Steuerinspektorate in das ehemalige Berggerichtsgebäude Nr. 71, wodurch dann das ganze Erjesuitengebäude zur Unterbringung der Haupt= und Unter¬ realschule verfügbar wurde, reiste der Bürgermeister mit drei Gemeinderäten und dem Sekretär abermals zum Mini¬ terium und es kam auch schon am 29. Mai der Ministerialrat Mayr zur per¬ sönlichen Besichtigung dieser Gebäude. Aber erst nach einer abermaligen Reise nach Wien wurde diese ganze Aemter=Dislozierung zu Ende August ganz nach dem Antrage der Gemeinde, entgegen der Statthalterei bewilligt. Der Fronleichnamstag am 30. Mai war schön und das neu organi¬ sierte Bürgerkorps, auf dessen Mon¬ tierung und Bewaffnung der Major Werndl mehr als 4000 fl. spendierte, rückte zum erstenmal in 11 Zügen, 150 Mann stark, aus und gab sehr ge¬ lungene Salven. Am Samstag den 1. Juni nachmit¬ tags waren mehrere heftige Gewit¬ ter, wobei sich ein Wolkenbruch über Mühlbach, Dambach, Klein¬ aming und Behamberg derart entleerte, daß die dortigen abschüssigen Getreidefelder gänzlich abgeschwemmt, die Obstbäume von dem starken Hagel ver¬ nichtet und die Bäche zu Strömen an¬ schwollen und Hütten, Stege und Brücken wegrissen, so daß die Verbindung von Steyr nach Steiermark und Niederöster¬ reich gänzlich unterbrochen und sogar die Telegraphenleitung am Ramingbache zer¬ stört wurde. Am allermeisten hat das Tal Kleinraming gelitten, welches der zu einem Strome angeschwollene Bach vollständig überschwemmt hat, so daß die Wohnungen und Stallungen einige Schuh hoch plötzlich angefüllt und acht Wehren mehr oder weniger vernichtet wurden, endlich sogar ein mit Holz ge¬ füllter hölzerner Stadel, vom Hammer¬ chmied Vögerl weggetragen und ein paar hundert Schritte auf die Straße gestellt wurde. Der Schaden wurde in 15 der Gemeinde St. Ulrich allein auf über 122.000 fl. geschätzt. Eine von den Gemeinderäten in Steyr vorgenommene Sammlung für die Verunglückten er¬ gab 1283 fl. Am 7. Juli erhielt der hiesige zweite Männer=Gesangverein „Kränzchen“ der im Gegensatze zur „Liedertafel“ meist aus Bürgerssöhnen und Arbeitern be¬ teht, von Wohltätern eine prächtige, eidene, weißgrüne, reichgestickte Fahne, welche mit feierlichem Zuge vom Gemeindehause abgeholt wurde. Am 18. zogen 26 Sänger von den beiden Vereinen mit ihren Fahnen vom Gemeindehause mit großem Pompe aus zu dem allgemeinen deutschen Sängerfeste in Nürnberg. Bei diesen beiden Auszügen waren viele Häuser am Stadtplatze und in der Enge mit verschiedenfarbigen Fahnen geziert und die lange verpönt gewesenen deut¬ schen Farben „schwarz=rot=gold“ prang¬ ten wieder vielfach sowohl an den Häu¬ sern, als auch an den Mitgliedern der Gesang= und Turnvereine. Das hiesige Bürgerkorpskom¬ mando wollte am 21. Juli einen Uebungsmarsch nach Sierning unter¬ nehmen, wo dann auch andere Schützen¬ korps von Steinbach, Kremsmünster mit demselben zu einer gemeinschaftlichen Un¬ terhaltung zusammengetroffen wären. Al¬ lein die Sache wurde von der Statt¬ halterei nicht bewilligt und der Bürger¬ korpsmajor Josef Werndl konnte nicht einmal vom Ministerium, zu dem er sich sogleich persönlich begab, die Bewilligung erwirken. Auch das von diesem Kommandanten an die Gemeinde¬ vorstehung gerichtete Gesuch um einen Armierungsbeitrag von 800 fl. zur Er¬ richtung der 4. Kompagnie wurde ge¬ meinderätlich zurückgewiesen. Doch am 25. kam vom Ministerium die ausnahmsweise Bewilligung dieses Uebungsmarsches, welcher denn auch am Sonntag den 28. statt¬ fand, wobei die Häuser des Stadt¬ platzes, der Enge und in Steyrdorf mit
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