Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1915

195 pen überrannt, mußte aber beim Vor¬ Vorwärts gegen Paris. teil¬ gehen stärkerer feindlicher Kräfte Das Große Hauptquartier meldet weise wieder über die Maas zurück. vom 31. August: Die Armee des Ge¬ Die Armee hat dann die Maasüber¬ neralobersten v. Kluck hat den durch sich gänge wiedergewonnen und befindet Das schwache französische Kräfte unkernomme¬ im Vorgehen gegen die Aisne. Ar¬ nen Versuch eines Flankenangriffes in Fort Les Ayvelles hinter dieser der Gegend von Combles durch ein Ar¬ mee ist gefallen. meekorps zurückgeschlagen. Die Armee Die Festung Montmédy gefallen. des Generalobersten v. Bülow hat eine Die Armee des deutschen Kronprin¬ überlegene französische Armee bei St. zen setzt den Vormarsch gegen und Quentin vollständig geschlagen, nach¬ über die Maas fort. Nachdem der Kom¬ dem sie im Vormarsch bereits ein eng¬ mandant von Montmédy mit der gan¬ lisches Infanteriebataillon gefangenge¬ zen Besatzung der Festung bei einem nommen hatte. Die Armee des Gene¬ Ausfall gefangengenommen worden war, hat ralobersten Freiherrn v. Hausen ist die Festung gefallen. Die Armeen den Gegner an die Aisne bei Rethel des Kronprinzen von Bayern und des zurückgedrängt. Die Armee des Her¬ Generalobersten v. Heeringen stehen noch zogs von Württemberg hatte bei der im fortwährenden Kampfe in Franzö¬ die Fortsetzung des Uebergangs über (Fortsetzung folgt). sisch=Lothringen. Maas den Feind zunächst mit Vortrup¬ O%)Y □D·GS Geld. Ein mein Kaiser „Herr Hauptmann, es rief uns ein seltsam Durch die Straßen der Stadt fährt und Herr, Gespann: „Hier meine acht Söhne, ich habe nicht mehr! Den Wagen, den lenkt ein weißbärtiger Mann. fürs Daterland, „Sie werden brav kämpfen Gewiß an die achtzig, doch fröhlichen Blicks „Kommt Buben, gebt mir noch einmal die Hand!“ Das Antlitz durchdrungen vom Schimmer des und tränenlos Von der Menge umjubelt Glücks. Heimat Schoß. Kehrt der Alte zurück in der Und drinnen im Wagen von Blumen bedacht, Daterland: Heil Dir mein herrliches Da sitzen und Singen gleich ihrer acht! Hohes erstand, Solang Dir so Großes, so Die Menge geleitet in jubelndem Chor und Streit, Geh ohne Sorge in Kampf Den seltsamen Zug zum Kasernentor. Zeit! Der Sieg ist Dein zu aller mit, Der Alte springt ab und die achte gleich G. Goldbacher. Schritt. Nun ziehen sie ein mit markigem MOC Verwundeten. Von einem Gräflich Tambergschen Schloß gepflegt wurde, erhielten wir Don einem Verwundeten aus Steiermark, welcher im folgendes Gedicht, welches er einer dort beschäftigten Dame als dankbare Erinnerung überreichte. Und auf dem Arm das Bild des Roten Kreuzes Nach schweren Schlachten in Galiziens Sümpfen, Versuchen sie, zu lindern alles Leid. Niedergestreckt von feindlichem Geschoß, Liegen die schwer verletzten, tapfren Krieger, Und siehe! Sie gelingt, die schwere Arbeit, In einem alten, stolzen Grafenschloß. Die Wunden heilen, langsam, aber doch. Verschwunden ist das Fieber aus den kranken Die Wunden brennen in zerschossnen Gliedern, Teibern, Das Fieber rast durch den gequälten Leib Nur Mattigkeit steckt in den Gliedern noch. Und zeigt im Halbschlaf einmal Schlachtenbilder, Dann wieder Heimatfluren, Kind und Weib. weißen Hell leuchten schon die Augen aus den Kissen Doch ach! Zu ferne sind die Frauen und die Mütter, Auf die besorgt geschäftige Pflegerin, Sie wissen nichts von dem verletzten Sohn; Zungen Und sprechen deutlicher als tausend Wer soll ihn pflegen in den grausen Schmerzen? sprechen, Wer tuts? Es sei ihm tausendfacher Gotteslohn! Hab inniglichen Dank, Du Samariterin! Da haben Steyrs Frauen sich gesammelt L. K. Um eine Fürstin mild und hilfsbereit, *) Bei der Mobilisierung brachte ein Bauer bei Cilli seine acht Söhne auf einem blumengeschmückten Wagen in die Kaserne. 20*

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