6 Voglsang zur Erzielung einer Samm¬ lung für die im gegenwärtigen Kriege verwundet werdenden Steyrer Soldaten, wobei sich auch gleich die 46 Mann starke Husaren=Musikbande mit großem Beifalle produzierte, die Stabsoffiziere, höchsten Beamten und sehr viele Bürger¬ familien erschienen, so daß bei der Sammlung 102 fl. österr. W. eingingen. Leider wurde die Unterhaltung abends durch ein heftiges Donnerwetter gestört. Am 8. Mai begann hier die Anwer¬ bung von Freiwilligen zu dem, in¬ folge kaiserlichen Aufrufes zu bilden¬ den Oberösterreichischen Frei¬ korps, wozu 1 Offizier und 4 Mann vom Linzer Infanterieregiment und spä¬ ter auch 2 bereits uniformierte und mit ilbernen Medaillen dekorierte Freiwil¬ lige hier eintrafen. Die tägliche As¬ sentierung der Freiwilligen fand im Natssaale ganz wie die regulären Mi¬ litärstellungen statt, wobei ein Kreis¬ kommissär, der Kreisarzt, der Bürger¬ meister und der Regimentsarzt des Hu¬ sarenregiments mitwirkten. Bis Ende Mai wurden hier 96 Mann assentiert und mittelst Fuhren nach Linz gesen¬ det, wohl zum größeren Teile Vagabun¬ den und lockere Vögel. Die Uniform ist grau mit grünen Aufschlägen, grünem runden Hut mit Schildhahnfedern u. Gemsbart, ganz wie die Revierjäger, mit Stutzen und Hau¬ bajonett. Zwei hiesige k. k. Steueramts¬ Praktikanten traten als Kadetten ein. In Oberösterreich wird eben jetzt das ganze 6. Armeekorps zusammenge¬ zogen, daher unser Husarenregiment ganz in den Stadt= und Landbezirk Steyr zusammengezogen wurde. Am 7. Juni wurde hier die An¬ werbung zu dem Jäger=Freikorps mit 100 Mann geschlossen und dann das Werbekommando eingezogen. Der Ar¬ maturlieferant Werndl hat den zwei Werbe=Freiwilligen, welche ohnehin täg¬ lich jeder 70 kr. Zulage aus dem Lan¬ desfonde bezogen, noch eine weitere Zu¬ lage, zusammen täglich mit 3 fl. für die ganze Dauer ihres Hierseins ge¬ schenkt. Die hiesige Stadtgemeinde hat sich verpflichtet, 50 Freiwillige auf ihre Kosten mit Handgeld à 10 fl. und der Montur zu versehen. In politischer Beziehung geht es schlecht, denn während in unserer inneren Verwaltung noch immer das Proviso¬ rium forthinkt und rückwärts geht, ver¬ loren wir in der Schlacht bei Magenta am 4., bei Melegnano am 8. und am 24. Juni bei Solferino am Mincio, ungeachtet der größten Tapferkeit der Truppen durch die kopflose Führung die ganze Lombardei. Die beiden Fronleichnams=Prozessio¬ nen am 23. und 26. Juni fielen um o pompöser aus und war ein um so größerer Menschenzufluß, als überall die ganze Musikbande und eine halbe Eska¬ dron des Husarenregimentes in größter Parade war und nach dem Zuge mär¬ chierte und das Offizierskorps mit den Beamten das Hochwürdigste begleitete. Am 13. Juli marschierte endlich unser Husarenregiment, nachdem es 10 Wochen hier mit seltenem Wohlverhal¬ ten bequartiert war, und uns durch seine schöne Haltung und Musik manche angenehme Stunden gewährte, auch noch am Sonntag den 10. im Gastgarten „zum Pflug“ zu Ehren ihres vormali¬ gen Obersten und jetzigen Feldmarschall¬ Leutnants Czre ein schönes Fest mit einem pompösen Wettreiten auf den Gleinkerfeldern gegeben hatte, über Kremsmünster nach Italien ab. Allein, nachdem mittlerweile am 11. der Waf¬ fenstillstand abgeschlossen und der Friede eingeleitet worden war, so kam selbes schon am 16. Juli wieder zurück hieher in die Garnison und mußte wie¬ der einquartiert werden, jedoch erfolgte der definitive Abmarsch nach Galizien vom 25. Juli eskadronweise. Infolge h. Statthaltereiauftrages v. 4. Juli sollten leicht verwundete und rekonvaleszente Krieger von der Ge¬ meinde in die Privatverpflegung über¬
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