Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1915

182 sel ereignet hat, übertrifft alles, was sich die wildeste Phantasie ausmalen kann. Seit der am Dienstag vormit¬ tag erfolgten Kriegserklärung demolierte der Pöbel alle Geschäfte, die Deut¬ schen gehören oder deutsche Produkte verkaufen. Jedes Schild, das ein deut¬ sches Wort aufwies, wurde entfernt, je¬ der, der ein deutsches Aussehen hatte, wurde auf der Straße tätlich ange¬ griffen oder der Spionage verdächtigt. 10. August. Deutscher Sieg bei Mülhausen. Der von Belfort in den Oberelsaß nach Mülhausen vorgedrungene Feind, anscheinend das siebente französische Ar¬ meekorps und eine Infanteriedivision der Besatzung von Belfort, sind heute von deutschen Truppen aus einer verstärkten Stellung westlich von Mülhausen in süd¬ licher Richtung zurückgeworfen worden. Die Verluste der Franzosen sind groß. Ein russischer Kavallerieangriff zurückge¬ schlagen. Drei zum Grenzschutz bei Eydtkuhnen stehende Kompagnien, unterstützt durch herbeieilende Feldartillerie, warfen die 9220 vor¬ über Romaiken und Schleuben rückende dritte russische Kavalleriedivi¬ sion über die Grenze zurück. Polnische Jungschützen überfallen Ko¬ saken bei Mjechow. 11. August. Kriegszustand zwischen Oesterreich¬ Ungarn und Frankreich. Dem Botschafter bei der französischen Republik, Grafen Szecsen, sind von zu¬ der französischen Regierung die Pässe dem gestellt worden. Ebenso wurden Botschafter der französischen Republi auf am k. und k. Hofe Herrn Dumaine ein Ansuchen die Pässe ausgefolgt. Die französische Regierung hielt dafür, daß es dem französischen Botschafter in Wien nicht möglich sei, auf seinem Posten zu verbleiben. Der Botschafter Oester¬ reich=Ungarns in Paris verlangte fei¬ nerseits die Pässe. Eine französische Brigade zurückgeworfen. Aus Berlin wird gemeldet: Eine vorgeschobene gemischte Brigade des französischen 15. Armeekorps ist von unseren Sicherungstruppen bei Lagarde in Lothringen angegriffen worden. Der Gegner ist unter schweren Verlusten in den Wald von Parroy, nordöstlich Lunevilles, zurückgeworfen worden und hat in unseren Händen eine Fahne, zwei Batterien, vier Maschinen ewehre und 700 Gefangene gelassen. Ein französi¬ scher General ist gefallen. Ueber die wurde Montenegro Blockade verhängt. russische Ka¬ Im Norden versuchten der Weichsel valleriepatrouillen östlich wurden 855 gegen den San vorzugehen, Gegen aber überall zurückgewiesen Brody versuchten die Russen mit drei Eskadronen und Maschinengewehren vor¬ zugehen, wurden aber über die Grenze zurückgeworfen. Belgische Grausamkeiten. Offiziell wird aus Berlin gemeldet: Wie der Krieg von der belgischen Be¬ ich völkerung geführt wurde, ergibt am besten aus folgenden Einzelheiten die von Augenzeugen geschildert wer¬ den. Danach haben wir von Seiten der belgischen Bevölkerung, von Män¬ nern, Frauen und halbwüchsigen Bur¬ schen an unseren Truppen alles erlebt, was wir sonst nur in Negerkämpfen erlebten. Die belgische Zivilbevölkerung chießt aus jedem Hause, aus jedem Busch mit völlig blindem Haß auf al¬ les, was deutsch ist. Wir hatten schon in den ersten Tagen Verwundete und So Tote durch die Zivilbevölkerung. wurde einem Deutschen nachts die Kehle durchschnitten. Ein anderes Haus hatte die Fahne des Noten Kreuzes aufge¬ steckt; man legte fünf Mann hinein und am anderen Morgen waren alle vor fünf erstochen. In einem Dorfe Verviers fand man einen einzelnen Soldaten mit auf den Rücken gebun¬ denen Händen und ausgestochenen Augen. 12. August. Kriegserklärung Montenegros an Deutschland. Der Vormarsch in Russisch=Polen. die Oesterreichische Truppen haben Vorrückung in Russisch=Polen bis Jedr¬ zejow fortgesetzt. Jedrzejow liegt an der Wien=Warschauer Bahn, etwa 70 Kilometer nordöstlich von Krakau. Amtlich wird verlautbart: Der deut¬ sche Boden ist vom Feinde gesäubert. 13. August. England erklärt an Oesterreich=Ungarn den Krieg. Der königlich englische Botschafter Sir Maurice de Bunsen ist heute im k. und k. Ministerium des Aeußern er¬ schienen, um die Erklärung abzugeben,

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