52 grimmig. „Der Wirt vom „Ochsen“ kann hochnasig sein, der Vorstand der Waldenser in Steyr wird dafür desto demütiger werden!“ Der Adelwanger lachte leise, und ging seines Weges weiter. VI. Kurt, der reiche Krämer am Stadt¬ platze, ging mit hastigen Schritten und augenscheinlich sehr aufgeregt im Zim¬ mer auf und nieder. Er war ein gut¬ mütig aussehender Mann, schon bei Jahren, der viel gereist und erfahren und daher auch nicht so einseitig in seinen Lebensansichten war, wie die mei¬ sten in jener Zeit. Am Fenster saß seine Frau, mit einer Handarbeit beschäftigt, und beob¬ achtete besorgt ihren Gatten. Auch sie sah recht bekümmert aus und das Ehe¬ paar hatte wohl allen Grund dazu, han¬ delte es sich doch um das Lebens¬ glück ihres einzigen Kindes, ihres Soh¬ nes Oswald, über das sie sich be¬ rieten. Oswald war den beiden alten Leuten alles, für ihn hatten sie gearbeitet und gespart, damit er einst ein behaglicheres Leben führen könne, als sie selbst und nun? Nun schien das mühsam aufgerichtete Gebäude in Trümmer gehen zu wollen durch Oswalds unglückselige Leidenschaft zur Tochter Peter Vogelmayers. Nicht daß sie das Mädchen nicht als eben¬ bürtig betrachteten, nein, im Gegenteil, das Mädchen war brav, häuslich und fleißig, auch war es nicht ohne Ver¬ mögen, lauter Dinge, die in „der da¬ maligen Zeit, wie wohl auch jetzt, bei einer Eheschließung in Betracht kamen. Auch deren Eltern erfreuten sich sonst eines guten Leumunds und doch! „Ja, das ist es ja eben,“ sagte der Krämer endlich und blieb vor seiner Frau stehen. „Es wäre alles sonst in Ordnung und ich hätte, wie gesagt, gegen diese Heirat gar nichts einzu¬ wenden, im Gegenteil, sie wäre mir so¬ gar lieb, allein gerade so wie du ver¬ schiedenes über Herrn Peter Vogelmayers geheimnisvolles Treiben gehört hast, so hab' ich's eben auch und sogar sehr viel. Ich will damit nicht sagen, daß er kein ehrlicher Mann ist, Gott be¬ —7 wahre, aber Die weiteren Worte erstarben in einem unverständlichen Murmeln, da in diesem Augenblicke eben Oswald eintrat und den Eltern seinen Gruß bot, die denselben freundlich erwiderten. Es ist gut, daß du kommst,“ sagte der Krämer, „denn wir haben soeben von dir gesprochen.“ „Dann betraf es sicher meine Hei¬ rat,“ entgegnete Oswald rasch. „Du bist schon bei der Heirat, wäh¬ rend deine Mutter und ich noch nicht über die Frage hinaus sind, ob wir überhaupt unsere Zustimmung geben sol¬ len oder nicht,“ meinte der Krämer sar¬ kastisch. „Und wie die Dinge jetzt stehen, wirst du dir diese Heirat wohl aus dem Kopfe schlagen müssen.“ „Niemals,“ erklärte der junge Mann bestimmt. „Die Jugend ist immer rascher mit der Tat, als mit dem Ueberlegen bei der Hand,“ sagte Herr Kurt, ohne jedoch über den Widerspruch seines Sohnes ungehalten zu sein. „Erst überlege, dann handle!“ „Aber ich begreife nicht, liebe El¬ tern, was ihr gegen Katharina ein¬ zuwenden habt?“ frug der junge Mann ungeduldig. „Entspricht sie nicht allen Anforderungen, die ich zu stellen berechtigt bin? Und sind ihre Eltern nicht Bürgersleute von hier, so wie ihr? — ihr sagtet Und dann, wir lieben uns mir ja selbst oft, lieber Vater, daß zu einem glücklichen Hausstande vor allem gegenseitige Zuneigung der Eheleute ge¬ hört, die ist also bei uns auch da.“ „Du sprichst, als ob wir taub und blind wären und nicht hören und sehen würden, was in unserer Stadt jetzt vor¬ geht, mein Sohn,“ sagte der alte Mann mit Betonung. „Du weißt ganz wohl,
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