Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1915

7 Triester Trauergäste eingefunden. Dem Meer zu hatten die Generalität, die Admiralität und die Offiziere Aufstel¬ lung genommen. Auf der rechten Seite der Gerüste hatten sich Statthalter Prinz zu Hohenlohe, die Spitzen der staatlichen Behörden und Aemter und anschließend daran die gesamte Triester Staatsbeamtenschaft versammelt. Daran schloß sich auf beiden Seiten an der Riva eine äußerst große Zahl der ver¬ schiedensten Vereine, sowie Abordnun¬ gen aus Kreisen der Industrie, Schiff¬ fahrt, des Handels, der finanziellen Unternehmungen und Gesellschaften. Hin¬ ter den Gerüsten war eine Ehrenkom¬ pagnie der Kriegsmarine aufgestellt während sich rechts der Gemeinderat mit dem Bürgermeister Valerio und die Mit¬ glieder der Handels= und Gewerbekam¬ mer mit dem Präsidenten v. Scara¬ maga an der Spitze versammelt hatten. Knapp hinter den Gerüsten harrte die Geistlichkeit mit dem Bischof von Triest und dem Bischof von Parenzo¬ Pola an der Spitze der Ausschiffung der Leichen. Die in die Kriegsflagge eingehüllten Särge wurden von Bord des Kriegs¬ schiffes auf eine mit großem Trauer¬ schmuck verhängte und mit brennenden Lampen versehene Plätte überschifft, worauf sich diese, von einem Tender gezogen, der Riva zu in Bewegung setzte. Um dreiviertel 8 Uhr war die Plätte mit den Särgen bei der Riva angelangt. Während die Särge unter dem Geschützsalut der Schiffe und un¬ ter dem Geläute aller Kirchenglocken von Marineunteroffizieren ans Land ge¬ schafft wurden, entboten die Trauer¬ gäste den irdischen Hüllen des Erzher¬ zogs Franz Ferdinand und seiner hohen — Gemahlin einen stillen Gruß das Militär durch militärischen Salut, die Zivilpersonen durch Entblößen des Hauptes. Nachdem die Särge auf die Gerüste gehoben worden waren, nahm Bischof Dr. Karlin die kirchliche Einsegnung 161 vor, während neuerdings der Geschütz¬ salut der Kriegsschiffe ertönte. Nach der Einsegnung wurden die Särge auf zwei bereitstehende Leichenwagen ge¬ hoben. Nun ordnete sich der Zug, welcher von einer Abteilung berittener Sicher¬ heitswache eingeleitet wurde. Hierau folgten die sieben Blumenwagen. Da¬ ran schloß sich die gesamte Geistlich¬ keit in langer Reihe. Dann kam der Leichenwagen mit dem Sarge der Her¬ zogin von Hohenberg, hierauf der zweite Leichenwagen mit dem Sarge des Erzherzogs Franz Ferdinand Knapp hinter dem Leichenwagen reihte sich das Gefolge der beiden Verblichenen, hinter demselben schritten der Statthal¬ ter, der Marinekommandant, der Bür germeister, die Admirale und Generale, der Handelskammerpräsident und die hohen Zivilbeamten. Hierauf folgte das Offizierskorps, die Staatsbeamtenschaft, der Gemeinderat, die Mitglieder der Handels= und Gewerbekammer, worauf sich in langer Reihe die verschiedenen Körperschaften und Abordnungen an¬ schlossen. Den Zug beschlossen zwei Mi¬ litärkompagnien und eine Abteilung be¬ rittener Sicherheitswache. Der Zug bewegte sich durch ein aus allen Bevölkerungsschichten gebildetes dichtes Spalier durch die Straßen. In lautloser Ergriffenheit und entblößten Hauptes erwartete die Menge den Zug der den Weg am Statthaltereipalais vorbei über die Piazza Grande nahm, von wo er auf den Börseplatz und auf den Korso einschwenkte, um dann in die Via Caserma einzubiegen. Von dort gelangte er über den großen Kasernen¬ platz zum Südbahnhof. Alle Häuser in diesen Straßen tru¬ gen reichen Trauerschmuck. Alle Straß ßenlaternen sowie die Beleuchtungskör¬ per der Geschäftsläden, die gleichfalls mit Trauerflor umhangen waren, brann¬ ten beim Vorüberziehen des Zuges. Nach ¼10 Uhr traf der Trauerzug vor dem Südbahnhof ein. 18

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