Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1915

— Die römische Grenzfeste Lauriacum erreichte ihre höchste Blüte 370 n. Chr. Lauriacum blühte zur römischen Stadt empor. Die Sicherheit, die das Lager so und Castell bot, sowie die Bedürfnisse vieler Soldatenfamilien, zogen Handels¬ und Gewerbsleute herbei. Die Reichen bauten sich in der Umgebung Villen, es wurden zahlreiche kostbare Baudenkmäler errichtet, wie: Statuen, Tempel, Bäder, — Waffenhäuser, Saulengänge 2c. Lebendige Zeugen dieser Zeit sind die durch die fortgesetzlen Ausgrabungen zu Tage be¬ förderten Schätze für das städtische Mu¬ eum. Es dürfte wohl keinen Ort in unserem großen Vaterlande geben, der die Erinnerung an römische Schätze in so hohem Grade vereinigt, wie die Stadt Enns. Im Jahre 450 u. Chr. finden wir in Lauriacum den hl. Severinus, der durch sein Ansehen und die Macht seiner Rede es dahin brachte, daß die Noriker die Oberhoheit des an die Enns rücken¬ den Königs der Rugier anerkannten, so¬ daß er dadurch Lauriacum vor einer großen Gefahr rettete. In den Jahren 450—457 drangen die barbarischen Horden (Hunnen) mordend und brennend plündernd und verwüstend in das römische Reich ein. Lauriacum blieb lange unbezwingbar. Es fiel erst im Jahre 480 durch die wiederholten Anstürme der germanischen Alemanen. Lauriacum wurde 576 n. Chr. von den Slaven überflutet und 738 n. Chr. von den Avaren gänzlich zerstört. Die Bayern beschichtliches vom Schloß Ennsegg liegt am nordöst¬ lichen Ende des alten Grenzstädtchen Enns an einem Punkte mit einer ent¬ zückenden Fernsicht. Zu Füßen des Be¬ schauers, zwischen Obstbäumen versteckt, befindet sich der Vorort Reintal und das Bett der grünen Enns. Am jenseitigen Ufer erblicken wir den Ort Ennsdorf und angrenzend St. Valentin. In der Ferne taucht der schneebedeckte Oetscher und die ganze malerische Alpenkette bis zur Prielgruppe auf. Nach Norden be¬ merken wir das Silberband der Donau. 151 nahmen nun vollständigen Besitz von unserem Oberösterreich. Mit dem mäch¬ tigen römischen Reiche ging auch die vor¬ geschrittene Kultur und Bildung desselben zugrunde. An Stelle der zerstörten Stadt erhob sich 901 n. Chr. das Dorf Lorch und die Ennsburg. Neben der Ennsburg entstand dann um das Jahr 1030 die Stadt Enns, die anfänglich als Lehen in verschiedene Hände fiel. Vom 1030 bis 1192 finden wir die Stadt Enns die sich zu einer blühenden Handelsstadt emporschwang, unter der Herrschaft der Traungauer (der steierischen Ottokare). Das rege Treiben der Bewohner, be¬ günstigt durch die vielfachen Verkehrs¬ wege, erzeugten in der Stadt eine Wohl¬ habenheit. Als Lieblingssitz der regierenden Landesfürsten erhielt die Stadt Enns reichliche Begünstigungen, so zwar, daß ie die bedeutendste Stadt der damals so¬ genannten bayrischen Mark (d. i. Ober¬ österreich) wurde. (Stadtrecht 1212. Im Jahre 1490 beschützte die Stadt Enns das ganze Land vor den Einfällen der Magyaren und gab dadurch der Stadt Linz Gelegenheit, sich zur Landes¬ hauptstadt emporzuschwingen. Mit Ende des Mittelalters schloß die 500 Jahre bestehende hohe politische und kommerzielle Bedeutung der Stadt Enns ab Im Jahre 1626 erwies sich die Stadt Enns neuerdings während der Bauernaufstände als Festung, welche Be¬ deutung im 18. Jahrhundert verloren ging. Schloß Ennsegg. Im Jahre 901 wurde hier vom bay¬ rischen Herzog Luitpold zum Schutze gegen die räuberischen Einfälle der Ma¬ — gyaren die Anasi — oder Ennsburg errichtet. Ueber die Freisprache des Bischofs Richarius v. Passau wird die Ennsburg kurz nach ihrer Gründung vom König Ludwig dem Kinde dem Kloster St. Flo¬ rian zugewiesen. Später überließ St. Florian die Burg wieder dem Bischof Adalbert von Passau,

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