tag mit der Adelsdeputation beim Burggrafen droben im Schlosse. Tho¬ mas, der Lueger,*) führte beim Glück¬ wunsch das Wort und der Burggraf war recht freundlich. Plötzlich aber schlug er um, sprach von drohenden Zeiten, von Bürgern, die sich verirrt und dem guten Hirten nicht mehr folgen woll¬ ten, und bald erzählte jeder eine Hi¬ storie von den Waldensern. Wie mir da zumute war, mögt ihr euch wohl denken! Und gar, als der Burggraf zum Schlusse ankündigte, der gnädigste Herzog habe diese Sache auch für die Stadt Steyrer zu untersuchen neuer¬ dings anbefohlen und er erwarte jeden Tag den herzoglichen Kommissarius in Steyr.“ „Und wer ist das?“ tönte es fast einstimmig in der Runde. „Ein Mönch natürlich,“ entgegnete Wilhelm von Blüburg fast bitter. „Her¬ zog Albrecht III. hat vor zwei Jahren vom Bischof Georg von Passau einen Ulntersuchungsrichter begehrt und dieser sandte den Cölestiner=Priester Petrus als Ketzerrichter hieher derselbe ist wie¬ der dazu ernannt.“ „Gott sei uns gnädig,“ murmelten die Anwesenden und manches Antlitz ver¬ ärbte sich. „Wer wird uns richten?“ frug plötzlich Peter Vogelmayer trotzig. „Wir haben Gönner in allen Kreisen.“ „Ja — doch,“ gab Wilhelm von Blü¬ burg zur Antwort, „vergessen wir aber nicht, daß der gesamte Adel der Stadt gegen uns ist, die Lueger, Panhalme. Goldschmidte, Wienner, Grünthaler Kerschberger, Theurwangen, Steger, Pandorfer, Pfefferl“) und wie sie alle heißen, haben heute den Burggrafen hre Hilfe zu unserer Ausrottung zuge¬ agt, und das sind die Mächtigsten in der Stadt. Wir werden wohl unsere Versammlungen auf einige Zeit einstel¬ len müssen!“ *) Ein damals in Sterr sehr einflußreicher Adeliger. **) Adelsgeschlechter, in der Stadt ansässig. „Nimmermehr!“ Es war ein Schwur, dieses einzelne Wort ein Schwur für ihre Ueberzeugung! Wilhelm von Blüburg zuckte gleichmütig die Achseln. „Wie ihr wollt, Brüder,“ sagte er, „ich werde auch zu leiden wissen für meine Ueberzeugung. Aber noch bin ich nicht zu Ende mit den Unglücksbotschaften. Han¬ nes Adelwanger, den wir nicht in unserer Mitte aufnehmen wollten, hat uns dem Burggrafen verraten. Der hohe Herr weiß ganz genau, wie es mit uns steht ich vermute sogar, daß der Burg¬ graf die meisten von uns beim Namen kennt — wenn der Ketzerrichter“ Blüburg betonte das letzte Wort beson¬ ders bitter — „unsere Namen ver¬ langt, so wird er sie nach 24 Stunden alle kennen“ Die Versammelten schienen sehr be¬ stürzt über diese Eröffnungen. „Der Schuft,“ murmelte Peter Vo¬ gelmayer zwischen den Zähnen. „Wie oft hab' ich ihm aus der Patsche heraus¬ geholfen und das ist der Dank. Die Versammelten sprachen nun eine lange Zeit untereinander. Herr Peter Vogelmayer sah unterdessen mehrere Schriften durch, die ihm ein Mitglied der Versammlung vorgelegt hatte. Herr Peter war in der für die damalige Zeit glücklichen Lage, schreiben und lesen zu können, Kenntnisse, die er sich wohl: als Soldat erworben hatte. Auch er machte bei den Eröffnungen des ade¬ ligen Herrn ein verzweifelt ernstes Ge¬ icht, jetzt aber hellte sich dasselbe auf. „Brüder,“ sagte er endlich, und plötz¬ lich trat Stille ein, „noch sind wir nicht vernichtet; noch gibt es opfer¬ freudige Menschen, die unsere Lehre hoch halten. Wilhelm von Blüburg hat uns leider traurige Dinge erzählt ich habe dagegen Erfreuliches zu ver¬ melden. Den Beitritt melden da an echs Personen aus Garsten, dem Haupt¬ sitze des sogenannten Christentums. „Vier gottbegnadete Männer vermachen uns ihr Vermögen im Werte von zehntau¬ send Goldstücken — was wollen wir
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