Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1915

192 nen militärischen Beistand Frankreich und Großbritannien leiht, welchebeide Oesterreich=Ungarn den Krieg erklärt ha¬ ben, und angesichts der Tatsache, daß, wie festgestellt worden ist, österreichische und ungarische Staatsangehörige in Bel¬ gien unter den Augen der königlichen Behörden eine Behandlung über sich ergehen lassen mußten, welche den primitivsten Anforderungen der Mensch¬ lichkeit widerspricht undselbst gegen¬ über Untertanen eines feindlichen Staa¬ tes unzulässig ist, sieht sich Oesterreich¬ Ungarn genötigt, die diplomatischen Be¬ ziehungen abzubrechen und betrachtet sich von diesem Augenblick an im Kriegs¬ zustand mit Belgien befindlich. Ich ver¬ lasse das Land mit dem Personal der Gesandtschaft und vertraue den Schutz der österreichischen und der ungarischen Staatsangehörigen dem Gesandten der Vereinigten Staaten von Amerika in Belgien an. Von Seite der k. u. k. Regierung sind dem Grafen Errembault de Dudzeele die Pässe zugestellt worden. Clary. Der Maria Theresien=Orden für Kaiser Wilhelm. Kaiser Franz Josef hat an den Kaiser Wilhelm II. nachstehendes Tele¬ gramm gesendet: Die herrlichen, den mächtigen Feind niederwerfenden Siege, die das deutsche Heer unter Deiner ober¬ ten Führung erkämpft hat, haben ihre Grundlage und ihren Erfolg Deinem eisernen Willen zu danken, der das wuchtige Schwert schärfte und schwang Dem Lorbeer, der Dich als Sieger chmückt, möchte ich das hehrste mili¬ tärische Ehrenzeichen, das wir besitzen, anreihen dürfen, indem ich Dich bitte, das Großkreuz meines Militär=Maria¬ Theresienordens Zeichen meiner als 8250 5 hohen Wertschätzung in treuer Waffen¬ brüderschaft annehmen zu wollen. Die Insignien soll Dir, teurer Freund, ein besonderer Abgesandter überbringen, so¬ bald er Dir genehm ist. Wohl wissend, wie sehr Du und Dein Heer die genia len Leistungen des Generals der In¬ anterie v. Moltke zu schätzen wissen, verleihe ich ihm das Kommandeurkreuz des Militär=Maria=Theresienordens. Deutsche Heldentat. Das Reichsmarineamt teilt mit: Der ist bei kleine Kreuzer „Magdeburg einem Vorstoß im Finnischen Meerbusen in der Nähe der Insel Ordensholm im Nebel auf Grund geraten. Hilfeleistung durch andere Schiffe war bei dem dicken Wetter unmöglich. Da es nicht gelang, das Schiff abzubringen, wurde es beim Eingreifen weit überlegener russischer Streitkräfte in die Luft gesprengt und hat so einen ehrenvollen Untergang ge¬ unden. Unter dem feindlichen Feuer wurde von dem Torpedoboot „V 26“ der größte Teil der Besatzung des Kreu¬ zers gerettet. Die Verluste des Kreu¬ zers „Magdeburg“ und des Torpedo¬ bootes „V 26“ stehen noch nicht ganz fest. Bisher wurden gemeldet 17 Tote und 21 Verwundete; 85 Mann, unter ihnen der Kommandant der „Magde¬ burg“ werden vermißt. Die Geretteten werden heute in einem deutschen Hafen eintreffen. Serbische Bestialität Es wurde festgestellt: Serbische Trup¬ pen massakrieren und verstümmeln Ge¬ fangene und Verwundete. So 8 wurde zum Beispiel einer der Unsrigen ohne Kopf und ohne Arme aufgefunden. Un¬ ere Verbandplätze werden beschossen. Serbische reguläre Truppen hissen die Parlamentärflagge und überfallen nach Einstellung unseres Feuers hinterlistig unsere Truppen. Soldaten des zweiten und dritten Aufgebots, die weder durch die Uniform noch durch sonstige Unter scheidungszeichen gekennzeichnet sind, so¬ bei wie Komitatschis entledigensich drohender Gefangennahme der Waffen und suchen als friedliche Bürger zu erscheinen. Bei getöteten Komitatschis wurden mit Nägeln und mit Stücken von Kupfervitriol geladene Patronen serbische Zivilbevölke¬ gefunden. Die rung, insbesondere Weiber und Kinder, schießt und wirft Bomben heimtückisch und im Rücken der Armee. Unsererseits wurden Spione sowie Zivilpersonen und Komitatschis, die sich in der geschil¬ derten Weise vergangen haben, hinge¬ richtet. In Losnica, wo die Bevölke¬ rung im allgemeinen Feindseligkeiten be¬ ging, wurde strafweise eine Geldkontri¬ bution erhoben. Kaiser Wilhelm gibt ein Beispiel, welches Nachahmung verdient: Von Kai¬ er Wilhelm ging dem Staatsministerium nachstehendes Telegramm zu: Großes Hauptquartier, 27. August. Die Heim¬ Ostpreu¬ uchung meiner treuen Provinz feindlicher ßen durch das Eindringen herzlicher 825 Truppen erfüllt mich mit Teilnahme. Ich kenne den in noch schwererer Zeit bewährten unerschütter¬ ge¬ lichen Mut meiner Ostpreußen zu nau, um nicht zu wissen, daß sie stets bereit sind, auf dem Altar des Vater¬ landes Gut und Blut zu opfern und die Schrecknisse des Krieges standhaft auf sich zu nehmen. Das Vertrauen

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