Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1915

176 Jaurés wurde schwer verwun¬ chlages. det weggeführt. Nach den letzten Mel¬ dungen ist Jaurés bereits gestorben. Aus Semlin werden Kämpfe vor Belgrad, welche am 29. und 30. statt¬ fanden, gemeldet. Ein serbischer An¬ griff bei Klotjevac wird zurückgewiesen. Der „Vorwärts“ für Kaiser Wilhelm. Der „Vorwärts“ schreibt im Leit¬ artikel: So unverschleiert prinzipielle Gegner der monarchischen Staatsform wir allezeit gewesen sind und sein wer¬ den, einen so erbitterten Kampf wir häufig gegen den temperamentvollen Träger der Krone führen mußten, so unumwunden erkennen wir heute, ja nicht zum erstenmal an, daß Wilhelm II. sich durch seine Haltung namentlich in den letzten Jahren als aufrichtiger Freund des Völkerfriedens bewährte. Deutschlands Ultimatum gegen russische Winkelzüge. Die „Norddeutsche Allgemeine Zei¬ tung“ schreibt: Nachdem die auf Wunsch des Zaren selbst unternommene Vermitt¬ lungsarbeit von der russischen Regie¬ rung durch die allgemeine Mobilmachung der russischen Armee und Marine ge¬ stört worden ist, hat die Regierung Sei¬ ner Majestät des Kaisers heute in Pe¬ tersburg wissen lassen, daß die deutsche Mobilmachung in Aussicht steht, falls Rußland nicht binnen 12 Stunden die Kriegsvorbereitungen einstellt und hier¬ über eine bestimmte Erklärung abgibt. Anfrage an Frankreich. Gleichzeitig ist an die französische Re¬ gierung eine Anfrage über ihre Hal¬ tung im Falle eines deutsch=russischen Krieges gerichtet worden. Ueber Berlin wird der Kriegszu¬ stand verhängt. Eine Ansprache des deutschen Kaisers. An das Publikum, das eine patrio¬ tische Kundgebung vor dem Schlosse ver¬ Kaiser anstaltete, richtete der deutsche chwere folgende Ansprache: Eine Stunde ist heute über Deutschland her¬ zwin¬ eingebrochen. Die Neider überall Man gen uns zu gerechter Verteidigung drückt uns das Schwert in die Hand. Ich hoffe, daß, wenn es nicht in letz¬ 8 ge¬ ter Stunde meinen Bemühungen lingt, die Gegner zum Einsehen zu bringen und den Frieden zu erhalten, wir das Schwert mit Gottes Hilfe 0 führen werden, daß wir es mit kön¬ Ehren wieder in die Scheide stecken nen. Enorme Opfer an Gut und Blut würde ein Krieg vom deutschen Volke erfordern; den Gegnern aber würden wir zeigen, was es heißt, Deutschland anzugreifen. Und nun empfehle ich euch Gott! Jetzt geht in die Kirche, kniet nieder vor Gott und bittet um Hilfe für unser braves Heer.“ I. August. Mobilisierung der gesamten deutschen Streitkräfte. (5 Uhr 15 Minuten nachmittags.) Kaiser Wilhelm hat die Mobilmachung der gesamten deutschen Streitkräfte an¬ geordnet. Für den Fall des Kriegsaus¬ bruches ist die Einberufung des Reichs¬ tages für Dienstag den 4. ds. in Aus¬ sicht genommen. Der Lügen=Zar stellt an Kaiser Wilhelm telegraphisch die „inständige“ Bitte, dieser möge in „die¬ sem so ernsten Augenblick helfen und den Bundesgenossen zurückhal##n, zu weit zu gehen“. Während dessen hat der Zar aber die gesamte russische Ar mee und Flotte mobilisiert. Wäh¬ rend also die deutsche Regierung auf Er¬ suchen Rußlands vermittelte, machte ne¬ Rußland seine gesamten Streitkräfte bil und bedrohte damit die Sicher¬ heit des Deutschen Reiches, von dem bis zu dieser Stunde noch keinerlei außergewöhnliche militärische Maßregeln ergriffen waren. von So ist, nicht wie Deutschland herbeigerufen, vielmehr Wil¬ der den durch die Tat bewährten len Deutschlands, der Augenblic ge¬ kommen, der die Wehrmacht Deutsch¬ lands auf den Plan ruft Belgien hat die Mobilisierung an¬ geordnet. Dänemark erklärt sich neutral. Schweden erklärt sich neutral. Norwegen erklärt sich neutral. Die Schweiz hat die sofortige all¬ gemeine Mobilisierung zur Wahrung ihrer Neutralität beschlossen. Deutschlands Kriegserklärung an Ru߬ land. Um halb 8 Uhr abends hat der deutsche Botschafter in Petersburg im Namen seiner Regierung dem russischen Ministerium des Aeußern die Kriegser¬ klärung überreicht. Ein russischer Angriff auf deutsches Reichsgebiet. Russische Patrouillen haben in der Nacht gegen die Eisenbahnbrücke bei

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