Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1916

150 Kommandant schrieb in seinem Beileids¬ briefe an die Familie des verblichenen Helden: „Wir haben ihn als ausgezeich¬ neten und tapferen Offizier kennen ge¬ ernt und bitten, unseres aufrichtigsten und innigsten Mitgefühls versichert zu ein. Wir werden sein Andenken stets in lieber und treuer Erinnerung bewah¬ ren. Oberleutnant Franz Ritzinger wur¬ de bereits früher und jetzt abermals zu einer allerhöchsten Auszeichnung ein¬ gegeben.“ Der auf dem Felde der Ehre gefallene, hoffnungsvolle junge Offizier war 1890 als Sohn des verstorbenen k. k. Fachschuldirektors Gustav Ritzin¬ ger in Steyr geboren. 15. In Wels ist Karl Jäger, ehe¬ maliger Musik= und Zitherlehrer in Steyr, nach langem Leiden im 45. Le¬ bensjahre gestorben. Der Verstorbene war Mitgründer der Gesellschaft „Sän¬ gerlust“ und Mitglied aller musikalischen Vereine Steyrs, wie er auch als Zither¬ sehrer noch vielen seiner ehemaligen Schüler in bester Erinnerung sein wird. Er war Inhaber einer Musikschule. An diesem Tage starb Anna Stau¬ dinger, vulgo Schiefermayr, Private im Frauenasyl der Vinzenzschwestern zu St. Anna in Steyr, im 70. Lebensjahre, Professor Goldbacher, der Leiter der Wetterbeobachtungsstelle in Steyr, ver¬ öffentlichte eine interessante Zusammen¬ tellung über die Durchschnittstempera¬ uren in der ersten Junihälfte der letzten 10 Jahre. Der bisher wärmste Tag im Monat Juni 1915 war der 10. mit einer Durchschnittstemperatur von 26.1 Grad Celsius. Die Durchschnittstemperatur der ersten Junihälfte beträgt 20.0 Grad Celsius. Im Vorjahre 1914 war der heißeste Tag der 11. Juni mit 18.2 Grad und betrug die Durchschnittstemperatur der ersten Junihälfte 14.4 Grad. Der kälteste Juni war der im Jahre 1906, in welchem Monate der 10. nur 14.8 Grad Durchschnittstemperatur erreichte und die erste Monatshälfte eine solche von nur 12.2 Grad aufweist. Von 1913 bis 1907 zurück sind folgende Durch¬ chnittstemperaturen der ersten Juni¬ hälfte verzeichnet: Durchschnittstemperatur Wärmster Tag der ersten Junihälfte 17•3 22•5 2. Juni mit 1913 17·7 20•1 1912 7. 17•9 15•8 1911 13. „ 20•9 10. 15.8 1910 18•6 19•7 1909 4. „ 20•9 15·9 1. 908 „ 16·7 20•7 13. 1907 „ 14·8 12•2 1906 10. 16. Professor Dr. Pater Anselm Blumenschein in Kremsmünster wur¬ de als k. u. k. Feldkurat einberufen. Derselbe ist ein Sohn vom Bachmayrgut in St. Ulrich. Zwei Brüder standen be¬ reits im Felde, wovon einer verwundet Stiftes sich in der Pflegestätte des231 Kremsmünster befand. Der ältere Bru¬ der wurde bei der letzten Musterung ebenfalls für tauglich befunden. 17. Das k. k. Ministerium für öffent¬ liche Arbeiten hat den Professor an der k. k. Fachschule und Versuchsanstalt für Eisen= und Stahlbearbeitung in Steyr Leo Zimpl in die 7. Rangsklasse be¬ fördert. Die Pfarrkirche Grünburg hat im Einverständnisse mit den maßgebenden Persönlichkeiten eine Glocke von 166 Kg. der k. u. k. Heeres=Verwaltung für Kriegszwecke geopfert. „Sebastian Lech¬ ner in Steyr goß mich 1702“ lautet die Inschrift des Glöckleins. Mehr als 200 Jahre hat es seine eherne Stimme er¬ klingen lassen und die Gläubigen zum Gottesdienste gerufen, Tausenden war ein Klang ehrender Grabgesang. Möge es jetzt, umgestaltet zum modernen Ge¬ chütze, nicht weniger seine Aufgabe er¬ üllen, möge es mit gewaltiger Donner¬ stimme den würdigen Söhnen des Bru¬ tus ein entschiedenes „Halt“ gebieten, möge es werden das Grabgeläute vieler unserer Feinde. Am Wochenmarkte in Steyr wurde an diesem Tage am städtischen Verkaufs¬ tande mit dem Verkaufe von Eiern, das Stück zu 13 Heller, begonnen. Die Stadtgemeinde hatte eine Probekiste mit 1400 Eier von einer Exportfirma in Wels bringen lassen. Die Eier fanden schon am frühen Morgen reißenden Ab¬ satz. Von diesem Tage ab wurde auch aus¬ ländisches Fleisch bei den Fleischhauern in Steyr feilgeboten. Der Verkaufspreis wurde mit 3 Kr. 56 H. per Kilogramm festgesetzt. Der Preis des Lungenbratens erhöhte sich um 40 H. per Kilogramm, betrug somit 3 Kr. 96 H. 18. Prof. Goldbacher erhielt von dem als Landsturmarzt bei Kriegsbeginn ein¬ gerückten Assistenzarzte Dr. Ad. Zottl von St. Anna in Steyr eine vom 15. Mai dat. Karte aus Krasnaja=Rjetschk in Ostsibirien, auf welcher er mitteilt, daß es ihm und den dort gefangenen Offizieren gesundheitlich ganz gut geht. Er interessiert sich, wie es in Steyr zu¬ geht und was es Neues gibt und entbie¬ tet beste Grüße von Mitter. Otto Janak aus Steyr, im 14. Sappeur=Baon, erhielt die Allerhöchste

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