Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1915

152 der sie 950 dem Herzog Heinrich von Bayern übergab. Unter Kaiser Otto II. kam die Enns¬ burg 977 wieder unter die Passauersche Herrschaft, bis endlich 1030 die steirischen Ottokare als Eigentümer erscheinen. Diese erbauten auf dem Georgen¬ berge (heutiger Schloßpark) eine dem heil. Georg geweihte Kapelle eine Villa und ein Jagdschloß. In der herzoglichen Villa am Ge¬ orgenberge fand am 14. März 1176 eine glänzende Zusammenkunft mächtiger Für¬ sten statt. In diesem Schlosse wurde 1186 der wichtige Vertrag zwischen Ottokar VIII. und Herzog Leopold V. geschlossen, nach welchem Steiermark nach dem Tode des ersteren (1192) an Oesterreich fiel. Von diesem Gute aus verlieh auch Leopold VI. der Glorreiche den Ennsern am 22. April 1212, das berühmte Stadt¬ recht. In der Zeit des Faustrechts wurden die Herren von Spielberg Besitzer der Stadt und der Burg. Dieselben ver¬ kauften ihren Besitz an Kaiser Rudolf von Habsburg. Im Laufe der Zeit wurde die Enns¬ burg vernachlässigt. Die Habsburger bauten sich eine neue Burg in der Nähe der jetzigen Pfarrkirche. Kaiser Matthias ein eifriger Jagdfreund, hielt sich in der elben gerne auf. Unter Kaiser Josef I. wurde diese Burg ein Privatbesitz, den sich drei Käufer teilten. Die Ge¬ bäude auf dem Georgenberge sowie auch die Ennsburg verfielen gänzlich. Georg Gienger, Geh. Rat des Kaisers Ferdinand I., erbaute um die Mitte des 16. Jahrhunderts, das jetzt bestehende Schloß Ennsegg. Er starb auch da¬ selbst 1577. Sein Grabstein ziert die Rückwand des Presbyteriums hinter dem Hauptaltar der Stadtpfarrkirche. Der nächste Besitzer war Graf von Starhemberg. (Belagerung durch den Bauernhauptmann Wurm am 27. Juni 1626.) 1630 scheint als Besitzer Otto Josef Freiher von Kirchberg und 1642 sein Sohn Otto Ludwig auf. Die beiden fanden in der bereits verschwundenen Maria Angerkirche ihre Begräbnisstätte. Als weitere Besitzer scheinen urkundlich auf: Die Witwe des Letztgenannten, eine geborene v. Hoyos (1655), David Un¬ gnad „des hl. röm. Reiches Graf zu Weißenwolf“. Das von ihm angekaufte Schloß verblieb bis 1722 in den Händen dieser Familie, die aus Ostfranken tammte. In diesem Jahre vermählte sich Maria Anna Josefa (Tochter des Grafen Franz Anton Ungnad v. Weißen¬ wolff) mit Johann Wilhelm Fürsten von Trautson, die als Mitgift die Herrschaften Köppach, Roith und Ennsegg erhielt. In dieser Periode war das Schloß Ennsegg einer landschaftlichen Lage wegen auf Durchreisen von Kaisern, Königen und Fürsten besucht. 1741 weilte durch 8 Tage der bayrische Kurfürst Karl Albrecht mit seiner Generali¬ tät hier. 1744 vermählte sich die Erbtochter des Fürsten Trautson mit Karl Josef Anton Fürsten von Auersperg. 1809 schlug der unersättliche Eroberer Napoleon I. und dessen Marschall Mar¬ mont im Schlosse Ennsegg sein mehr¬ tägiges Hauptquartier auf Am 10. März 1810 nahm Kaiser Franz I. in Ennsegg von seiner Tochter Maria Luise, bevor sie die Gemahlin des Kaisers Napoleon I. wurde, Abschied. 1816 konnte Enns abermals eine Kaiserbraut, Maria Karoline Augusta von Bayern begrüßen. (Angetraut dem Kaiser Franz I. von Oesterreich). 1838 nahm Kaiser Ferdinand I. auf einer Durchreise im Schlosse Absteig¬ quartier. Erzherzogin Sophie (die Mutter unseres Monarchen) nahm hier auf ihren Hin= und Rückreisen von Ischl zu wieder¬ holtenmalen Aufenthalt. Fürst Vinzenz Auersperg ließ in den Dreißigerjahren den schönen Park anlegen. Fürst Vinzenz Auersperg starb am 6. Februar 1880. Nach seinem Tode übernahm dessen Schwester Landgräfin Karoline Fürsten¬ berg und nach ihrem Tode ihr Sohn, der Besitzer der Herrschaft Weitra in Niederösterreich, Ennsegg=Köppach und Roith. Vor mehreren Jahren war Enns¬ egg im Sommer der Lieblingsaufenthalt unserer Kaiserstochter.

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