4 fertigte dazu den neuen Sarkophag im gotischen Stile. Dieser heilige Leib wurde nun am Samstage in der hiesigen Dominikaner¬ kirche auf einem Paradebette ausge¬ stellt und am Sonntage vormittag mit großer Feierlichkeit unter Vortritt der Schuljugend und Zünfte von vier Prie¬ stern aus der Dominikanerkirche über¬ tragen, wo dann ein Hochamt mit Te¬ deum abgehalten wurde. In den letzten Dezembertagen kamen die kaiserlichen Ingenieure samt Hilfs¬ personale aus Eisenerz im Auftrage des Ministeriums wieder hieher, um die projektierte Bruck— Steyrerbahn weiter von Steyr bis Wels zum An¬ schlusse an die dort zusammen laufen sollenden bayrischen Bahnen zu trassie¬ ren, welche Arbeit sie am 29. beende¬ ten. Nach ihrer Vermessung käme unser Bahnhof auf die Felder in Neulust zu stehen und die Bahn würde dann beim Schlössel Engelsegg vorüber auf einem großartigen Viadukte über das Steyrtal nach Sierninghofen, über Schiedlberg und Achleiten geführt. Das einzige Verdienst um das Zustande¬ kommen gebührt hier dem Advokaten IUDr. Jakob Kompaß. Im Jahre 1858 wurden von den Brauern in Steyr 32.641 Eimer Bier gebraut, davon wurden ausge¬ führt 18.191 Eimer, wonach 14.440 Eimer verblieben, dazu kamen von aus¬ wärtigen Brauern eingeführt 7193 Eimer, daher ein Konsum von 21.650 Eimern im Stadtgebiete sich ergibt. Der Ausweis über die Volks¬ bewegung im Solarjahre 1858 weist kein günstiges Resultat aus, indem wohl 87 Paar, also um 9 Paar mehr als im Vorjahre getraut wurden, hin¬ gegen nur 259 Kinder geboren und nicht weniger als 373 Personen gestor¬ ben sind, woraus sich ein Defizit von 114 Personen ergibt. Es wurden um 2 Kinder weniger geboren und sind um 47 Personen mehr gestorben als im Jahre 1857. 1859. Die Physiognomie des Jah¬ res ist am Beginne so ziemlich beruhi¬ gend. Die Teuerung hat wieder nach¬ gelassen, das Geldwesen nach der neuen Währung konsolidiert sich um so leichter, nachdem auch endlich die priv. österr. Nationalbank nach bereits zehn¬ jähriger Insolvenz am 3. Jänner ihre Barzahlungen wieder beginnt, und end¬ lich auch unserer, am Rande der Ver¬ kümmerung stehenden Stadt durch die Errichtung einer Telegraphenstation und die Hoffnung auch auf eine baldige Eisenbahnverbindung von Bruck heraus nach Wels oder Linz wieder neues Leben eingehaucht werden kann. Nur in politischer Hinsicht ist die Aussicht nicht ganz helle, indem es in Italien wieder stark gährt und Sar¬ dinien, wahrscheinlich von Frankreich un¬ terstützt, uns mit einem Kriege droht; jedoch glaubt man nicht, daß es dazu kommen werde. Der französische Kaiser hat sich bei der Neujahrsaufwartung des österr. Gesandten drohend gegen Oesterreich ausgesprochen, und da in Frankreich und Sardinien stark gerüstet wird, so wurde auch bei uns am 7. Jänner das 2. Armeekorps mit 30.000 Mann aus Wien schnell, und zwar bin¬ nen drei Tagen, in die Lombardei be¬ fördert, wo eben auch die revolutio¬ nären Emissäre sehr tätig sind, um irgend einen Vorwand zum Kriege zu Stande zu bringen. Im Februar wuchs die Wahrschein¬ lichkeit eines allgemeinen europäischen Krieges leider fast zur Gewißheit heran und obwohl Frankreich und Sar¬ dinien vorderhand nur gegen Oesterreich auftreten, so täuscht sich doch auch das deutsche Volk nicht über die eigene Ge¬ fahr und gewitzigt durch die traurigen Erfahrungen aus den Napoleonischen Kriegen ist jetzt die Entrüstung, Be¬ geisterung und Aufforderung an die deutschen Regierungen zu kräftigen Rü¬
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