Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1915

194 Kreuzer und zwei englische Zerstörer¬ lottillen, etwa vierzig Zerstörer, in der deutschen Nordseebucht nordwestlich von Helgoland auf. Es kam zu hart¬ näckigen Einzelgefechten zwischenihnen und unsern leichten Streitkräften. Die deutschen kleinen Kreuzer drängten heftig nach Westen nach und gerieten dabei in¬ olge der beschränkten Sichtweite ins Ge¬ fecht mit mehreren starken Panzerkreu¬ zern. Seiner Majestät Schiff „Ariadne“ der ist, von zwei Schlachtschiffkreuzern auf 800 „Lion“=Klasse kurze Entfernung mit schwerer Artillerie beschossen, nach Der ehrenvollem Kampfe gesunken. ver¬ weitaus größte Teil der Besatzung wer¬ mutlich 250 Köpfe, konnte gerettet den. Auch das Torpedoboot „V 187“ ging, von einem kleinen Kreuzer und zehn Zerstörern heftigst beschossen, bis zuletzt feuernd, in die Tiefe. Der Flot¬ tillenchef und der Kommandant sind ge¬ allen. Ein beträchtlicher Teil der Be¬ Die kleinen satzung wurde gerettet. Kreuzer „Köln“ und „Mainz“ werden sie sind nach einer heutigen vermißt; Meldung des Reuterschen Bureaus aus mit London gleichfalls in dem Kampfe dem überlegenen Gegner gesunken. Ein Teil ihrer Besatzungen (9 Offiziere und 81 Mann) scheint durch englische Schiffe der gerettet worden zu sein. Nach gleichen englischen Quelle erlitten die englischen Schiffe schwere Beschädigungen. Ein Kampf in den Lüften. Ein Kämpfer von Lüttich berichtet in einem Briefe: Am 17. August konnten wir dicht über unseren Köpfen den Kampf eines französischen Doppeldeckers mit einer deutschen Rumpler=Taube be¬ obachten. Als der Franzose in Sicht kam, schossen wir auf ihn; jede Flinte ging los, zwei Kompagnien gaben mit Geschützen Schnellfeuer. Aber leider tra¬ fen wir nicht — der Kerl flog weiter. Er war indes noch keine hundert Me¬ ter weit gekommen, als eine deutsche Der Rumpler=Taube auf ihn stieß. Franzose versuchte, über sie zu kom¬ men, erhielt aber von der Taube einen so daß er im Gleit¬ tadellosen Treffer, flug niedergehen mußte. Die ihn füh¬ renden französischen Offiziere haben sich selbst erschossen. 50. August. Siegreiche Kämpfe bei Zamosc und To¬ maszow. Es wird verlautbart: Die Schlach¬ ten auf dem russischen Kriegsschauplatz dauern mit unverminderter Heftigkeit fort. Oestlich der trotz mehrfacher bes estigter Stellung des Feindes unauf¬ haltsam gegen Lublin vordringenden Ar¬ mee Dankl hatten die zwischen Bug und Wieprz vorgeführten eigenen Kräfte am 26. August den Angriff auf die aus dem Räume von Cholm entgegengerückte starke russische Armee begonnen. Hier¬ auf entwickelten sich nach der Schlacht 82 für bei Krasnik weitere hartnäckige, unsere angriffsfreudigen Truppen sieg¬ reich verlaufende Kämpfe bei Zamosc sowie nördlich und östlich von Tomas¬ zow in welche am 28. aus dem Raume von Belz eine nun gleichfalls auf rus¬ eigene sischem Boden vordringende Gruppe erfolgreich eingriff. In diesen Kämpfen wurden ebenso wie in den Schlächten von Krasnik Tausende von Gefangenen gemacht. In Ostgalizien be¬ haupten sich unsere Truppen mit her¬ vorragender Bravour und Zähigkeit ge¬ gen sehr starke, überlegene feindliche Kräfte. Auf dem südlichen Kriegsschau¬ platze fanden in letzterer Zeit keine nennenswerten Kämpfe statt. 30.000 Russen gefangen. Der Große Generalstab teilt mit Bei den großen Kämpfen, in denen die russische Armee in Ostpreußen in der Gegend von Tannenberg—Hohen¬ stein—Ortelsburg geworfen wurde, ge¬ rieten nach vorläufiger Schätzung mehr als 30.000 Russen mit vielen hohen Offizieren in Gefangenschaft. 31. August. 91 Der Riesenkampf im Osten. Auf dem nördlichen Kriegsschauplatz tehen Truppen auch weiterhin in har¬ tem Kampfe südlich der Linie Lublin¬ Krasnostaw—Grubieszow. Die Haupt¬ entscheidung ist in nächster Zeit zu ge¬ wärtigen. Der erste deutsche Flieger über Paris. Ein in einer Höhe von 2000 Me¬ tern über Paris fliegendes deutsches Flugzeug hat ungefähr um 1 Uhr 30 Minuten nachmittags eine Bombe abge¬ worfen, die in der Straße Retecol¬ léêtes in der Nähe des Militärspitals Saint=Martin niederfiel. Zwei Frauen wurden schwer verwundet. Vom Flug¬ apparat wurde auch eine Fahne mit den deutschen Farben hinabgeworfen mit dem Brief eines Leutnants, in dem es heißt, die deutsche Armee steht vor den Toren von Paris. Der Brief schließt mit den Worten: Es bleibt Euch nichts anderes übrig, als Euch zu ergeben.

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