700 Mann anwesend waren. Die frem¬ den Korps wurden von dem hiesigen an der Stadtgrenze empfangen, feierlich unter Böllerschüssen eingeführt und frei¬ Auf dem Stadt¬ willig einquartiert. — platze zwischen dem Rathaus und Leo¬ poldibrunnen waren ein hoher gotischer Tempel und zwei Tribünen aufgerichtet, das Rathaus und fast alle Häuser mit unzähligen Fahnen geziert. Die Bürger¬ korps bildeten ein großes Karree und in dem offenen Tempel zelebrierte der hochw. Bischof das Hochamt, wobei die Liedervereine sangen, und dann die Fah¬ nenweihe vorgenommen wurde. Bei dieser wirklich großartig schönen Feier war das Wetter auch günstig; jedoch nachmittags, wo auf der Holz¬ händler Reder=Insel ein großes Fest mit mehreren Restaurationen, Kaffee¬ schenken, Zuckerbäckereien, Tanz, Gesang und abendlicher Beleuchtung mit Feuer¬ werk vorbereitet war, trat leider ein heftiger und anhaltender Regen ein, so daß dieses große Belustigungsfest unterbleiben mußte und erst am nächsten Tage abgehalten werden konnte, wo aber die fremden Korps wieder abmar¬ schiert waren. Am 8. Oktober erfolgte die kaiser¬ liche Entschließung, wodurch die Errich¬ tung einer selbständigen ärari¬ schen dreiklassigen Unterreal¬ schule auf Kosten des Studienfondes bewilligt wurde, wozu die Stadtkom¬ mune bloß nebst dem Gebäudezins von 685 fl. einen firen Beitrag von jähr¬ lich 500 fl. zu leisten und die Lehrmit¬ tel, Bedienung nebst dem Brennholz anzuschaffen hat. In diesem Jahre wuchs eine solche Unzahl Rüben, daß 1 Metzen nur 10—12 kr. kostete. Auf dem Stadtpfarrplatze wurde im November der vom Zivil=Ingenieur K. Feldbacher nach dem Plane des hies. k. k. Bezirks=Bauamtsassistenten Hofer aus Granit verfertigte Röhrbrun¬ nen im gotischen Stile aufgesetzt, welcher nebst dem gußeisernen Geländer¬ 19 gitter 1843 fl. öst. W. kostet, und so¬ mit ist nun der im Jahre 1858 durch die Abbrechung der Festungsmauern und Ausfüllung des Grabens hergestellte Kirchenplatz vollendet. Am 18. Dezember wurde die erste Reichsratssession, welche bereits eit 20 Monaten tagte, von Sr. Maje¬ stät dem Kaiser mit großer Feierlich¬ keit geschlossen, und infolgedessen, so wie der vom Reichsrate beschlosse¬ nen bedeutenden Ausgaben=Reduktionen, Steuererhöhungen und der mit der Na¬ tionalbank vereinbarten neuen Bank¬ akte, haben sich die Obligationenkurse wesentlich gebessert und das Silberagio, welches zu Anfang dieses Jahres mit 38% und noch im Herbste mit 23% bezahlt werden mußte, sank auf 11 bis 13% herab. Jedoch kam mit dieser be¬ deutenden Besserung der Valuta auch eine empfindliche Stockung in unseren auswärtigen Warenabsatz. Uebrigens haben unsere Stahlwaren und Sensen, die von einem Komitee unserer Kaufleute und Industriellen im Frühlinge zur Londoner Weltaus¬ stellung gesendet worden waren, dort eine sehr ehrende Anerkennung ge¬ funden und eine Kollektiv=Preis¬ medaille erhalten, welche im Rat¬ hause aufbewahrt wird. Als bemerkenswert aus diesem Jahre ist auch noch anzuführen, daß der Bau¬ meister Anton Pichler das ehemalige Kapuzinerkloster von Johann Eberstaller an sich gekauft, dasselbe adaptiert, sowie einen Teil der Gar¬ tenmauer niedergerissen und von dort über den sogenannten Hundsgraben zur Verkürzung des Weges eine hölzerne Brücke errichtet hat. Endlich, daß das zur Stadtpfarr¬ pfründe gehörig gewesene, sogenannte Pfarrhöfel an der Garstnerstraße, welches dem Stadtpfarrer, als nur von ärmeren Parteien bewohnt, keinen nam¬ haften Ertrag lieferte, mit Bewilligung des Konsistoriums und der Regierung an den Advokaten Dr. Kompaß verkauft
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