Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1915

5 Milliarden bewilligt. In der zweiten Reichstagssitzung, die ersten eine Stunde nach Schluß der Sitzung abgehalten wurde, kam die Kriegsvorlage, darunter eine Vorlage über eine Kriegsanleihe in der Höhe von 5 Milliarden zur einstimmigen An¬ nahme. Als einziger Redner erklärt der Sozialdemokrat Abg. Haase im Auf¬ trage der sozialdemokratischen Fraktion. Nicht für oder gegen den Krieg haben wir heute zu entscheiden, son¬ dern über die Frage der für die Ver¬ teidigung des Landes erforderlichen Mittel. Unsere heißen Wünsche beglei¬ ten unsere zu den Fahnen gerufenen Brüder ohne Unterschied der Partei. (Lebhafter Beifall.) Für unser Volk seine freiheitliche Zukunft steht und bei einem Siege des russischen Despo¬ tismus, der sich mit dem Blute der hat, Besten des eigenen Volkes befleckt dem wenn nicht alles auf viel, Spiel. (Stürmischer Beifall.) Es gilt, diese Gefahr abzuwehren, die Kultur und die Unabhängigkeit unseres eigenen Landes sicherzustellen. (Lebhafter Bei¬ all.) Da machen wir wahr, was wir immer betont haben: Wir lassen in der Stunde der Gefahr das Vaterland nicht (Lebhafte Beifallskund¬ im Stiche. gebungen.) Kriegserklärung Englands an Deutsch¬ land. Am Nachmittag, kurz nach der Rede des Reichskanzlers, worin bereits der durch das Betreten belgischen Gebietes begangene Verstoß gegen das Völker¬ recht freimütig anerkannt und der Wille des Deutschen Reiches, die Folgen wie¬ der gutzumachen, erklärt worden war, erschien der englische Botschafter Goschen im Reichstag, um dem Staatssekretär v. Jagow eine Mitteilung seiner Re¬ gierung zu machen. In dieser wurde die deutsche Regierung um eine alsbal¬ dige Antwort auf die Frage ersucht, ob ie die Versicherung abgeben könne, daß keine Verletzung der belgischen Neutra¬ lität stattfinden würde. Der Staats¬ ekretär erwiderte sofort, daß dies nicht nöglich sei und setzte nochmals die Gründe auseinander, die Deutschland zwingen, sich gegen den Einfall einer ranzösischen Armee durch das Betreten Kurz belgischen Bodens zu sichern. Uhr erschien der englische Bot¬ 7 nach chafter im Auswärtigen Amte, um den Krieg zu erklären und seine Pässe zu fordern. Belgien erklärt an Deutschland den Krieg. 179 Kriegssitzung des französischen Parla¬ ments. die Viviani erstattet Bericht über Lage: Frankreich habe den Krieg nicht gewollt, es habe alles getan, um ihn abzuwenden. Viviani schließt mit den Worten: „Wir sind ohne Tadel, wir werden ohne Furcht sein. Alle Kriegs¬ vorlagen werden einstimmig angenom¬ men. Die Deutschen marschieren in Bel¬ gien ein. Deutsche Truppen erstürmen Kibarty. 5. August. Deutsche Kriegsschiffe erscheinen an der Küste Algeriens und zerstören ein¬ zelne befestigte Plätze. in Die Russen erleiden bei Soldau Ostpreußen eine Niederlage. Eine rus¬ sische Kavalleriebrigade wird vernichtet. Die Haltung Italiens. Der italienische Ministerrat hat einen U. a. Beschluß gefaßt, in welchem es heißt: Der Dreibund ist im wesent¬ lichen defensiver Art. Sein Zweck ist die Aufrechterhaltung des Status quo nicht voraus folgt, daß sich Italien durch eine offensive Unternehmung eines oder beider Alliierten gebunden hal¬ ten konnte, um so weniger, als diese mit ihm nicht das notwendige Ein¬ vernehmen gepflegt haben. Zum englischen Kriegsminister wird Lord Kitchener ernannt. Aegypten hat seine Neutralität er¬ klärt. Oesterreich erklart an Rußland den Krieg. Auf Grund allerhöchster Ermächti¬ gung ist unter dem 5. d. der k. u. k. Botschafter in Petersburg beauftragt worden, an den kaiserlich russischen Mi¬ nister des Aeußern eine Note folgen¬ den Wortlautes zu richten: Im Hin¬ blicke auf die drohende Haltung Ru߬ der 2 in dem Konflikt zwischen lands österreichisch=ungarischen Monarchie und Serbien, sowie angesichts der Tatsache, daß Rußland infolge des Konfliktes nach einer Mitteilung des Berliner Kabinetts die Feindseligkeiten gegen Deutschland eröffnen zu sollen glaubte, und dieses ich somit im Kriegszustand mit der ge¬ ich sieht nannten Macht befindet, 80 als im Oesterreich=Ungarn gleichfalls Kriegszustand mit Rußland befindlich an. 6. August. allgemeine Die Türkei ordnet die Mobilisierung an. 19*

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2