufer= und Straßensi¬ Auch cherung weitere Schritte zu tun. kleine im Krarental hat es eine Not¬ Ueberschwemmung gegeben und die

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