50 kalten Blutes für Geld seine Mitmen¬ schen dem Henker überlieferte und der von einem Ding, das Herz genannt wird, gewöhnlich nichts im Leib ver¬ spürte — verliebt, verliebt, wie nun ein Mann in den Tagen der goldenen Jugend sonst es sein kann. Er selber besaß zwar, wie gesagt, diese Jugend nicht mehr, auch war der Gegenstand seiner Verehrung gegen ihn kalt und teilnahmslos, ja behan¬ delte ihn sogar mit aller Verachtung, die er verdiente, aber mit der Zähig keit und Ausdauer, die allen gemeinen Naturen eigen ist, hielt er an der Er¬ reichung seines Zieles fest. Der Ketzerrichter kam ihm dazu ge¬ rade recht. Er wußte, daß er Herrn Peter Vogelmayers Tochter mit einen Liebeserklärung nicht kommen durfte ein Mensch, wie er bekam unter gewöhnlichen Umständen kein anständi ges Mädchen zur Frau, das fühlte er selbst. Was also auf geradem Wege nicht ging, das mußte auf krummen Wegen zu erreichen sein und das Glück war ihm augenscheinlich günstig gesinnt. Wie, wenn er vor die hochnasige Spröde hintreten konnte und ihr sa¬ gen, das Leben ihrer Eltern sei in seiner Hand? Ein paar Worte von ihm und Vater und Mutter stünden als Waldenser vor dem Ketzerrichter ec läge an ihm, die Eltern zu retten um den Preis ihrer Hand würde er den Namen Vogelmayer verschweigen. Er wußte, mit welch zärtlicher Liebe Katharina an ihren Eltern hing und er war überzeugt, daß sie diesen das Opfer bringen werde, ihm zum Altar zu folgen. Das Weitere dachte er, würde sich finden; man stirbt nicht so schnell an unglücklicher Liebe. Diese abscheulichen Gedanken schwirr¬ ten dem Adelwanger durch den Kopf, als er eine schmale Wendeltreppe hinan¬ stieg, und ehe er an die Tür des Ge¬ maches klopfte, wo Pater Petrus sei¬ ner wartete, hatte er den festen Ent¬ schluß gefaßt, nicht eher mit all' dem, was er über die Steyrer Waldenser wußte, herauszurücken, bis er nicht end¬ giltig mit Katharina und deren Eltern gesprochen. Selbst wenn das Mädchen ihn ab¬ wies, war sein Plan noch nicht zerstört, er gedachte dann dem Vogelmayerschen Thepaar die Hölle heiß zu machen, der Selbsterhaltungstrieb mußte diese bestim¬ men, auf ihre Tochter in einem ihm günstigen Sinne einzuwirken. Erst als er dem Mönche gegenüber stand, verließen ihn diese Gedanken die forschenden, durchdringenden Augen desselben schienen ihm auf dem Grunde seiner Seele zu lesen Der Adelwanger nahm eine demütige Haltung an, doch spähte er dabei vor schtig und aufmerksam zugleich auf den Ketzerrichter, um ihn genau zu studieren. „Ihr seid also der Adelwanger? fragte der Mönch endlich, nachdem er den Gruß des Mannes kaum flüchtig erwidert hatte. „Der bin ich, ehrwürdiger Vater, entgegnete der Adelwanger unterwürfig, „und nebstdem ein guter Sohn der Kirche.“ „Das brauche ich durchaus nicht zu wissen,“ schnitt ihm der Pater seine Anempfehlung kurz ab. „Ihr seid euch wohl darüber im klaren, daß ich euch nicht rufen ließ, auf euren Gehalt als Christ euch zu prüfen? Der Adelwanger nickte, gab aber keine Antwort. „Nun denn,“ fuhr der Mönch fort, indem er den Bart durch die Finger gleiten ließ, „da ihr über diesen Punkt im klaren seid, so werdet ihr euch wohl auch denken, warum ich zum zwei¬ tenmale Steyr besuche?“ „Ich glaube es erraten zu haben, ehr¬ würdiger Herr.“ „Ihr scheint viel zu raten und zu denken, Mann — ich hoffe nur, ihr tut es im Dienste der Kirche und des Staates.“ „Ei, freilich,“ beeilte sich der Adel¬ wanger zu sagen, den manches drücken
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