Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1915

168 ein zahlreiches Publikum angesammelt, das den Verewigten die letzten ehr¬ erbietigen (Grüße entbot. Die Särge wurden in der Schloßkirche aufgebahrt. In der vom Erzherzog Franz Ferdi¬ nand selbst gewählten Ruhestätte im Schloß Artstetten wurde der Erzherzog¬ Thronfolger mit seiner Gemahlin zur ewigen Ruhe bestattet. Auf schwarzen Katafalken ruhten die beiden Särge in der Schloßkirche. An die beiden Särge gelehnt, lagen die Blumenspenden der Kinder der Verblichenen, aus weißen Blumen gebundene Kreuze. Neben dem Sarge des Erzherzogs lagen auf Ta¬ buretts der Generalshut und die Or¬ densauszeichnungen; neben dem Sarge der Herzogin auf einem Taburett ein schwarzer Fächer und weiße Hand¬ schuhe. Während Priester und Non¬ nen vor den Särgen knieten und Ge¬ bete verrichteten, kamen die Freunde des verblichenen Erzherzogs und nah¬ men stillen Abschied. Inzwischen hat¬ ten sich die höchsten Herrschaften in den Schloßräumen versammelt. Um dreiviertel 11 Uhr verkündete Glockengeläute den Beginn der feier¬ lichen Handlungen. Zunächst begaben sich die hier eingetroffenen Mitglieder des Adels aus dem Innern des Schlosses in die Kirche. Sodann folgten die Mit¬ glieder des Kaiserhauses und die mit¬ tels Sonderzuges eingetroffenen Fürst¬ lichkeiten. In der Kirche nahmen zu¬ nächst Platz: die Erzherzoge Karl Franz Josef und Maximi¬ lian, ferner Herzog Albrecht von Württemberg mit seinen beiden Söhnen, Herzog Eugen von Braganza, Prinz Alfred von Bourbon, Prinz Alois von und zu Liechtenstein, Graf Jaros¬ lav Thun, Graf Wuthenau, Graf No¬ stitz und Sohn, Graf Chotek, Fürst Weikersheim, Generalmajor Graf Wal¬ is, ferner Fürst Karl Schwarzenberg, Fürst Karl Auersperg, Fürst Ferdi¬ nand Lobkowitz, Graf Silva=Tarouca, Graf Erwin Nostitz, Fürst Starhem¬ berg, Graf Andrassy, Alexander van der Straten, Graf Lonyay, Botschafter Prinz Hohenlohe=Schillingsfürst,Graf Zichy, Graf Leopold Sternberg, Graf Harrach, Markgraf Pallavicini, Graf Wilczek, Fürst Johann Schwarzenberg, der Bruder des verblichenen Erzher¬ zogs, Ferdinand Burg, und eine große Zahl anderer Mitglieder des Hoch¬ adels und ihre Damen. Offiziere des Ulanen=Regiments Nr. 7 und des Dragoner=Regiments Nr. 4 besorgten die Ehrenwache zu beiden Sei¬ ten der Särge. Der Hofstaat, die Mit¬ glieder der Militärkanzlei und zahlreiche andere Trauergäste bildeten vor dem Eingange der Kirche ein Halbrund, an welchem vorbei die Trauergäste in die Kirche einzogen. Nachdem der Hof und der Hofstaat in der Kirche versammelt waren, wurden die Kinder des ver¬ blichenen Paares aus dem Schlosse ge¬ holt. Als Prinzessin Sophie und die Prinzen Max und Ernst die Kirche be¬ traten, ging eine tiefe Bewegung durch die Reihen der Andächtigen. Nunmehr begann die feierliche Einsegnung, welche der Dechant von Maria Taferl, Dob¬ ner v. Dobernau, unter Assistenz des Bischofs von Großwardein, des Lehrers des verblichenen Erzherzogs in der ungarischen Sprache, Dr. J. Lanyi, des Abtes des Stiftes Tepl, H erren¬ hausmitgliedes Pater Helmer, ferner des Beichtvaters des verblichenen Erz¬ herzogs, Dr. Fischer, des Schlo߬ kaplans von Konopischt Pater Ne¬ grini, des Professors Dr. Kollar, sowie der Patronatsgeistlichkeit vornahm. Den musikalischen Teil des Requiems besorgte der Sängerchor der St. Ste¬ phanskirche in Wien. Wenige Minuten nach halb 12 Uhr hoben Hausoffiziere der Wiener städt. Leichenbestattungsan¬ stalt die beiden Särge und trugen sie über die Stufen in den Park. An der untersten Stufe angelangt, über¬ nahmen Wachtmeister des Ulanenregi¬ ments Nr. 7 und des Dragonerregi¬ ments Nr. 4 die Särge und trugen sie durch das Parktor zur Gruft. Den

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