Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1915

stehend, gegen die Grenze Bukowinas wurde bei Nowosielica vollständig zu¬ rückgeschlagen. Dem Feinde wurden mehrere hundert Gefangene abgenom¬ men; im überstürzten Rückzug ließen sie viel Kriegsgeräte auf dem Kampfplatze zurück. 25. August. Namur besetzt. Der Generalstab teilt mit: Von der Festung Namur sind fünf Forts und die Stadt in unserem Besitz. Vier Forts werden noch beschossen. Ihr Fall cheint in Kürze bevorzustehen. Geschütze, die der Feind nicht kennt. In Berliner Zeitungen wurden mit Genehmigung des Generalstabes Bil¬ der aus den Panzerforts von Loucin der Festung Lüttich veröffentlicht, welche ein anschauliches Bild der ungeheuren Wirkung der deutschen schweren Artillerie geben. Zum erstenmal erfährt die Oef¬ fentlichkeit von dem Vorhandensein des 42 Zentimeter=Belagerungsmörsers, des¬ sen Einzelschuß ausreicht, um selbst die stärksten Betonpanzerdecken zu durch¬ brechen. Diese Geschütze waren es of¬ fenbar, von denen der Generalquartier¬ meister mitteilte, daß der Feind sie nicht kannte. Die Tatsache, daß es möglich war, im Frieden Geschütze von derartiger Wirkung völligunbemerk vom Ausland herzustellen, ist ein glän¬ zender Beweis für die pflichttreue Vor¬ bereitung des Krieges in Friedenszeiten. Oesterreich und Japan. Dem kais. japanischen Botschafter am Wiener Hofe Aimaro Sato sind heute mittag die Pässe zugestellt worden. Der k. u. k. Botschafter am kais. japanischen Hofe Freiherr v. Müller ist abberufen worden. Die „Katiserin Elisabeth“ kämpft mit den Deutschen. Die österr.=ungar. Botschaft hat heute dem Auswärtigen Amte folgende Mit¬ teilung gemacht: Im allerhöchsten Auf¬ trag ergeht an das Kommando Seiner Majestät Schiffes „Kaiserin Elisabeth in Tsingtau sowie an den österr.=ungar Botschafter in Tokio der telegraphische Befehl, daß Seiner Majestät Schiff S „Kaiserin Elisabeth“ in Tsingtau mit¬ zukämpfen habe. Der Sieg bei Krasnik. Die dreitägige Schlacht bei Krasnik endete gestern mit einem völligen Siege unserer Truppen. Die Russen wurden aus der ganzen etwa 70 Kilometer brei¬ 191 ten Front geworfen und haben flucht¬ artig den Rückzug gegen Lublin angetre¬ ten. Nach Mitteilungen aus dem Kriegs¬ pressequartier sind in den Kämpfen bei Krasnik anfangs zwei russische Armee¬ korps im Feuer gestanden, die später durch zwei weitere Armeekorps verstärkt wurden. Aber trotz der Verstärkung konnten die Russen dem Ansturm nicht standhalten. Der Sieg war vollstän¬ dig und brachte die völlige Auflösung der russischen Armee, die gegen Lub¬ lin flüchtet. Unsere Kavallerie hat die Verfolgung des Gegners aufgenommen. Die Stärke der vier besiegten russischen Armeekorps wird auf mehr als 150.000 Mann geschätzt. 26. August. Namur und Longwy genommen. Der Große Generalstab teilt mit: Bei Namur sind sämtliche Forts ge¬ fallen, ebenso ist Longwy nach tapferer Gegenwehr genommen. Gegen den linken Flügel der Armee des deutschen Kron¬ prinzen gingen aus Verdun und öst¬ lich starke Kräfte vor, die zurückgeschla¬ gen wurden. Das Ober=Elsaß ist bis auf unbe¬ deutende Abteilungen westlich von Col¬ mar von den Franzosen geräumt. Eine Glückwunschdepesche des Kaisers Franz Josef. Im Großen Hauptquartier ist fol¬ gendes Telegramm des Kaisers Franz Josef an Kaiser Wilhelm am 24. d. M. eingetroffen: „Sieg auf Sieg! Gott ist mit Euch, er wird auch mit uns sein! Allerinnigst beglückwünsche ich Dich, teu¬ rer Freund die jugendlichen Helden, Deinen lieben Sohn, den Kronprin¬ zen, sowie den Kronprinzen Rupprech von Bayern und das unvergleichlich tapfere deutsche Heer. Worte fehlen, um auszudrücken, was mich und mit mir meine Wehrmacht in diesen weltgeschicht¬ lichen Tagen bewegt. Herzlich drückt 1 Deine starke Hand Franz Josef.“ 27. August. Oesterreich=Ungarn hat Belgienden Krieg erklärt. Der k. u. k. Gesandte am königlich belgischen Hofe ist beauftragt worden, an den königlich belgischen Minister des Aeußern folgendes zu telegraphieren: Im Auftrag meiner Regierung habe ich 1 die Ehre, Eurer Exzellenz folgendes kundzutun. Da Belgien nach Ablehnung der ihm zu wiederholtenmalen vom Deutschen Reiche gestellten Anträge sei¬

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