Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1915

188 Beweis, daß in der Ostsee kein feind¬ liches Fahrzeug zu sehen ist. Der neu tralen Schiffahrt droht alsoauch in der Ostsee südlich vom Finnischen Meer¬ busen keine Gefahr. Das Ansuchen der bosnischen Geiseln und die Antwort des Landeschefs. Der Landeschef von Bosnien erhielt folgendes 235 Gesuch: Eure Erzellenz! Durchdrungen vom tiefsten Gefühl der Loyalität gegenüber der erhabenen Per¬ son unseres geliebten Herrschers, Sei¬ ner Majestät des Kaisers und König¬ Franz Josef I., und gegenüber seinem erhabenen Hause, bitten wir Unterfertig¬ ten Eure Erzellenz, diese Kundgebung, die der Ausdruck unserer tiefsten Ueber¬ zeugung ist und von der unser ganze¬ Wesen durchdrungen ist, gütigst zur Kenntnis zu nehmen und an den Stu¬ fen des Thrones zu verdolmetschen. Zu¬ gleich wenden wir uns an Eure Exzellenz, mit der innigen Bitte, alle unsere Fähig¬ keiten und unser ganzes Leben in die Dienste unseres geliebten Herrschers zu stellen und anzuordnen, daß wir alle zu den Zwecken verwendet werden, in denen wir nach unseren Fähigkeiten dem Wohle unseres Vaterlandes nützen kön¬ nen. Im k. u. k. Militärgefängnis in Sarajewo, am 1. August 1914. Fol¬ gen die Unterschriften der 62 Geiseln. Auf dieses Gesuch gab der Landes¬ chef General Potiorek folgende Er¬ ledigung heraus: Ihr Gesuch, mit dem Sie in diesen schweren und ernsten Zei¬ ten dem Lande und der Landesregierung Ihre Dienste anbieten, kann die Regie¬ rung nicht annehmen. Infolge Ihrer langjährigen umstürzlerischen politischen Tätigkeit, respektive Ihres Verhaltens, mit dem Sie sich der Wirksamkeit der¬ jenigen anschlossen, deren Tätigkeit in ihren Folgen der ganzen Welt unbe¬ schreibliche Leiden gebracht hat, sind Sie nicht würdig, an der ehrenvol¬ len Arbeit jener Mitbürger mitzuwirken, die für das Vaterland kämpfen und arbeiten.“ 22. August. Kämpfe in Rußland. In Tomaszow wurde eine feindliche Truppendivision überfallen. Zwei Ko¬ sakenregimenter und eines ihrer Ulanen¬ regimenter mußten die Flucht ergrei¬ fen. Ein Raid einer russischen Kaval¬ ist lerietruppendivision zusammenge¬ brochen; eine ihrer Brigaden wurde bei Turynka vernichtet, die andere bei Ka¬ mionka Strumilowa sehr stark her¬ genommen. Eine russische Kosakendivision zersprengt. Eine in der Richtung auf Sokal vor¬ gedrungene feindliche Kosakendivision verstärkt durch Infanterie, wurde ge¬ stern von unseren Vortruppen angefal¬ len und nach kurzem Kampfe geschlagen wobei eine Brigade vollkommen4100 zer¬ prengt wurde. Es wurden zahlreiche Gefangene gemacht und Kriegsmaterial erbeutet. Der Luftkrieg. Flieger werfen Bomben ab. Unsere Flieger erbrachten in außer¬ ordentlich kühnen Leistungen, die sie tief in russisches Gebiet hineinführten, vorzügliche Aufklärungsresultate und rie¬ fen durch Abwerfen von Bomben große Verwirrung in feindlichen Lagern und Trains hervor. Eine Schlacht in Serbien. Auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz wurden östlich von Vischegrad—Rudo etwa 30 serbische Bataillone mit zahl¬ reicher Gebirgs= Feld= und schwerer Ar¬ tillerie nach hartnäckigen Kämpfen am 20. und 21. August auf der ganzen Linie geworfen. Die Kriegslage. Mit dem Eingreifen Rußlands in den Kampf zwischen Oesterreich=Ungarn und Serbien waren wir genötigt, un¬ ere ganze Kraft für den Hauptkampf im Nordosten zusammenzufassen. Damit wurde der von der Oeffentlichkeit viel¬ fach als Straferpedition aufgefaßte Krieg gegen Serbien von selbst zu einer die Hauptentscheidung kaum berühren¬ den Nebenaktion. 4100 Nichtsdestoweniger ließen die allgemeine Lage und die Nach¬ richten über den Gegner eine Offen¬ sivaktion zweckmäßig erscheinen, die aber mit Rücksicht auf die vorstehend darge¬ legten Gesichtspunkte nur als skurzer Vorstoß auf feindliches Gebiet gedacht war, nach dessen Gelingen notwendiger¬ weise wieder in die frühere zuwartende Haltung zurückzukehren war, um bei Ge¬ legenheit abermals zum Schlage auszu¬ holen. Dieser kurze Offensivstoß er¬ folgte denn auch in der Zeit zwischen dem 13. und 18. August durch einen Teil der im Süden verwendeten Kräfte mit hervorragender Tapferkeit und Bra¬ vour und führte dazu, daß er fast die ganze serbische Armee auf sich zog, deren mit großer numerischer Ueberlegen¬ heit geführte Angriffe unter den schwer¬ sten Opfern an dem Heldenmut un¬ erer Truppen scheiterten. Daß auch diese zum Teil bedeutende Verluste erlitten

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