28 venierten. Es wurde dabei eine Ver¬ einigung der einzelnen Komitees zu einem Zentralkomitee mit dem Sitze in Wien zusammengebracht mit der wichti¬ gen Aufgabe: die Erbauung einer gro߬ artigen Bahn von der Westbahn bei Haag über Steyr und Leoben durch Kärnten bis an das Adriatische Meer bei Triest anzustreben und hierzu auch zugleich die Trassierungskommission zu erwirken, endlich zur Deckung der dies¬ fälligen Kosten auf dieser ganzen Li¬ nie eine Subskription zu eröffnen. Es wurde weiters sogar beschlossen, auf den bereits projektierten Bau einer Loko¬ motivbahn von der Westbahn bei Maut¬ hausen nach Budweis und Prag hinzu¬ wirken und denselben nötigenfalls selbst in die Hand zu nehmen, so daß die kürzeste Linie zwischen Triest, Linz, Prag und Hamburg hergestellt und dadurch dann die projektierte Bahn den Cha¬ rakter einer Hauptbahn erhalten würde. Es sind also in dieser nun großartig werdenden Angelegenheit die weiteren Schritte des Generalkomitees, in dem edenfalls auch der Bürgermeister von Steyr Sitz und Stimme haben wird, zu erwarten. Es herrscht eine bedeutende Wohl¬ feilheit der Lebensmittel, ein Metzen Weizen 3 fl. 60 kr., Korn 2 fl. 50 kr., 1 Pfund Rindfleisch 18 kr. usw., allein bei der schon durch drei Jahre dauernden allgemeinen Geschäfts¬ tockung leiden gleichmäßig Industrie, Oekonomie und Handel und die Geld¬ not ist außerordentlich. Was unsere Stadt betrifft, so hatte unsere kleine Industrie auch in die¬ em Jahre nur einen äußerst geringen Absatz und verkümmert bei dem Man¬ gel ihrer Konkurrenzfähigkeit mit dem Auslande immer mehr, was auch bei der k. k. Innerbergschen Haupt¬ gewerkschaft mit ihrem ausgezeich¬ neten und unerschöpflichen Erzlager der Fall ist, welche jetzt hier bei ihrer Ver¬ chleiß=Faktorie einen ungeheuren Vorrat von mehr als 50.000 Zentner Eisen, Stahl und Flossen aufgespeichert hat. Auch die Werndlsche Waffenfa¬ brik, welche nun durch den erfolgten Ankauf des Rißschen Pfannenhammer¬ werks noch bedeutend vergrößert wird, feiert meistenteils, und beschäftigt über¬ haupt kaum mehr den fünften Teil ihrer früheren Arbeiter. Die Stadtkasse ist bereits an die Sparkasse 51.025 fl. an Darlehen ge¬ gen 5% Verzinsung schuldig, und be¬ stehen auch noch 6342 fl. Kontoschulden. Endlich ist auch von niederschlagen¬ dem Einflusse auf die Stadt der trau¬ rige Zustand der Herrschaft Steyr, welche seit dem im Jahre 1862 erfolgten Tode des Fürsten Gustav von Lamberg ganz eine Beute der Advokatenwirt¬ schaft ist. Das ganze Fideikommißgut wird einstweilen administriert und Ge¬ bäude und Garten geraten zusehends in Verfall. Die Jagdreviere, denen der letztverstorbene Fürst fast sein ganzes Leben gewidmet hatte, sind teilweise ver¬ pachtet.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2