Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1916

154 an alle. Fliegerpost habe ich am 3. März erhalten. Grüßt und küßt euch dein Ro¬ bert.“ — Der zweite Sohn, Karl, Buch¬ binder in St. Florian, wurde im Sep¬ tember bei Uhnov kriegsgefangen. Von diesem kam bis Februar keine Antwort, dann von Lemberg. Nun kam folgende Karte: „Liebe Eltern! Teile Ihnen mit, 0 daß ich hier seit 22. März bin. Mir geht es gut und bin gesund, hoffe auch das gleiche von Ihnen; indem ich mich schon freue auf ein Wiedersehen, schließe ich mit vielen Grüßen an alle. Verbleibe Ihr dankschuldiger Sohn Karl.“ Kriegs¬ gefangenenstation Nortschinsk, Transbei¬ alien, Sibirien. Die Hufschmiedmeisters= und Hausbe¬ itzerstochter Mizzl Brunner in Steyr hat sich mit Franz Baminger, Beam¬ ter der Bank für Oberösterreich und Salzburg in Steyr, verlobt. Dr. Franz Hitzenberger, k. k. 27 — R Oberarzt, Chefarzt, im k. u. k. 33. Jo., hat sich mit Minni Wildau, Lehrerin in Bad Ischl, verlobt. In der Nähe des Kronspießschen Gasthauses am unteren Schiffweg waren än diesem Tage zwei Mädchen aus Steyr im Alter von 14 bis 15 Jahren beim Baden schon dem Ertrinkungstode nahe, als ein junger Bursche namens Hagn¬ buchner vom oberen Schiffweg herab¬ kam und unter eigener Lebensgefahr die beiden Mädchen rettete. Am Pfarrkirchhofe in Ternberg wur¬ de an diesem Tage Martha Pimsl, geb. Agrikola, Witwe nach dem gewe¬ enen Krämer und Hausbesitzer Jakob Pimsl in Trattenbach, beerdigt. Sie er¬ reichte ein Alter von 48. Jahren. 24. Einer nach Steyr gelangten Nach¬ richt zufolge hat Hauptmann Georg Heise, Kommandant der Batterie1 des 42. FKR., am 18. Juni um 3 Uhr nachmittags mitten in treuester Pflicht¬ erfüllung durch eine feindliche Kugel, die hn ins Herz traf, den Tod fürs Vater¬ land als Held gefunden. Er wurde in Rudnik am San beerdigt. Diese Trauer¬ kunde erweckte vielseitige und wärmste Teilnahme, nachdem der gefallene Offi¬ zier in seinem Garnisonsorte Steyr die größten Sympathien genoß. Lehrer Wenzel Nerad aus Aschach a. d. St. zählt nun auch zu den Helden. die ihr Leben für Kaiser und Vaterland zum Opfer bringen mußten. An seinen Onkel, Hochw. Prof. W. Brand schrieb Feldwebel Kunz vom gleichen Regiment, dem Lehrer Nerad zugeteilt war: „Im Felde, 15. Juni 1915. Ich muß Ihnen die traurige Nachricht mitteilen, daß Ihr Neffe Wenzel Nerad, Einj.=Freiw. Zugs¬ führer, am Felde der Ehre bei der Er¬ türmung von Siniawa gefallen ist. Ich teile das Leid um ihn mit Ihnen, da er meine beste Charge der Kompagnie und ein schönes Vorbild der gesamten Mannschaft an Tapferkeit und Kamerad¬ chaftsliebe gewesen ist.... Ich habe ihn 7 selbst beerdigt. Lehrer W. Nerad war bei der Mobilisierung nach Serbien abgegangen und im Dezember dort ver¬ wundet worden. Vom Spitale in Tar¬ vis kam er rekonvaleszent nach Steyr, wo er über die Weihnachtsfeiertage blieb. Nach voller Wiedergenesung be¬ uchte er die Einjährig Freiwilligen¬ Schule in Gablonz a. d. Neisse und kam dann im April auf den galiz. Kriegs¬ chauplatz, woselbst er den Heldentod am 14. Juni starb. — Lehrer W. Nerad wirkte nach Absolvierung der katholischen Lehrerbildungsanstalt in Linz als Aus¬ hilfslehrer in Sierning, Sierninghofen und an der Wehrgrabenschule in Steyr. Im Jänner 1914 wurde er zum defini¬ tiven Lehrer in Aschach a. d. Steyr er¬ nannt, woselbst er sich in kurzer Zeit die Liebe der Schuljugend und die Wert¬ chätzung der Bevölkerung erwarb. An ihm verliert die Schule einen berufs¬ eifrigen Lehrer, die Jugend einen zielbe¬ wußten Führer, die Lehrerschaft einen aufrichtigen treuen Kollegen. Begünstigt von einem herrl. Abend, konnte an diesem Tage, dem Sonnwend¬ tage, allenthalben ungestört und in schönster Weise die Sonnwendfeier ab¬ gehalten werden. Eine besonders erhe¬ bende und würdige Feier veranstaltete die Männerortsgruppe Steyr der „Süd¬ mark“ in Bürgermeister Mayrs großem Garten in St. Ulrich, zu welcher sich ein äußerst zahlreicher Besuch aus der Stadt und Umgebung einfand. Die durch die Kriegszeit hervorgerufenen Verhältnisse bedingten die einfachste Durchführung der Feier, was aber der Würde derselben keinen Abbruch tat, sondern den erhe¬ benden Eindruck eher noch verstärkte. Der Südmark = Gauobmann Steuerverwalter Schöndorfer eröffnete die Feier mit ei¬ ner herzlichen Begrüßungsansprache, in welcher er besonders den Bürgermeister Gschaider mit mehreren Gemeinderäten von Steyr, die Mitglieder der Frauen¬ und Mädchenortsgruppe von Steyr, so¬ wie die zahlreichen Vertreter der übrigen deutschen Vereine der Stadt herzlich will¬ kommen hieß und der im Felde stehenden Südmärker ehrend gedachte: Freudig er¬ choll dann das „Deutsche Weihelied“ Nach kurzer Pause hielt Steuerverwalter Schöndorfer eine wohlerwogene Festrede am flammenden Holzstoß, welche tiefen

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