Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1916

belobende Anerkennung, weil er einen verwundeten Fähnrich aus der Feuer¬ linie trug. Gleichzeitig wurde er zum Gefreiten befördert. Ludwig Zierer, Feuerwerker bei der Festungsartillerie, hat die belobende Anerkennung mit der Bronzenen Ta¬ pferkeitsmedaille für tapferes Verhalten vor dem Feinde erhalten. Zierer ist in Steyr geboren. der an diesem Tage in Steyr Bei stattgefundenen Musterung der Land¬ kurm=Pflichtigen des Gerichtsbezirkes Steyr wurden 69.7 Prozent für ge¬ eignet befunden. Aus der Gemeinde Thanstetten waren nur zwei Mann nicht geeignet. 19. Die Reifeprüfung des Kolle¬ in Gleink wurde an giums Petrinum dem vorhergegangenen diesem und an Vorsitze des k. k. Re¬ Tage unter dem gierungsrates Dr. Franz Thalmayr, k. . Direktor des Staatsgymnasiums in Linz, gehalten. Von den 16 Kandidaten Erter¬ 1 (15 öffentlichen Schülern und Reife nen) erhielten 8 ein Zeugnis der Stim¬ mit Auszeichnung, 7 wurden mit meneinhelligkeit, 1 mit Stimmenmehr¬ erklärt. heit für reif Der Rohprodukten=Händler Frit Schreiner, Mitglied des Ruderver¬ eines „Germanen“ und des Deutschen Turnvereines in Steyr, welcher zu den Verteidigern von Przemysl gehörte chrieb an seine Mutter auf der Reise nach Sibirien aus Sersan an der Wolga daß es ihm gut geht. Vor seinem Ab¬ gehen aus Przemysl hat er ebenfalls an seine Mutter über sein Befinden be¬ richtet. Der Brief, datiert vom 12. Mai, lautet: „Noch knapp vor der Erlösung aus der Gefangenschaft werden wir heute aus Przemysl fortgeschafft. Wir hören schon den Donner unserer Kanonen, wir ehen schon unsere Flieger spähen, und 77 jetzt heißt es: „Fort: Ich lasse den Brief in Przemysl zurück, vielleicht er halten Sie ihn. Die Russen sind in vol¬ lem Rückzuge. Gott, das Herz lacht einem jetzt. Mir geht es jetzt wieder besser, denn was wir bei der Belagerung ausgehalten haben, war furchtbar. Kein Mensch würde mich erkannt haben. Ich war bis zum Skelett abgemagert. Das bißchen Pferdefleisch, das wir bekamen, ekelte uns an, aber essen mußten wir es doch, Brot war keines mehr hier. Von den Russen wurden wir wie Hunde be¬ handelt, mußten in den Arrest wandern, bekamen nichts zu essen und mußten auf harten Pritschen schlafen. Habe wieder eine schwere Lungenentzündung durchge macht, die ich mir beim letzten großen 151 Ausfalle holte, bin jedoch unverwundet davongekommen, was ich selbst beinahe nicht glauben kann. Hoffentlich bleibe ich auch in der Gefangenschaft gesund damit ich einst wieder mein gutes Mut¬ terl gesund sehen kann... Am selben Tage fand die 27. ordent¬ liche Hauptversammlung der Steyrtal bahn=Gesellschaft statt. Präsident Hans Millner begrüßte den als Regierungs¬ kommissär erschienenen k. k. Bezirks¬ hauptmann Dr. Edlen von Kölbl, und stellte die ordnungsmäßige Einberufung der Hauptversammlung und deren Be¬ schlußfähigkeit durch die Anwesenheit von 14 Aktionären, welche durch den Besitz von 13.914 Aktien 1389 Stimmen ver¬ traten, fest. Der Vorsitzende bestimmte Dr. Angermann zum Schriftführer, und die Aktionäre Ferdinand Gründler und Anton Dorn zu Stimmenzählern. Ueber Antrag Dr. Angermanns wurde von der Verlesung des Geschäftsberichtes und der Bilanz abgesehen. Weiters stellte Dr. Angermann den Antrag, die Versamm¬ lung möge zu der vom Verwaltungs¬ rate zu Amortisationszwecken durchge¬ führten Neuschaffung eines „Fonds zum Ankaufe eigener Aktien“ ihre besondere Zustimmung geben. Der Verwaltungsrat hat zu diesem Zwecke bereits im Berichts¬ jahre 609 eigene Aktien zu Amortisati¬ onszwecken um den Betrag von 32.365 Kronen aus dem Erträgnisse des Jah¬ res 1914 angekauft und in diesen neuge¬ schaffenen Fond hinterlegt, welcher Fond den Aktionären künftighin insoferne zu¬ gute kommt, als nunmehr die für die tatutenmäßige Aktien=Amortisierung er¬ forderlichen Beiträge nicht mehr den je¬ weiligen Gewinn, sondern den neuge¬ schaffenen Fond belasten werden. Die Versammlung sprach einmütig ihr Ein¬ verständnis mit diesem Vorgange aus. Hierauf berichtete Dr. Angermann als Obmann des Revisionsausschusses über den Richtigbefund der genauestens ge¬ führten Bücher und deren Uebereinstim¬ mung mit der Bilanz= und der Gewinn¬ u. Verlustrechnung und wurde dem Ver¬ waltungsrate einstimmig das Absoluto¬ rium erteilt. Der Vorsitzende dankte für das ausgesprochene Vertrauen und dem Revisionsausschusse für seine Mühewal¬ tung. Die Anträge des Verwaltungs¬ des rates hinsichtlich der Verwendung Reingewinnes per 71.065 Kr. 32 H., wonach 45.030 Kr. zur Auszahlung einer einprozentigen Dividende, 15.000 Kr. zur Dotierung des Betriebs=Reservefondes und 5000 Kr. zur Gewährung einer außerordentlichen Kriegs=Teuerungszu¬ lage an die Bediensteten der Steyrtal¬

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