Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1915

166 platz sich bewegte. Hinter dem Schwib¬ bogen hatten zwei Kompagnien des In¬ fanterieregiments Nr. 82 zu beiden Seiten der Straße in einem Gliede Aufstellung genommen. Sie rangierten sich als ambulantes Spalier zu beiden Seiten des Zuges. Auf dem äußeren Burgplatze hatten zur Bildung der Spaliere zwei Kompagnien des Land¬ wehrinfanterieregiments Nr. 24 Aufstel¬ lung genommen. Zwischen den beiden Denkmälern hindurch und an dem neuen Trakt der Hofburg vorbei, setzte der Kondukt seinen Weg zum äußeren Burg¬ tor fort; die Burgtorwache trat ins Gewehr. Nun bog der Kondukt auf den Burgring ein. Trommelwirbel er¬ tönt. Der Konduktkommandant, FML. Kritek, leistet dem toten Erzherzog die Ehrenbezeugung. Die schwarzumflor¬ ten Fahnen senken sich allenthalben, und das Publikum grüßt die beiden Toten. Den ganzen Weg entlang senken sich die Fahnen, ertönt dumpfer Trommel¬ wirbel des Generalmarsches. Auf der Mariahilferstraße sah man in allen Häusern Kopf an Kopf die Leute in den Fenstern. Vor der ehe¬ maligen Linie standen Tausende und des Tausende aus allen Bezirken Westens. Knapp vor dreiviertel 11 Uhr hatte die Spitze des Zuges den Bahnhof er¬ reicht. Auch der Westbahnhof hatte tie¬ fen Trauerschmuck angelegt. Der Hof¬ wartesaal war in eine Kapelle umge¬ wandelt und schwarz ausgeschlagen. In¬ mitten standen zwei Katafalke für die Särge. Auf dem Perron des Bahn¬ hofes war eine Ehrenkompagnie mit der Fahne und Musik des Landwehrinfan¬ terieregiments Nr. 24 aufgezogen. Am linken Flügel der Kompagnie hatten Aufstellung genommen: Korpskomman¬ dant G. d. J. Schemua, der Land¬ wehrdivisionär FML. Kreysa, der Bri¬ gadier der Landwehr, der Stadtkom¬ mandant F3M. Wikullil, der Kom¬ mandant des Regiments Oberst Pod¬ hajski, der Bataillons= und Kompag¬ niekommandant. Aus der ganzen Stadt waren sämt¬ liche dienstfreien Generale, Stabs= und Oberoffiziere, dann die Militärbeam¬ ten zusammengeströmt, um auch hier von dem toten Thronfolger Abschied zu nehmen. Im Hofwartesaal hatten sich einge¬ funden: die Erzherzoge Peter Ferdi¬ nand, Josef Ferdinand, Leopold Sal¬ vator, Franz Salvator, Friedrich, Karl Stephan, Eugen, Karl Albrecht und Josef und Prinz August Leopold von Sachsen=Koburg und Gotha, die Ge¬ neralität, Polizeipräsident Freiherr v. Gorup, Staatsbahndirektor Ministerial¬ rat Dr. Kolisko, Staatsbahndirektor¬ Stellvertreter Hofrat Dr. Schmitz, Sta tionsvorstand Oberinspektor kaiserlicher Rat Zawadil, Polizeibezirksleiter Pol.= Rat Sturminger und Polizeirat Spiel¬ vogel. Bis auf den Bahnhof hinein wa¬ ren die Hochrufe hörbar, die den Erz¬ herzog Karl Franz Josef begrüßten, der gegen ¼11 Uhr kam. Auf dem ganzen Wege hatte ihn das Publi¬ kum bejubelt. Durch das schwarz verhängte Por¬ tal, das die Wappen des Verblichenen schmückten, trugen Unteroffiziere den Sarg des Erzherzogs, Kammerdiener und Leiblakaien den der Herzogin von Hohenberg. Trabantenleibgarden und Leibgardereiter geleiteten sie in den Hofwartesaal. Dort wurden die Särge auf die Katafalke gestellt. Die Gar¬ den bezogen die Ehrenwache. Erzherzog Karl Franz Josef und die anderen Mitglieder des Kaiserhauses nahmen in den Kniebänken Platz und Hofburgpfar¬ rer Dr. Seydl nahm mit Assistenz der Hofgeistlichkeit die Einsegnung der Leichen vor. Dann hoben wieder die Unter¬ offiziere den Sarg des Erzherzogs, Leib¬ kammerdiener und Leiblakaien den der Herzogin und trugen ihn auf den Per¬ ron. Trommelwirbel setzte ein. Der Generalmarsch ertönte. Die Kompagnie

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