14 durchgesetzt worden und am 8. April zog der beliebte Lehrer Franz X. Kuhn mit seinen 114 Kindern, die er von der Bergschule in einem Zimmer unterrichtet hatte, in das im Jahre 1856 neu er¬ baute Schulhaus nach Ennsdorf, wo sich in zwei Lehrzimmern nur 86 Schulkinder befanden, woraus offenbar hervorgeht, daß eine dieser beiden städtischen Schu¬ len überflüssig war. Das der Stadt¬ kommune eigentümliche Schulhaus Nr. 151 in der Berggasse, welches in alter Zeit einmal ein Benefiziatenhaus war, soll bis zu einer weiteren Verfügung vermietet werden. Im Monate April ist auch die hohe Ministerialbewilligung zur Er¬ richtung des dritten Jahrganges bei der hiesigen bisher zweiklassig und mit der Knabenhauptschule vereinigt gewe¬ senen Unterrealschule und deren Trennung von der ersteren herabgelangt, wodurch aber unserer Schulgemeinde, zu welcher nur 50 Häuser der Ortschaft Ra¬ mingsteg von der Gemeinde St. Ul¬ rich und 39 Häuser der Ortschaft Gründ¬ berg von der Gemeinde Sierning ein¬ geschult sind, wieder bedeutende Kosten erwachsen werden, so daß dann wohl die bisherige besondere 10%ige Schulkosten¬ umlage nicht mehr genügen wird. Die Hauptschule und die Unterrealschule kom men in den ersten Stock des Exjesuiten¬ gebäudes, anstatt des jetzt daselbst be¬ findlichen k. k. Steueramtes und des Lan¬ desbezirksamtes, welche in das leer stehende Kreisamtsgebäude transferiert werden sollen, während das k. k. Kreis¬ und städt. delegierte Bezirksgericht noch weiters im zweiten Stocke des Erjesuiten¬ gebäudes verbleiben, was wohl ziem¬ lich ungeeignet ist und weshalb unsere Gemeinderepräsentanz abermals nach Linz reiste. Das leere Kreisgerichtsge¬ bäude soll zur Bequartierung eines Teils der vermehrt werdenden Garstner Strafhausgarnison verwendet werden. Die Witterung war im April ganz unnormal. Während bis 19. ein herrlicher Frühling herrschte, begann am Markustage den 25., wo der Jahr¬ markt anfing, ein miserables Wetter mit täglichen Schneestürmen und eisigem Wind und am 29. und 30. April waren alle Fluren mit 2 Zoll hohem Schnee bedeckt. Dieses wahre Winterwetter, bei dem die armen Marktleute bald erfroren wä¬ ren, dauerte bis zum vorletzten Markt¬ tage, den 7. Mai, wo ein halbschuh¬ tiefer Schnee den Stadtplatz, die Markt¬ hütten und die blühenden Bäume be¬ deckte, denn am Marktmontag, den Kreuzmontag, hatte es den ganzen Tag wie im Jänner geschneit. Eines solchen Markt= und Maiwetters erinnern sich die ältesten Leute nicht. Die Reorganisierung des ein¬ geschrumpften Bürgerkorps wird jetzt von dem neuen Major Josef Werndl sehr energisch betrieben. Das Korps erhält anstatt der bisherigen Uniform (schwarzgraue Hosen und Röcke mit blauen Aufschlägen und weißen Ueber¬ schwungriemen) nur blaue Röcke und graue Hosen mit roten Aufschlägen und schwarzen Leibriemen, endlich auch neue Tschakos mit Roßschweifen. Bereits sind zwei Kompagnien mit 150 Mann bei¬ sammen und wird schon für eine 3. Kompagnie rekrutiert. Am 1. Mai wurde der in Wien ver¬ sammelte Reichstag der deutsch=slawi¬ schen Provinzen in sehr erfreulicher Weise vom Kaiser mit einer sehr erhebenden Thronrede eröffnet, welche dann ebenso loyale Adressen der beiden Par¬ lamentshäuser folgten, durch welche wahr¬ hafte und feierliche Einführung einer lange ersehnten, freisinnigen, konstitu¬ tionellen Regierungsform die Situation wesentlich gebessert und das Silberagio von 49 auf 37% herabgedrückt wurde. Wegen der Uebersiedlung des k. k. Kreisgerichtes, des städt. Delegierten=Be¬ zirksgerichtes und des k. k. Steuer= und gerichtlichen Depositenamtes aus dem Er¬ jesuiten= in das ehemalige Kreisamts¬ gebäude Nr. 30, und des Landbezirks¬ amtes nebst dem Bezirksbauamte und
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