Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1915

fiziere außer Dienst ihre Mußezeit ver¬ üßen, nicht geistreicher und nicht düm¬ mer als die anderen. Uebrigens aber ausreichend platt und zum Gähnen langweilig. Sie blieb bisher völlig un¬ beachtet. Jetzt wird sie um so eifrigere Leser finden. Nun wird aber in die¬ ser Broschüre mit aller Bestimmtheit geweissagt, Frankreich und Rußland werden 1915 losschlagen, da die Re¬ publik länger die Rüstung und Last der drei Jahre nicht tragen könne. 18. Juli. Der friedliche Lloyd=Georges. Bei dem Diner, das gestern der Lordmayor den Bankiers und Kauf¬ leuten der City von London gab, sagte Schatzkanzler Lloyd=George: Eines ist für uns von der allergrößten Bedeu¬ tung, nämlich der Friede: Friede nach außen und Friede daheim. Wir Eng¬ länder haben Grund stolz zu sein, daß in all der Verwirrung, die zu einer der größten Katastrophen hätte führen können, die je die europäische Zivili¬ ation bedroht haben, England unter der geschickten Leitung Sir Edward Greys bei der Wiederherstellung des europäischen Friedens die Führung übernahm. 25. Juli. Die Note an Serbien. Nachmittags 6 Uhr überreichte der k. u. k. Gesandte in Belgrad der serbi¬ schen Regierung die Note, deren Be¬ antwortung mit achtundvierzig Stunden befristet ist. 24. Juli. Friedensreden in Petersburg. Poincaré: Friede, gestützt auf die Kraft, die Ehre und die Würde. Ich trinke auf die Gesundheit Eurer Maje¬ täten und Ihrer Majestät der Kaiserin Marie Feodorowna, Seiner kaiserlichen Hoheit des Großfürsten! Ich trinke auf das Wohl des russischen Reiches. Niko¬ laus: Die einvernehmliche Tätigkeit un¬ erer Diplomatie, die Brüderlichkeit zwischen unseren Streitkräften zu Land und zur See werden die Aufgabe un¬ serer beiden Regierungen erleichtern, die berufen sind, über die Interessen der verbündeten Völker zu wachen, in¬ dem sie sich von dem Friedensideal lei¬ ten lassen, das unsere beiden Länder, ihrer Kraft bewußt, erstreben. 173 25. Juli. Die diplomatischen Beziehungenmit Serbien abgebrochen. Baron Giesl notifizierte der serbi¬ schen Regierung wegen ungenügend lau¬ tender Antwort den Abbruch der diplo¬ matischen Beziehungen und verließ mit dem Gesandtschaftspersonal um 6 Uhr 30 Minuten Belgrad. Serbische Treue. Die serbische Regierung hatte schon früher, um 3 Uhr nachmittags, die Mo¬ bilmachung der gesamten Armee ange¬ ordnet. Der Hof, die Regierung, o= wie die Truppen räumen Belgrad. In Wien finden Kundgebungen für den Krieg statt. Patriotische Kundgebungen in ganz Oesterreich=Ungarn. 26. Juli. 1 Uhr nachts teilweise Mobilisierung und teilweise Einberufung des Land¬ sturmes. Die Eisenbahnen werden durch Mi¬ litär gesichert. 27. Juli. Das serbische Amtsblatt veröffent¬ licht die Kriegsproklamation. Serbische Schiffe beschießen Temes Kubin, österreichische Truppen erwidern das Feuer Mobilisierung in Montenegro. Bulgarien erklärt der serbischen Re¬ gierung neutral zu bleiben. Ge¬ Herrn Jovanovic, serbischem sandten in Wien, werden seine Pässe zugesandt. Der serbische Generalstabschef Put¬ nik, der in Budapest kriegsgefangen war, wird auf Befehl des Kaisers freigelassen. Grey, der Friedensretter. Grey will durch eine Konferenz der Großmächte in London den Frie¬ den retten. 28. Juli. Kriegserklärung. Auf Grund Allerhöchster Entschlie¬ ßung Seiner k. u. k. Apostolischen Maje¬ stät vom 28. Juli 1914 wurde heute an die königl. serbische Regierung eine 210 Sprache französischer in abgefaßte Kriegserklärung gerichtet, welche im Ur¬

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2