16 unzähligen Fahnen geschmückt waren. Doch kaum war das Korps aus der Mitte der Stadt in die Kirchen= und Sierningerstraße gelangt, als urplötzlich ein schwarzes Gewitter mit einem solchen Orkane daherstürmte, daß Ziegel von den Dächern geschleudert, unzählige Fenster zertrümmert und Bäume entwur¬ zelt wurden und daher das Korps in die Häuser flüchten mußte. Am 13. August abends gegen 9 Uhr war ein, am ganzen Horizont ausge¬ breitetes, äußerst heftiges Gewitter mit fast ununterbrochenen Blitzen, wobei das Hausleitnergut in Garsten abbrannte. Am Sonntag den 18. früh um halb 6 Uhr stieg die ganz zusammen¬ geschrumpfte Enns infolge eines Wol¬ kenbruches im Palten=, Enns= Reif¬ ling= und Salzatale innerhalb einer Vier¬ telstunde um 4 Schuh und rieß plötzlich von der Lände 13 auf trockenem Bo¬ den gelegene leere Flöße fort, welche auch bald die Ennsbrücke mitgerissen hätten. Eine große Menge Scheiter und anderes verschiedenes Holzwerk, selbst rauhe Bäume, kamen auf der Enns daher¬ getrieben, deren Wasser so mit abge¬ chwemmten Erdreiche geschwängert war, daß es kaum rinnen zu können schien. Außerordentlich zahlreich waren bei der großen Hitze in diesem Jahre die Feuersbrünste und unsere Lösch¬ requisiten wurden in den drei Monaten Juni, Juli und August zu 10 Brän¬ den geführt, u. zw. waren davon drei Brände in Steyr selbst, nämlich am 21. Juli und 3. August zwei Hütten beim Hause Nr. 491 in Aichet und am 6. August der Dachstuhl des Hauses Nr. 179 in Voglsang. Der beim Bürgerspitale be¬ standene wüste Zwinger an der Straße mit dem Röhrenbrunnen wurde wegge¬ brochen und an deren Stelle eine Ver¬ schleißhalle für die Viktualien ver¬ kaufenden Landleute im Schweizerstile errichtet. Auch die ganze Kirchengasse wird neu mit Kiessteinen mit beider¬ seitigen Gehwegen aus Granitwürfeln gepflastert. Im November wurde endlich das Erjesuitengebäude geräumt. Am 17. November wurde die alte schwarzgoldene Kanzel in der Stadt¬ pfarrkirche abgebrochen und mit der Aufstellung der neuen gotischen, von dem Linzer Bildhauer Engelbert West¬ reicher nach dem Plane des Fidelius Schönlaub in München verfertigten, be¬ gonnen, welche 1675 fl. öst. W. kostet. Am ersten Adventsonntage, den 1. De¬ zember, wurde dann dieselbe von dem Bischofe Franz Josef Rudigier ein¬ geweiht, wonach im Pfarrhofe Ta¬ fel war. 1862. Das Jahr beginnt unter günsti¬ geren Auspizien, als das vergangene äußerst ertreme Jahr. Bei dem Eisen¬ Kommerz unserer Stadt herrscht, durch das Silberagio begünstigt, ein ziemlich reges Leben, besonders wird die Waf¬ fen= und Nägelfabrikation großartig, vielleicht mit mehr als 1500 Arbeitern, betrieben und die Werndlschen Waffen gehen sogar viele nach Amerika. Auch die Bevölkerung hat seit der Nähe der Eisenbahn nicht unbedeu¬ tend zugenommen und es herrscht be¬ reits eine wahre Not an Wohnungen, deren Preise stark hinaufgeschraubt wur¬ den; jedoch ist von Neu= oder be¬ deutenderen Vergrößerungsbauten keine Spur. Die Mißhelligkeiten zwischen einem großen Teile unserer Bürger= und Beamtenschaft gegen die Gemeindevor¬ stehung, besonders gegen den Bürger¬ meister Haller und den Sekretär Aichin¬ ger dauern fort und die Angriffe des Advokaten Dr. Pierer gegen dieselben und in der Holz= und Kohlenfrage auch gegen den Fürsten Gustav Lamberg, in den Steyrer und Welser Zeitungen ind alle Grenzen der Schicklichkeit und Preßfreiheit übersteigende Lästerungen. Am 1. und 2. Februar noch immer heftiger Regen, wodurch bei dem ge¬
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