Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1916

Verschönerungs=Vereines genießt, des kann ja wohl nicht Mitglied des Ver¬ eines sein, aber die es können, sollten es sein! Darum seien bei dieser Gele¬ genheit alle, denen vorstehende Zeilen zu Herzen gegangen und die noch nicht Mitglieder des Verschönerungsvereines Steyr sind, aber es sein könnten und sollten, daran erinnert, ihre Sympathie dem Vereine dadurch zum Ausdrucke zu bringen, daß sie mittels Korrespondenz¬ karte ihren Beitritt als Mitglied des so nützlich und edel wirkenden Verschöne¬ rungsvereines der Vereinsleitung zahl¬ reich anmelden. Der geringe Jahresbei¬ trag von 4 Kronen bildet gewiß für sie keine Schwierigkeit. 2. Bürgermeister Gschaider in Steyr richtete an den Armee=Oberkom¬ mandanten Erzherzog Friedrich anläßlich der Eroberung Lembergs eine Glück¬ worauf folgendes Tele¬ wunschdrahtung, gramm einlangte: „Wärmsten Dank für die patriotischen Glückwünsche. Feldmar¬ schall Erzherzog Friedrich.“ Oberleutnant Franz Ritzinger des Festungsartillerie=Bataillons Nr. 5, bei der Schweren Artilleriegruppe Major Sekulich, aus Steyr gebürtig, erhielt das Signum laudis. Leider hat er die wohl¬ verdiente Auszeichnung nicht mehr er¬ lebt, da er am 4. Juni den Heldentod fand. 3. An diesem Tage ist im Kranken¬ hause in Linz der Monteur der Oesterr. Waffenfabrik, Objekt 10, in Steyr, Ri¬ chard Bauer, im Alter von 40 Jahren gestorben. Der dreizehneinhalbjährige Waffen¬ fabriksarbeiterssohn Max Wagner, wohnhaft in Steyr, Werndlgasse Nr. 20, türzte an diesem Tage beim Holzauf¬ angen in den hochangeschwollenen Steyr¬ fluß bei dem Betonstege gegenüber dem Objekte 9 der Waffenfabrik in das dort¬ selbst zweieinhalb bis drei Meter tiefe, reißende Wasser. Glücklicherweise konnte ich der des Schwimmens kundige Knabe einige Zeit über Wasser halten, bis der Kesselwärter Eduard Hintsteiner mit einer langen Hakenstange herbeikam und damit den in höchster Lebensgefahr be¬ findlichen Knaben unter Mithilfe des Kesselwärters Michael Rudolf aus dem Wasser zog. Der Knabe hatte keinen Schaden genommen und lief sofort da¬ von. Seinen Rettern gebührt die beste Anerkennung, Zur Aufnahmsprüfung in die k. k. Staatsrealschule in Steyr meldeten sich an diesem Tage 29 Schüler, zu jener im Mädchen=Lyzeum 22 Schülerinnen. 159 Die k. k. Fachschule und Versuchs¬ anstalt für Eisen= und Stahlbearbeitung in Steyr zählte am Schlusse des Schul¬ jahres 64 Schüler, von denen alle bis auf drei entsprachen. Den weitaus grö߬ ten Teil der Schüler zählte die Abteilung für Werkzeugschlosser u. Feinzeugschmiede, die während jene für Messerschmiede 3, Abteilung für Metallgraveure u. Stem¬ pelschneider 2 Schüler zählte. Die Ver¬ suchswerkstätte war auch im abgelaufe¬ nen Schuljahre wie bisher bemüht, den ihr gestellten Aufgaben zu entsprechen und hat durch die Tätigkeit ihrer Organe den eisen= und stahlverarbeitenden Ge¬ werbebetrieben des Steyrer Industriebe¬ zirkes die weitestgehende Förderung an¬ gedeihen lassen. In umfassender Weise wurde aber heuer die Versuchswerkstätte von jenen Betrieben in Anspruch genom¬ men, welche sich mit Heereslieferungen befassen. Neben der Anfertigung der ver¬ schiedensten Werkzeuge, als: Gesenke, Schnitte, Fräser, Bohrer und anderer Arbeitsbehelfen, wurden die gesamten Spezialvorrichtungen für die Massener¬ zeugung von Bajonetten ausgeführt u. an Ort und Stelle wiederholt auspro¬ biert. Weiters wurden die gesamten Stahl= und Eisengarnituren für 30 Wi¬ scher zu 30.5 Zentimeter=Mörsern und für 50 Kanonen=Wischer angefertigt. Außerdem wurden in den Lehrwerkstät¬ ten 100 Stück Brustleiern für die Oester¬ reichische Waffenfabrik nach vorgelegten Mustern und zahlreiche andere kleine Be¬ helfe zur Erzeugung von Massenartikeln Die für Kriegslieferungen hergestellt. an die Anstalt angegliederte maschinelle Klingenschmiede des Messerer=Fachver¬ bandes hat in den ersten 7 Monaten des Stück Tafel¬ Jahres 1914 zirka 63.000. und Dessertklingen in verschiedenen Grö¬ ßen und Formen angefertigt, gegen 350 Stück Knicker hergestellt, 8800 Stück Ta¬ schenmesserklingen gebreitet und gestanzt und diverse Stanzarbeiten im beiläufi¬ gen Werte von 80 Kr. besorgt. Weiters wurden gegen 24.000 Stück Klingen aus¬ geangelt. Mit Beginn des Krieges wurde der Betrieb in der Klingen¬ chmiede mangels vorhandener Aufträge und Qualitätsware aus dem Messerer¬ gewerbe eingestellt, jedoch die große Er¬ zenterpresse einem Steyrer Industriellen für ärarische Kriegslieferungen leihweise überlassen. — Nebst den oben angeführ¬ ten Daten über die Tätigkeit zur Mit¬ hilfe bei Heereslieferungen hat sich aber auch die Anstalt in umfassender Weise in den Dienst der Kriegsfürsorge ge¬ tellt. Von den Angehörigen des Lehr¬ körpers sind seit Kriegsbeginn drei zum

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