wohl mit ihr zu reden haben, was für meine Ohren nicht paßt! Will auch nicht stören, nur einen Rat will ich euch geben: Haltet eure Augen gut offen — der Teufel bedient sich oft einer hübschen Larve!“ Oswald wollte heftig erwidern, aber der Adelwanger wartete keine Antwort ab, sondern eilte hastig den Berg hinab sich zur Stadt, nicht ohne dem nähernden Mädchen einen bösen und zu¬ gleich doch recht verliebten Blick zuge¬ worfen zu haben. „Es ist richtig,“ dachte Oswald nicht ohne Beimischung von Eifersucht deren er sich eigentlich schämte, „der alte Graubart ist in mein Käthchen ver¬ liebt und spuckt Feuer und Flamme gegen mich — na, immerhin besser, er spuckt, als ich.“ Und damit ging er dem Mädchen entgegen und bot ihm freudig die Hand zum Gruß. „Mein gutes Käthchen,“ sagte er herz¬ lich, „wie soll ich dir danken, daß du heute erschienen bist? Es mag dir wohl recht schwer gefallen sein, von 7 Hause abzukommen? Das Mädchen legte ihre Hand in die seine und erwiderte mit leichtem Er¬ röten: „Was fiele mir wohl schwer, das ich für dich tue? Allerdings muß ich vorsichtig sein, damit man zuhause von unseren Zusammenkünften nichts merkt, aber heute hätte ich mich von der gan¬ zen Welt nicht aufhalten lassen, mit dir zusammenzukommen. „Ei, so ist deine Liebe zu mir so gewaltig gewachsen?“ frug lachend und erfreut Oswald, indem er sich be¬ mühte, einen flüchtigen Kuß zu erhaschen. Allein Katharina wußte dem aus¬ zuweichen. „Lasse das, sagte sie mit ernster Miene. „Wir haben ernsteres zu sprechen. Geleite mich ein Stück We¬ ges gegen Garsten, wohin ich zu mei¬ ner Mutter Schwester gehe.“ 43 „Gern,“ meinte der junge Mann, „allein du sprichst so ernst — was ist dir widerfahren?“ „Mancherlei.“ sagte sie nachdenk¬ lich, indem sie Hand in Hand durch den gefrorenen Schnee, der unter ihrer Tritten knirschte, dahinschritten. „So¬ viel, daß ich — es drückt mir fast das Herz ab, es zu sagen, unsere Verbindung durch des Priesters Hand für unmöglich halte.“ „Du erschreckst mich, meine Liebe, entgegnete Oswald hastig. „Was soll¬ ten da für Gründe dagegen obwalten? Deine Eltern?“ „Ach — meine Eltern! Die Mutter scheint zu ahnen, wie die Dinge sind, auch glaube ich kaum, daß mein Vater gegen unsere Verbindung etwas einwen¬ den würde! Die Dinge sind weit ernsterer Natur. Versprichst du mir, Oswald, mit deinem Manneswort, über das gegen jedermann zu schweigen, was ich dir jetzt zu sagen habe?“ Gewiß, mein Lieb' — ist es doch selbstverständlich, daß kein Mensch eine Silbe erfährt, was wir zusammen sprechen. „Nun gut, Oswald, höre mich sehr sehr aufmerksam an und mißverstehe mich — unsere eheliche Verbindung ist nicht ganz unmöglich — kann nie stattfin¬ —77 den „Warum nicht?“ frug er hastig und preßte ihre Hand. „Liebst du mich nicht ge¬ mehr? Gewiß hat sich ein Freier funden, der reicher und vornehmer ist, 77 als ich der¬ „Wie doch ein Mann gleich mit ist, lei Beschuldigungen bei der Hand entgegnete das Mädchen, nichtohne ich Bitterkeit. „Aber tröste dich 77 werde nie die Frau eines andern „Nun also — was wäre dann wohl das Hindernis zwischen uns? Meine El¬ tern wissen bereits, daß ich dich liebe und haben nichts gegen eine Heirat, wenn sie auch aus irgend einem Grunde noch nicht ihre Zustimmung erteilen wollen.“
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